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Session: 05.12.2012
Ausgangslage

1. In die durch das Amt für Energie und Verkehr erarbeiteten Dokumentation über die zu planenden Bahninfrastrukturen wurde das weitsichtige Projekt einer TILO-Verbindung Castione - Roveredo aufgenommen (siehe Dokumentation des AEV GR).

2. Die angesprochene Verbindung, welche in der Studie über die innovativen Projekte leider nicht vertieft wurde, bietet vielseitige Chancen für den Kanton und die Region:

• erstens würde die Industriezone von S. Vittore eine Bahnverbindung erhalten;

• zweitens würde die untere Mesolcina an das TILO-Netz (S-Bahn Tessin Lombardei) angebunden und könnte sich den Agglomerationen Bellinzona und Lugano sowie der Region Lombardei mit dem internationalen Flughafen Malpensa nähern;

• weiter würde die Rolle von Roveredo als regionales Zentrum, welches - wie im Regionalplan vorgesehen - mit einer Endstation mit Park&Rail ausgestattet werden würde, weiter gestärkt und würde der Region grösseren Schwung für deren wirtschaftliche Entwicklung geben.

• In Roveredo sind bereits die Arbeiten für den Rückbau der aktuellen N13 und für die Neugestaltung des Ortskerns vorgesehen. Eine Endstation könnte somit zwecks Eindämmung der Baukosten die Synergien der Baustellen nutzen.

3. In der Tessiner Presse spricht man in letzter Zeit von der Möglichkeit, die sich im Zentrum von Bellinzona befindenden SBB-Werkstätten nach ausserhalb zu verlagern, mit dem Ziel, über wertvollen Boden für Wohn- oder Dienstleistungszwecke mit hohem Mehrwert rund um die zukünftige Haltestelle Bellinzona auf der Alptransit-Linie zu verfügen. Die Industriezone von San Vittore wäre ideal dafür (die Werkstätten benötigen heute ca. 100 000 m2 Boden), insbesondere wenn sie über eine Bahnverbindung verfügen würde. Ausserdem sind die Schweizerischen Bundesbahnen gerade wegen der Alptransit-Eröffnung ständig auf der Suche nach neuen Standorten für ihre Aktivitäten.

Fragen

4. Konkret stelle ich folgende Fragen an die Regierung:

• Wie und innerhalb welcher Zeitspanne ist eine Vertiefung des Projektes zur Anbindung an das TILO-Bahnnetz zwischen Castione und Roveredo Süd vorgesehen?

• Wurde bereits Kontakt mit den Schweizerischen Bundesbahnen zwecks Diskussion über ihren Bedarf an Standorten und über eine allfällige Nutzung eines Teils des Flugplatzareals von San Vittore aufgenommen?

• Wie gedenkt man die Gespräche mit dem benachbarten Kanton Tessin mit dem Ziel einer Zusammenarbeit zum Vorantreiben dieses Projektes aufzunehmen? (Anfänglich war der Kanton Tessin dieser Linie wohlgesinnt, weil er darin die Möglichkeit einer Verbindung bis Chiavenna sah!).

Chur, 5. Dezember 2012

Righetti, Della Vedova, Augustin, Berther (Disentis/Mustér), Berther (Camischolas), Bezzola (Samedan), Blumenthal, Bondolfi, Brandenburger, Caduff, Caluori, Casanova-Maron, Casutt, Casutt-Derungs, Cavegn, Darms-Landolt, Dermont, Dosch, Fallet, Fasani, Geisseler, Giacomelli, Hartmann (Champfèr), Hitz-Rusch, Holzinger-Loretz, Joos, Kleis-Kümin, Kunz (Coira), Marti, Michael (Donat), Michael (Castasegna), Parpan, Sax, Stiffler (Coira), Tenchio, Thöny, Tomaschett-Berther (Trun), Troncana-Sauer, Waidacher, Zanetti, Degonda, Deplazes, Michel (Igis), Monigatti, Müller (Susch), Patt

Antwort der Regierung

Die Erschliessung der vorgesehenen Erweiterung der Arbeitsplatzzone von kantonaler Bedeutung in San Vittore mit einem Bahnanschluss ist Bestandteil des Standortentwicklungsprojektes Flugplatz San Vittore. Das Gesamtkonzept mit einem Umfang von rund 250'000 m2 kann erarbeitet werden, sobald die involvierten Akteure (Gemeinde San Vittore, Regione Mesolcina, Kanton und armasuisse Immobilien) ein Memorandum of Understanding unterzeichnet haben.

Die Option eines Bahngleises entlang der A 13 bis zur regionalen Industriezone in San Vittore ist in den geltenden kantonalen Richtplänen der Kantone Tessin und Graubünden vorgesehen. Der Bund hatte bereits1989 den Bau eines Industriegleises (binario industriale) bis San Vittore auf dem alten Trassee der RhB bewilligt. Ein neues Bahngleis könnte nebst dem Güterverkehr auch für eine Weiterführung der heute in Castione endenden TILO-Züge nach San Vittore - Roveredo genutzt werden. Bei den heutigen langen Wendezeiten der TILO-Züge in Castione von 23 - 46 Minuten könnte dies sogar ohne zusätzliches Rollmaterial erfolgen. Roveredo und San Vittore würden somit wesentlich rascher und komfortabler mit der Agglomeration Bellinzona verbunden. Mit Eröffnung des Ceneri-Basistunnels im Jahre 2019 werden sich zudem auch die Fahrzeiten in die Agglomeration Lugano merklich verkürzen, sodass die Erreichbarkeit der unteren Mesolcina und ihre Attraktivität als Wohn- und Arbeitsplatzstandort nochmals deutlich verbessert werden.

Für Roveredo wurde am 6. Dezember 2012 im Rahmen des Piano d’azione „ricucitura“ (Umbau des Ortskerns nach Verlegung der A 13) ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, welches allerdings kein oberirdisches Bahntrassee in Roveredo mehr vorsieht (am Standort des alten RhB-Bahnhofes). Alternativ müsste eine neue TILO-Endstation zwischen S.Vittore und Roveredo im Raum Sassello vorgeschlagen werden.

Die einzelnen Fragen können somit wie folgt beantwortet werden:

Aus Sicht des Kantons Tessin ist die Verlagerung der SBB-Werkstätte nach San Vittore unerwünscht. Gemäss einer gemeinsamen Pressemitteilung des Kantons Tessin und der SBB vom 29. November 2012 wird der Verkauf von Boden und die Auslagerung von bestehenden oder neuen Aktivitäten weg vom jetzigen Standort kategorisch abgelehnt. Die Wahrscheinlichkeit einer künftigen Verlegung der SBB-Werkstätte vom Tessin nach Graubünden ist deshalb als sehr gering zu betrachten.

Die Regierung teilt die Auffassung, dass eine Verlängerung des TILO-Streckennetzes von Castione bis nach San Vittore - Roveredo neue Chancen zur Weiterentwicklung der unteren Mesolcina mit sich bringen würde. Zudem könnten damit auch Synergien mit dem Anschlussgleis zur regionalen Industriezone San Vittore genutzt werden. Im Zusammenhang mit dem Standortentwicklungsprojekt San Vittore ist die Thematik TILO bereits mit Vertretern des Kantons Tessin vorbesprochen worden. Die in den letzten Jahren im Tessin erfolgreich aufgebauten TILO-Verbindungen könnten nach Graubünden verlängert und das Moesano so direkt an den aufstrebenden Wirtschaftsraum Bellinzona - Lugano angeschlossen werden. Zudem entstünde eine direkte Bahnverbindung nach Milano und via Varese an den interkontinentalen Flughafen Milano-Malpensa.

Mit der Bahnverbindung könnte die Attraktivität der unteren Mesolcina für neue Arbeits- und Wohnplätze erhöht werden. Allerdings wurde das Potential für eine neue Bahnerschliessung bisher von der TILO SA aufgrund der bescheidenen Bevölkerungszahl der unteren Mesolcina sehr vorsichtig bis skeptisch beurteilt. Die Investitions- und Betriebskosten wie auch der volkswirtschaftliche Nutzen einer TILO-Verlängerung nach San Vittore/Roveredo müssten deshalb im Rahmen einer Studie aktuell und genauer abgeschätzt werden. Falls die beteiligten Gemeinden, der Kanton Tessin und die TILO SA an einem solchen Projekt Interesse bekunden, ist die Regierung bereit, einen technischen Grundlagenbericht für ein Angebots- und Betriebskonzept im Personen- und Güterverkehr mit entsprechender Abschätzung der Nachfrage sowie der Infrastruktur- und Betriebskosten erstellen zu lassen.

06. März 2013