Navigation

Inhaltsbereich

Session: 21.04.2010
In den vergangenen drei Jahren wurde der Berninapass infolge sehr strenger Winter mehrere Male geschlossen. Das Problem hängt nicht mit der Unmöglichkeit der Strassenräumung zusammen, sondern mit der Lawinengefahr, welche die Strasse auf Passhöhe an drei bekannten Stellen gefährdet.

Zur Beseitigung des Problems wurden Windschutzanlagen erstellt, welche die Bildung gefährlicher Schneemassen verhindern sollen, sowie Sprengmasten mit Fernsteuerung.

Am 23. März 2010 wurde der Pass nach einer Woche starken Schneefalls und einem beträchtlichen Temperaturanstieg vorübergehend geschlossen, damit verschiedene Sprengladungen gezündet und der Pass gesichert werden konnte.

Um 15.30 Uhr des darauffolgenden Tages ging wider Erwarten eine Lawine an einer der drei bekannten Stellen nieder, welche die für den Verkehr geöffnete Strasse verschüttete. Bevor die Strasse geräumt werden konnte, musste die Spezialeinheit der Rega gerufen werden, um eine Verschüttung von Menschen auszuschliessen. Die vor Ort Anwesenden konnten nicht mit Sicherheit sagen, dass niemand mitgerissen worden war. Zum Glück war die einzige Folge des Lawinenniedergangs nur eine zweistündige Strassensperrung.

Der Einsatz von Sprengsätzen ist kurzfristig die wirtschaftlichste, aber gewiss nicht die sicherste Lösung. Diese Lösung setzt die Verantwortlichen, welche über die Schliessung und Wiedereröffnung des Passes entscheiden müssen, unter grossen Druck und auferlegt ihnen eine enorme Verantwortung. Im Zweifelsfall entscheiden sie sich vorsichtshalber für die Schliessung.

Obwohl ich mir bewusst bin, dass auf den Strassen keine totale Sicherheit möglich ist, die vorgesetzten Behörden aber die Pflicht haben, der Minimierung der Risiken höchste Priorität einzuräumen, stelle ich der Regierung folgende Fragen:

1. Wer hätte die Verantwortung getragen, wenn dieses Ereignis in einem Unglück geendet hätte?

2. Ist die Regierung der Ansicht, dass eine Lösung mit drei Galerien an den von Lawinen bedrohten Strassenabschnitten eine sicherere und langfristig auch eine wirtschaftlichere Lösung darstellt, wenn man den der regionalen Wirtschaft infolge der ständigen und ungewissen Schliessungen des Passes entgangenen Einnahmen Rechnung trägt?

3. Ist es im Rahmen der Erhöhung der kantonalen Investitionen zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise möglich, in den kommenden drei Jahren diese drei Galerien etappenweise zu realisieren?

Chur, 21. April 2010

Mengotti, Plozza, Arquint, Bezzola (Samedan), Bezzola (Zernez), Bondolfi, Brantschen, Butzerin, Campell, Casparis-Nigg, Casty, Casutt, Caviezel (Pitasch), Christoffel-Casty, Conrad, Fasani, Giovanoli, Hartmann (Champfèr), Jenny, Keller, Kessler, Koch, Noi-Togni, Parolini, Pedrini, Peer, Perl, Ratti, Righetti, Stoffel, Tenchio, Toschini, Clalüna, Cortesi, Furrer-Cabalzar, Largiadèr

Antwort der Regierung

Das Thema Wintersicherheit am Berninapass wird seit Jahrzehnten intensiv diskutiert. Dazu haben denn auch verschiedene Untersuchungen, Projektstudien, Besprechungen, Begehungen und Briefwechsel stattgefunden.

Im März 2007 hat die Regierung ein Massnahmenprojekt genehmigt, welches zum Ziel hat, die Sicherheitsrisiken am Berninapass zu reduzieren. Die Realisierung erfolgt seit dem Sommer 2007 in Etappen. In den ersten beiden Jahren wurden vor allem Lawinenverbauungen und Kolktafeln gebaut. Ab Sommer 2009 wurden der Geländeabtrag im Bereich Camin vorgenommen und die bestehenden Sprengseilbahnen bei Baracon durch drei Sprengmasten ersetzt.

Aufgrund der andernorts gemachten Erfahrungen erachten die Lawinenspezialisten den Bereich Baracon als idealen Einsatzort für Sprengmasten, weil mit dem Ersatz der Sprengseilbahnen die Sprengpräzision stark erhöht und das Risiko für das Betriebspersonal durch die Fernauslösung praktisch auf null reduziert werden kann. Zudem sind auch Sprengungen in der Nacht und somit bei geringem Verkehrsaufkommen möglich. Damit können die Verkehrsbehinderungen verringert werden.

Die zur Erhöhung der Wintersicherheit beschlossenen Massnahmen sind heute fast alle realisiert. Die bisherige Betriebszeit ist jedoch zu kurz, um bereits genügend Erfahrungen gesammelt zu haben und eine abschliessende Beurteilung vornehmen zu können. Erste Erkenntnisse des Betriebspersonals und der Sicherheitsverantwortlichen zeigen aber, dass sich die Massnahmen während dem letzten Winterhalbjahr bewährt haben. Das Tiefbauamt und das Amt für Wald werden die Wirkung der bereits getroffenen Massnahmen weiter beobachten, um bei Bedarf weitere notwendige Verbesserungen realisieren zu können.

Zu den konkreten Fragen äussert sich die Regierung wie folgt:

1. Im Winter besteht auf den Passstrassen stets ein Restrisiko. Ereignisse wie das erwähnte lassen sich nicht gänzlich vermeiden. Aufgrund einer Beurteilung der jeweiligen Situation werden temporäre Schliessungen angeordnet. Wie auf vielen anderen, ebenso gefährdeten Strecken unseres grossen Gebirgsstrassennetzes entscheidet auch auf der Berninastrasse ein Team von Fachleuten über die Offenhaltung der Strasse und übernimmt die entsprechende Verantwortung.

2. Da die Wirkung der in den letzten drei Jahren realisierten Massnahmen noch nicht abschliessend beurteilt werden kann, erachtet es die Regierung als verfrüht, bereits heute weitergehende Projekte zu lancieren, um die insgesamt wenigen Schliesstage der Berninastrasse weiter zu reduzieren. Erweisen sich die seit 2007 realisierten Massnahmen aber als zu wenig wirkungsvoll und kann mit zusätzlichen baulichen Massnahmen zum Schutz der Passstrasse deren Betrieb verbessert und die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmenden erhöht werden, besteht die Möglichkeit, im kommenden Strassenbauprogramm die für Planung und Realisierung erforderlichen Mittel einzustellen.

3. Aufgrund der unter Ziff. 2 gemachten Aussage stellt sich die Realisierungs- bzw. Finanzierungsfrage für die drei erwähnten Galerien vorerst nicht.

07. Juli 2010