Navigation

Inhaltsbereich

Session: 24.10.2012
Es ist eine Tatsache, dass die Schülerzahlen aufgrund der demographischen Entwicklung im Kanton Graubünden stark rückläufig sind. Gemäss statistischen Erhebungen des EKUD wird in den nächsten zehn Jahren allein auf Stufe Mittelschule mit einem Schülerrückgang von rund 600 Lernenden, von heute rund 2'200 auf knapp 1'600 Lernende im Kanton Graubünden gerechnet. Diese Entwicklung wird besonders die Randregionen hart treffen. Etliche Schulen der Sekundarstufe 2 haben heute bereits grosse Probleme, die erforderliche Anzahl Lernende zu rekrutieren, was sich natürlich negativ auf die Kostenstruktur der betroffenen Schulen auswirkt. Es droht ein bildungspolitischer Kahlschlag in den Regionen.

Artikel 89 Absatz 3 der Kantonsverfassung formuliert folgenden bildungspolitischen Auftrag: "Der Kanton sorgt für den Mittelschulunterricht, die berufliche Aus- und Weiterbildung sowie den Zugang zu höheren Fachschulen und Hochschulen. Zu diesem Zweck kann er Schulen führen oder unterstützen. Er achtet auf ein dezentrales Mittel- und Berufsschulangebot und fördert höhere Fachschulen und Hochschulen im Kanton."

Anlässlich der Schliessung der Bündner Fachschule für Pflege (BFP) in Ilanz bekräftigte die Bündner Regierung in ihrem Beschluss vom 31. Oktober 2006  (Protokoll Nr. 1211) ihren Willen, das nachobligatorische Ausbildungsangebot auf der Sekundarstufe 2 am Standort Ilanz weiterhin mitzutragen und mitzufördern. Die demographische Entwicklung ist heute nicht nur ein spezifisches Problem der Surselva, sondern des ganzen Kantons. Daher ist es höchste Zeit, für den Sek. 2-Bereich eine kantonale Strategie für den ganzen Bildungsstandort Graubünden zu entwickeln. Darin soll den Vorgaben der Kantonsverfassung nach einem dezentralen Mittel- und Berufsschulangebot Rechnung getragen werden.

Die Regierung wird beauftragt, innerhalb der nächsten drei Jahre (RP 2013–2016) eine Strategie für ein dezentrales Mittel- und Berufsschulangebot auf der Sekundarstufe 2 auszuarbeiten und umzusetzen.

Chur, 24. Oktober 2012

Casutt-Derungs, Meyer-Grass, Parolini, Albertin, Berther (Disentis/Mustér), Berther (Camischolas), Blumenthal, Bondolfi, Bucher-Brini, Buchli-Mannhart (Safien-Platz), Caduff, Caluori, Casutt, Cavegn, Clalüna, Darms-Landolt, Della Vedova, Dermont, Dosch, Fallet, Fasani, Foffa, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Geisseler, Hitz-Rusch, Kappeler, Kleis-Kümin, Kollegger (Malix), Mani-Heldstab, Märchy-Caduff, Michael (Donat), Niederer, Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Righetti, Stiffler (Davos Platz), Tenchio, Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), Zanetti, Buchli (Felsberg), Camathias, Degonda, Hensel, Monigatti, Patt (Jenaz), Scartazzini, Schlatter, Schucan, Sgier

Antwort der Regierung

Die Kantonsverfassung (KV; BR 110.100) sieht in Artikel 89 Absatz 3 eine dezentrale Verteilung der Mittel- und Berufsschulen vor (GRP 4 | 2002/2003, S. 477 und 478; GRP 5 | 2002/2003, S. 692). Es ist somit Aufgabe des Kantons, dafür zu sorgen, dass ein regionales Angebot für den Mittelschulunterricht sowie die berufliche Aus- und Weiterbildung besteht. Gegenwärtig gibt es im Kanton an den Standorten Chur, Davos, Disentis, Ftan, Ilanz, Samedan, Schiers und Zuoz insgesamt neun Mittelschulen. An den Standorten Chur, Davos, Ilanz, Landquart, Passugg, Poschiavo, Samedan und Santa Maria im Val Müstair befinden sich zehn Berufsfachschulen, zum Teil mit Berufsmaturitätsabteilungen.

Um den in der Kantonsverfassung verankerten Auftrag nach der Aufrechterhaltung eines dezentralen Angebots an Mittel- und Berufsschulen weiterhin erfüllen zu können, muss die geltende Bildungspolitik unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung neu überdacht werden. Aufgrund der errechneten Prognosen des Amtes für Höhere Bildung muss davon ausgegangen werden, dass die Anzahl Schülerinnen und Schüler allein auf der Stufe Mittelschulen bis ins Schuljahr 2022/23 von derzeit 2591 Mittelschülerinnen und Mittelschülern auf rund 2000 Lernende zurückgehen wird. Schon die gegenwärtigen Schülerzahlen der neun Mittelschulen machen deutlich, dass insbesondere die Ausbildungsstätten in den Talschaften von diesem Rückgang stark betroffen sind.

In der beruflichen Grundbildung werden heute im Kanton Graubünden aktuell 4701 Lernende in Berufsfachschulen innerhalb des Kantons ausgebildet. Aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahren ist davon auszugehen, dass auch diese Zahl bis ins Jahr 2022 auf rund 3500 Lernende sinken wird.

Aus Gründen der Unterrichtsqualität und der Anforderungen für eine wirtschaftliche Betriebsführung wird es mittelfristig kaum möglich sein, alle heutigen Ausbildungsstätten beizubehalten. Die Regierung will deshalb im Rahmen eines Berichts überprüfen, wie das bestehende dezentrale Angebot für den Mittelschulunterricht und die berufliche Grundbildung aufrechterhalten werden kann. Dabei ist eine Strategie aufzuzeigen, in welcher Form und Ausgestaltung die Schulen weitergeführt werden können. Anpassungen zur Aufrechterhaltung und Förderung des dezentralen Mittel- und Berufsschulangebots auf der Sekundarstufe II stehen allerdings in Abhängigkeit zur anstehenden Reform des Finanzausgleichs im Kanton Graubünden (FA-Reform). Diese kann frühestens auf 2015 in Kraft gesetzt werden. Deshalb ist es nicht realistisch, bereits jetzt einen Termin für die Umsetzung einer neuen Strategie für ein dezentrales Mittel- und Berufsschulangebot auf der Sekundarstufe II festzulegen.

Die Regierung ist bereit, den Auftrag entgegen zu nehmen. In einem Bericht soll dem Grossen Rat eine Strategie für ein dezentrales Mittel- und Berufsschulangebot auf der Sekundarstufe II unter Beachtung des Geburtenrückganges und anderer Einflussfaktoren unterbreitet werden. Dabei ist eine mögliche Konzentration der Ausbildungsangebote respektive eine Reduktion der Anzahl Ausbildungsstandorte zu prüfen.

05. Dezember 2012