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Session: 01.06.2001
Die Armee plant seit längerer Zeit Reformen unter dem Titel ”Armee XXI”. Dabei sollen durch neue Konzeptionen und Modelle der geänderten politischen Situation in Europa und der Welt Rechnung getragen werden. Auch soll durch noch mehr Aufrüstung mit modernsten, hochtechnisierten und komplexen Waffensystemen die Armee effizienter und schlagkräftiger werden.

Die Reform hat auch für unseren Kanton einschneidende Veränderungen geplant. So sollen die Gebirgskantone durch die Auflösung des Gebirgsarmeekorps ihre traditionellen Armeeformationen verlieren, während das Mittelland mit hochtechnisierten, sehr flexiblen und beweglichen Flachland-Brigaden verteidigt werden soll.

Als Folge davon soll auch der Train abgeschafft werden. Damit geht ein im schwierigen Gelände des Voralpen- und Gebirgsraumes unerlässliches Mittel zur Unterstützung der Kampftruppen und zur Bewältigung von Aufgaben im Bereich Transport, Versorgung, Katastrophenhilfe und Hilfe an die Bevölkerung unwiederbringlich verloren. Nicht zu vergessen ist auch der Verlust im volkswirtschaftlichen Bereich (Handwerk, Pferdezucht, etc.). In diesem Zusammenhang wird auch die Trainschule St. Luziensteig aufgelöst werden. An deren Stelle soll im Rahmen der Armee XXI ein Kompetenzzentrum Armeepferd in Sand BE geschaffen werden. Die weitere Nutzung des Waffenplatzes St. Luziensteig wird in Zusammenarbeit mit der Schiessschule Walenstadt erfolgen.

Damit auch in Zukunft der Kanton Graubünden über Truppen verfügt, die den spezifischen topographischen Verhältnissen dieses Gebirgskantons angepasst sind, wird die Regierung ersucht:

1. alles zu unternehmen, dass Gebirgsarmee-Einheiten auch in der Armee XXI beibehalten, modernisiert und standortgebunden eingesetzt werden.
2. dahingehend mitzuwirken, dass der Train als integraler Teil der Gebirgstruppen in der Armee XXI seinen Platz gemäss dem neuen Train-Einsatzkonzept weiterhin behält sowie den Erhalt des Pferdes in der Armee sichern zu helfen.
3. durch geeignete Massnahmen und Konzeptionen dafür zu sorgen, dass die Umstrukturierung und künftige Nutzung des Waffenplatzes St. Luziensteig ohne Verlust der wirtschaftlichen Bedeutung erfolgt.
4. durch weiterführende Massnahmen zu prüfen, in welcher Form die traditionelle Verbindung: St. Luziensteig Train Armeepferd auch künftig aufrecht erhalten werden kann.

Chur, 31. Mai 2001

Namen: Hanimann, Möhr, Schmid (Vals), Bär, Battaglia, Bischoff, Brüesch, Bucher, Bühler, Capaul, Casanova (Vignogn), Cathomas, Caviezel, Christ, Christoffel, Conrad, Crapp, Dalbert, Farrér, Federspiel, Feltscher, Giovaninni, Godly, Hartmann, Jäger, Jenny, Joos, Juon, Kessler, Lardi, Lemm, Maissen, Märchy, Marti, Montalta, Nick, Parolini, Peretti, Portner, Quinter, Ratti, Rizzi, Roffler, Schmid (Sedrun), Stiffler, Suenderhauf, Suter, Telli, Thomann, Thöny, Trachsel, Tuor (Trun), Zarro, Zegg

Session: 01.06.2001
Vorstoss: dt Postulat


Antwort der Regierung

Anlässlich der ersten Präsentation des Armeeleitbildes äusserte sich Bundesrat Schmid dahingehend, dass in der Armee XXI auf den Train verzichtet werde. Davon war allerdings vorher nie die Rede. Zudem war lediglich ein Jahr früher mit dem Bundesamt für Kampftruppen noch über die Verlegung des Trains in ein Tierkompetenzzentrum im Sand/Schönbühl diskutiert worden. Auch im damaligen Leitbild selbst fand sich kein Hinweis auf einen Verzicht auf den Train.

In der Zwischenzeit ist die überarbeitete Fassung des Armeeleitbildes samt der Militärgesetzgebung in die Vernehmlassung geschickt worden. Auch dieser Fassung des Armeeleitbildes ist nicht zu entnehmen, dass der Train abgeschafft werden soll. Verschiedene Gebirgskantone und auch die Regierung des Kantons Graubünden sprechen sich in der Vernehmlassung ausdrücklich für die Beibehaltung dieser Truppengattung aus.

Zu den einzelnen Ziffern des Postulats nimmt die Regierung wie folgt Stellung:

1. Im Entwurf zum Armeeleitbild XXI sind zwei Gebirgsbrigaden vorgesehen. In der Vernehmlassung zum Armeeleitbild hat sich die Regierung zusammen mit den anderen Gebirgskantonen dafür eingesetzt, dass die Gebirgstruppen noch zusätzlich verstärkt werden, indem eine dritte Gebirgsbrigade gefordert wird, damit die Alpentransversalen Graubünden, Gotthard und Wallis von je einer Gebirgsbrigade geschützt werden können.


2. Im Gebirge und für die Gebirgstruppen ist der Train das einzig sicher einsetzbare Transportmittel, wenn wegen schlechter Witterung Helis nicht fliegen oder Fahrzeuge in unwegsamem Gelände nicht mehr eingesetzt werden können. Die Regierung hat sich deshalb immer für die Beibehaltung des Trains eingesetzt und sich auch in der Vernehmlassung zum Armeeleitbild erneut klar für den Train ausgesprochen.

3. In der Armee XXI wird der Waffenplatz St. Luzisteig zusammen mit Chur zum Lehrverband Ost gehören, in welchem im Wesentlichen die mechanisierte Infanterie ausgebildet werden soll. Damit ist zu erwarten, dass der Waffenplatz St. Luzisteig und auch Chur noch besser ausgelastet sein werden als bisher.

4. Die traditionelle Verbindung St. Luzisteig Train Armeepferd kann aus sachlichen Gründen nicht mehr aufrecht erhalten werden. In der Armee XXI werden die Gesamtbestände massiv reduziert. Davon ist auch der Train betroffen. Die Train-Schulen sind aber schon heute so klein, dass in der Armee XXI höchstens noch eine Rekrutenschule im Jahr durchgeführt werden könnte. Durch die Schaffung eines Kompetenzzentrums Armeetiere (Zusammenfassung von Train, Veterinärdienst, Hufschmiede und Hunde) wird ein Bestand erreicht, der die Durchführung von ordentlichen, wenn auch kleinen, Rekrutenschulen ermöglicht. Die wirtschaftliche Bedeutung des Waffenplatzes St. Luzisteig lässt sich nur erhalten, wenn die mechanisierte Infanterie dort ausgebildet werden kann. Mit dem Train allein könnten die Arbeitsplätze nicht gesichert werden. Eine solche Konzentration auf den Train hätte den Verlust von Arbeitsplätzen zur Folge und würde unweigerlich dazu führen, dass die Frage nach der Existenzberechtigung des Trains Auftrieb erhalten würde.