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Session: 30.01.2001
betreffend Planung der Pädagogischen Fachhochschule (PFH)

Im Bildungswesen ist sehr viel im Umbruch. Ende 2001 ist dem Rat eine Informationsschrift versprochen worden zu aktuellen und geplanten Entwicklungstendenzen im Bildungswesen. Die Unsicherheit ist heute bei Lehrern und Behörden in den Schulgemeinden gross.

1998 hat das Volk zur Pädagogischen Fachhochschule (PFH) ja gesagt. Die Ausbildungsstätte, welche für die Bündner Volkschule von grösster Wichtigkeit ist, muss ihren Betrieb im August 2003 aufnehmen. Weder das Parlament noch die Öffentlichkeit sind ausreichend über den Stand der Arbeiten informiert.

Darum bitten wir die Regierung die folgenden Fragen zu beantworten:

1. Welchen Stand haben die Planungsarbeiten bis heute erreicht und welche Arbeiten sind bis zur Eröffnung im August 2003 noch abzuschliessen?
2. Werden alle Schülerinnen und Schüler, welche die Matura bestanden haben, prüfungsfrei in die PFH aufgenommen?
3. Müssen besondere Kenntnisse z.B. in Musik und Sport nachgewiesen werden?
4. Welche Bedingungen müssen Berufsmaturanden oder Absolventen mit einem anderen Berufsabschluss erfüllen?
5. Mit wie vielen Studierenden an der PFH wird gerechnet?
6. Wie sieht die Ausbildung der Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin in Zukunft aus?
7. Welche Möglichkeiten haben die jetzt ausgebildeten Handarbeitslehrerinnen in Zukunft?
8. Welche Berufsabschlüsse bietet die PFH an?
9. Sind die zukünftigen Primarlehrpersonen genügend ausgebildet, um eine Einklassen-, Mehrklassen- oder Gesamtschule zu unterrichten?
10. Welches sind nach Auffassung der Regierung die Kernaufgaben der Primarschule?
11. Es muss uns allen wieder bewusst werden, dass wir zum Lehrerberuf Sorge tragen müssen. Wie kann der Primarlehrerberuf aufgewertet werden, damit in Zukunft wieder vermehrt auch Männer diesen Beruf wählen?

Chur, 30. Januar 2001

Namen: Scharplatz, Caviezel, Feltscher, Ambühl, Bär, Barandun, Bühler, Butzerin, Casanova (Vignogn), Cathomas, Catrina, Cavegn, Christoffel, Claus, Conrad, Demarmels, Dermont, Federspiel, Furrer, Geisseler, Giacometti, Giuliani, Gunzinger, Hanimann, Hardegger, Hartmann, Hess, Jäger, Janett, Joos, Kehl, Keller, Kessler, Lardi, Locher, Loepfe, Looser, Luzi, Luzio, Maissen, Märchy, Marti, Michel, Nick, Parolini, Parpan, Patt, Pfenninger, Portner, Rizzi, Robustelli, Schmid (Sedrun), Schmid (Splügen), Schütz, Suter, Telli, Thomann, Toschini, Tremp, Tuor (Trun), Valsecchi, Walther, Wettstein

Session: 30.01.2001
Vorstoss: dt Interpellation

Antwort der Regierung

Der Zeitplan der Planung der Pädagogischen Fachhochschule sieht im Hinblick auf die Aufnahme des Unterrichtsbetriebs im Herbst 2003 vor, dass die Studienpläne zu Beginn des Jahres 2002 vorliegen.

Zu den konkreten Fragen nimmt die Regierung folgendermassen Stellung:

1. Zurzeit werden prioritär die Studienpläne der Grundausbildungen an der Pädagogischen Fachhochschule erarbeitet. Parallel dazu befasst sich die Projektleitung mit den Bereichen Personal, Infrastruktur, Forschung und Entwicklung, Dienstleistungen. Die Lehrerweiterbildung ist bereits vom EKUD an die PFH transferiert worden. Die Planungsarbeiten sind auf die Erlangung der schweizerischen Anerkennung der Ausbildungsabschlüsse und auf die Verhältnisse im Kanton Graubünden ausgerichtet. Informationen über den aktuellen Stand der Planung sind über www.pfh.gr.ch erhältlich.
2. Ja.
3. Nein; es werden keine über die Maturitätsanforderungen hinausgehenden Kenntnisse verlangt.
4. Für Inhaberinnen und Inhaber eines Diploms einer Diplommittelschule, einer Handelsmittelschule, einer Berufsmaturität und für Berufsleute mit mehrjähriger Berufspraxis wird zur Ergänzung der Vorbildung ein Zusatzmodul Allgemeinbildung vor Studienbeginn konzipiert. Dieses dauert maximal ein Jahr und vermittelt unter Berücksichtigung der individuellen Vorkenntnisse jene Inhalte, die für die Ausbildung an der PFH relevant sind.
5. Die Planung basiert auf einer Annahme von 300 Studierenden in der Grundausbildung. Diese Studierendenzahl ist mittel- bis langfristig anzustreben. Dazu kommen die Absolventinnen und Absolventen von Weiterbildungskursen und Nachdiplomausbildungen.
6. Handarbeit beziehungsweise textiles Werken wird in die Grundausbildung der Primarlehrpersonen integriert, Hauswirtschaft in diejenige der Lehrpersonen der Sekundarstufe I, da die bisherige Ausbildung schweizerisch nicht anerkannt wird.
7. Die Lehrberechtigungen der Lehrpersonen für Handarbeit und Hauswirtschaft behalten ihre Gültigkeit. Die Stellensituation ist zur Zeit gut. An der Pädagogischen Fachhochschule wird zudem ein Angebot zum Erwerb von Lehrberechtigungen für weitere Fächer der Primarschule aufgebaut.
8. An der Pädagogischen Fachhochschule können das Diplom für Kindergartenlehrpersonen und das Diplom für Primarlehrpersonen erworben werden.
9. Die breite Unterrichtsbefähigung und der hohe Praxisanteil in der Ausbildung tragen diesem Anliegen Rechnung.
10. Das Ziel der Primarschule ist in Art. 25 des Gesetzes für die Volksschulen des Kantons Graubünden formuliert: „Die Primarschule vermittelt den Schülern die Grundelemente der Bildung. Als Grundschule schafft sie die Voraussetzungen für den Besuch der anschliessenden Schulen.“ Nach Auffassung der Regierung besteht die Kernaufgabe dieser Schulstufe in der Vermittlung der Kulturtechniken.
Die Regierung teilt die Auffassung der Interpellantinnen und Interpellanten, dass zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf Sorge zu tragen ist. Eine Aufwertung des Primarlehrer- beziehungsweise Primarlehrerinnenberufs hängt wesentlich von einer zeitgemässen Ausbildung, von attraktiven Rahmenbedingungen und von der Positionierung des Berufsstandes in der Öffentlichkeit ab.

27. Februar 2001