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Session: 11.02.2015
Die wirtschaftlich grösseren Zentren sind von der oberen Surselva (Sedrun, Disentis und Medel) nur sehr schlecht erreichbar. Gegen den Westen (Oberalppass) sind die Zentren der Zentralschweiz im Winter (rund 5 Monate) nur per ÖV (MGB) erreichbar. Richtung Osten ist das Zentrum Chur von Sedrun aus via ÖV und dem Zwischenstopp in Disentis nur sehr mühsam und mit grossem Zeitaufwand erreichbar. So beträgt die Reisezeit mit dem Zug von Sedrun nach Chur zwischen 1.45 - 2 Stunden. Seit dem Auftrag Placi Berther vom 6. Dezember 2007 (Auftrag betreffend bessere Zugs- und Strassenverbindungen der Surselva an die Zentren) hat sich daran nicht viel geändert. Die Reise mit der RhB/MGB bleibt für Einheimische, Pendler oder sonstige Feriengäste weiterhin sehr unattraktiv.

Auch der Siedlungsbericht des Kantons GR vom Jahre 2007 weist im Generellen darauf hin, dass die verkehrliche Erschliessung in der Surselva zum nächsten überregionalen Zentrum schlecht ist und auch innerhalb der Region zumindest für die obere Surselva sehr grosse Mängel aufweist.

Gute Verkehrserschliessungen sind für die Entwicklung von Randregionen massgeblich. Für eine Verkürzung der heutigen langen Fahrzeiten Chur – Disentis (75 Minuten für 59,2 Bahnkilometer = Durchschnittsgeschwindigkeit von 47 km/h) und Sedrun fordern die Unterzeichneten die Regierung auf:

1. Eine Einführung durchgehender Züge MGB/RhB über Disentis hinaus zu prüfen, um das Umsteigen (vor allem im Wintersportverkehr) am Bahnhof Disentis zu vermeiden.

2. Die Einführung von beschleunigten Regional Express-Zügen alternierend mit Regionalzügen zu prüfen.

3. Das Stärken der Surselva Linie durch den Bau von Doppelspurinseln und Stationen mit schienenfreien Zugängen an den Systemkreuzungsstellen (Minute..00 bzw. Minute..30) zu prüfen, um gleichzeitige Einfahrten zu erlauben und so die Kreuzung viel flüssiger abzuwickeln und zugleich auch die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes abzudecken.

4. Die punktuellen Begradigungen auf topografisch einfachen Abschnitten oder die Heraufsetzung der Höchstgeschwindigkeiten auf den geraden Abschnitten durch den Einsatz von schnelleren Triebfahrzeugen (120 km/h statt 90 km/h) zu prüfen.

Chur, 11. Februar 2015

Epp, Alig, Deplazes, Albertin, Berther, Buchli-Mannhart, Caduff, Caluori, Casanova (Ilanz), Casutt-Derungs, Cavegn, Crameri, Darms-Landolt, Della Vedova, Dosch, Florin-Caluori, Kollegger, Kunfermann, Märchy-Caduff, Niederer, Noi-Togni, Paterlini, Sax, Schneider, Tenchio, Thomann-Frank, Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), Toutsch, Andri, Derungs, Lombardi, Tuor

Antwort der Regierung

Das Postulat nach schnelleren und umsteigefreien Bahnverbindungen in der gesamten Surselva ist im Grundsatz berechtigt, aber aufgrund von divergierenden Interessen des Marktes, der Transportunternehmungen und der Besteller nicht einfach umzusetzen. Bereits in ihrer Antwort zum Auftrag Berther (Sedrun) vom 6. Dezember 2007 hat die Regierung zu diesem Thema Stellung genommen. Die damals gemachten Aussagen haben weiterhin Gültigkeit.

Zur Forderung 1: Der Kanton hat bereits 2007 bei der Erneuerung der Konzession der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) darauf hingewiesen, dass die Systemgrenze in Disentis zwischen MGB und der Rhätischen Bahn (RhB) aus Marktsicht sowie aus fahrplantechnischen Gründen verlegt werden sollte. Dies hat noch heute Gültigkeit. Nebst der Anschaffung von zusätzlichem Rollmaterial, welches auch den technischen Anforderungen einer Systemgrenze Rechnung tragen kann, müsste zudem geprüft werden, ob zusätzliche Kreuzungsmöglichkeiten bzw. Stationsausbauten zwischen Disentis/Mustér und Sedrun nötig sind. Der Kanton wird zusammen mit dem Bund, RhB und MGB die Möglichkeiten einer Verschiebung der System-Schnittstelle Disentis/Mustér im Rahmen der Planung der neuen Angebotskonzepte RhB/MGB prüfen (Strategische Eisenbahnprojekte STEP 2025 bzw. 2030). 

Zur Forderung 2: Im Rahmen des schweizweiten Ausbauschrittes STEP 2025 bzw. 2030 wird ein durchgängiger Halbstundentakt für die gesamte Surselva geprüft. Die bestehenden sowie auch die prognostizierten Nachfragezahlen liegen unter den vom BAV geforderten Mindestwerten, aufgrund der touristischen Ausrichtung sind jedoch Ausnahmen möglich. Um ein gutes Kosten/Nutzen-Verhältnis zu erhalten, sind die Infrastrukturausbauten zu minimieren. Die Fahrplangestaltung hängt daher nicht ausschliesslich von der Nutzeroptimierung oder dem Wunsch nach einem schnellen Produkt ab. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass mit einem beschleunigten Regional-Express die Zeitersparnis gegenüber einem Regionalzug relativ gering wäre. 

Zur Forderung 3: Im Rahmen der Fahrplanentwicklung wird auch die Notwendigkeit von zusätzlichen Kreuzungsstellen geprüft. Die gleichzeitige Einfahrt und schienenfreie Zugänge in den Stationen würden gegenüber der heutigen gestaffelten Einfahrt eine zeitliche Einsparung von 2-3 Minuten ermöglichen. Die RhB wird im Rahmen der Arbeiten zu STEP 2030 die Notwendigkeit und den Mehrwert prüfen und wo notwendig beantragen. Ferner arbeiten RhB und MGB auch aktiv an der Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG). Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten können nicht überall technische Lösungen umgesetzt werden. 

Zur Forderung 4: In der Surselva kann heute nur zwischen Waltensburg/Vuorz und Tavanasa mit 90 km/h gefahren werden. Die Zeitersparnis bei 120 km/h beträgt unter Berücksichtigung der Beschleunigungs- und Abbremsdistanz allerdings nur rund 20 Sekunden. Es müsste dafür zudem geeignetes Rollmaterial eingesetzt werden. Im Rahmen von Unterhaltsarbeiten bei der Infrastruktur prüft die RhB überdies auch Kurvenbegradigungen. Nur in vereinzelten Fällen sind diese möglich bzw. aus Kosten/Nutzen-Überlegungen sinnvoll. Die Zeiteinsparung beträgt jedoch auch hier nur wenige Sekunden pro Massnahme.

Die Regierung hat in ihrer Botschaft "Planung neuer Verkehrsverbindungen" (Heft Nr. 12/2012–2013, S. 751 ff.) das Projekt «Beschleunigung Surselva-Strecke» als Kategorie B-Projekt bewertet, womit es nicht prioritär weiterverfolgt wird. Der Kanton wird aber, wie oben dargelegt, zusammen mit RhB, MGB und BAV die Möglichkeiten einer Verschiebung der System-Schnittstelle Disentis/Mustér im Rahmen der Planung der neuen Angebotskonzepte RhB/MGB prüfen.

Die Regierung ist bereit, den Auftrag mit den erwähnten Einschränkungen entgegenzunehmen.

17. April 2015