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Session: 20.10.2015
"Unterdurchschnittliche Auslastung im Bündner Tourismus!" "Der Bündner Tourismus ist alpenweit fast konkurrenzlosschlecht!" "Wetter spitze, Stimmung miserabel, dies der Bündner Tourismus im Jahre 2015!" "Erfolgreiche Marke wie das Heidi-Dorf wird ignoriert!" "Mit dem Bündner Tourismus geht's bergab!" "Im internationalen Vergleich schneidet der Bündner Tourismus schlecht ab!" Die Aufzählung der Negativ-Schlagzeilen könnte x-beliebig ergänzt werden. Als Politiker einer Tourismusregion sei die Frage erlaubt, woran liegt es, dass unser Tourismus derart negative Schlagzeilen generiert? Ich denke es ist an der Zeit, das Ganze zu hinterfragen und gegebenenfalls gezielte Massnahmen zu ergreifen. Zahlreiche im Tourismus tätige Mitarbeiter bestätigten, dass sich der Tourismus Graubünden tatsächlich in einer Sackgasse befindet. Es liegt nicht an mir zu beurteilen, ob die Geschäftsleitung resp. der Vorstand von Graubünden Ferien den Aufgaben gewachsen ist oder nicht. Dies ist Aufgabe ihrer Vorgesetzten. Für mich steht jedenfalls fest, dass irgendetwas nicht stimmt. Es ist aus meiner Sicht höchste Zeit zu reagieren, wollen wir nicht ganz in die Vergessenheit geraten. Als erfolgreiche Destinationen erwähne ich die Jungfrau-Region / Titlis / Engelberg / Südtirol etc.

Ich bitte die Regierung um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Wie beurteilt die Regierung den Negativtrend im Tourismus Graubünden (nicht nur auf Grund des starken Frankens und der Zweitwohnungsinitiative)?

2. Werden die Märkte durch Graubünden Ferien, nach Auffassung der Regierung, (mit Fachleuten, wie auch mit Führungskräften), professionell genug bearbeitet, etwa im Vergleich mit den oben erwähnten Erfolgsdestinationen?

3. Was für Massnahmen gedenkt die Regierung umzusetzen, damit der Bündner Tourismus endlich wieder erfolgreich wird und bessere Resultate bringt als in den letzten Jahren? Die Frage bezieht sich auf die oft bemängelte Arbeit des Amts für Wirtschaft und Tourismus.

4. Eine letzte Frage zum Innovations-Fonds Graubünden. Wie viel Geld wurde seit Bestehen verteilt und wie viele Arbeitsplätze wurden in Graubünden damit geschaffen?

Chur, 20. Oktober 2015

Salis, Troncana-Sauer, Stiffler (Davos Platz), Berther, Blumenthal, Brandenburger, Bucher-Brini, Buchli-Mannhart, Burkhardt, Caduff, Casanova (Ilanz), Casty, Casutt-Derungs, Caviezel (Davos Clavadel), Clalüna, Clavadetscher, Danuser, Deplazes, Dudli, Engler, Giacomelli, Grass, Hardegger, Hug, Jenny, Joos, Kasper, Koch (Igis), Kollegger, Komminoth-Elmer, Kunfermann, Kunz (Fläsch), Kunz (Chur), Kuoni, Lamprecht, Lorez-Meuli, Mani-Heldstab, Mathis, Michael (Castasegna), Nay, Niggli (Samedan), Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Papa, Pedrini, Tomaschett (Breil), Toutsch, Vetsch (Pragg-Jenaz), Weber, Widmer-Spreiter, Altmann, Antognini, Sgier, Sonder, Tanner, Wellig

Antwort der Regierung

Zu Frage 1: Verschiedene Faktoren führen aus Sicht der Regierung zur anhaltend rückläufigen Entwicklung im Bündner Tourismus: die Frankenstärke mit dem Nachfrageeinbruch aus den Euro-Ländern, gleichzeitig eine schwach ausgeprägte Märktediversifikation, höhere Gestehungskosten als in benachbarten Tourismusregionen im Ausland, kleine Vermarktungseinheiten und ein verändertes Kundenverhalten. Die Regierung beurteilt die Entwicklung als besorgniserregend, insbesondere auch im Hinblick auf eine weitere Erosion der dezentralen Besiedelung.

Zu Frage 2: Die Organisation Graubünden Ferien (GRF) verfolgt eine Kooperations- sowie Kompetenzstrategie mit dem primären Auftrag, ausgewählte europäische Märkte und spezifische Neigungsgruppen zu bearbeiten. Es ist vor allem Aufgabe der Destinationen und der Leistungsträger, ausgerichtet auf verschiedene Märkte und Zielgruppen, Angebote zu entwickeln und diese zu vermarkten. Die Destinationsorganisationen setzen in der Regel die Mittel ein, die ihnen auf kommunaler Ebene oder auf Destinationsebene für die Marketinganstrengungen bereitgestellt werden. Die Frage nach der Professionalität und dem Vergleich mit den erwähnten Erfolgsdestinationen muss nicht nur bezüglich GRF, sondern hauptsächlich bezüglich der Bündner Destinationen und der Leistungserbringer vor Ort gestellt werden. Die GRF-Strategie wird derzeit vom Vorstand bezüglich einer Fokussierung auf spezifische, zukunftsorientierte Bereiche überprüft. Die strategische Ausrichtung im Hinblick auf Veränderungen am Markt zu überprüfen, ist eine Führungsaufgabe, die nicht nur von GRF, sondern in allen Destinationen durch die zuständigen Gremien wahrzunehmen ist. Angesichts der aktuell ernsthaften Lage im Tourismus bringt das Departement für Volkswirtschaft und Soziales die Interessen des Kantons in diesen Prozess und die laufenden Diskussionen ein. Die Regierung wird von den Ergebnissen der Strategieüberprüfung von GRF Kenntnis nehmen. Darauf sowie auf die gesamtkantonalen Interessen ausgerichtet wird der Leistungsauftrag mit GRF angepasst.

Die erwähnten Destinationen Jungfrau-Region und Engelberg-Titlis setzen seit Jahren, geführt von starken Bergbahnunternehmen, auf Fernmärkte (China, Indien usw.). Abgesehen von der Rhätischen Bahn konnten Bündner Destinationen und Unternehmen noch nicht umfassend von der Entwicklung aus Fernmärkten profitieren. Das mag unter anderem daran liegen, dass die Bündner Destinationen spät und allenfalls noch nicht in ausreichendem Masse in die Bearbeitung dieser Märkte investiert haben oder keine entsprechend geeigneten Kooperationen, auch mit Partnern in diesen Märkten, eingegangen sind. Hinsichtlich einer gemeinsamen Marktbearbeitung gibt es noch erheblichen Handlungsbedarf, wobei die Destinationen und GRF gefordert sind, die Zusammenarbeit zu intensivieren. Nur wenn die Marketingmittel noch zielgerichteter eingesetzt werden, genügend Fachwissen verfügbar ist und eine fokussierte Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus etabliert wird, gelingt die erforderliche Konzentration auf zentrale Massnahmen und Märkte.

Zu Frage 3: Der Staat fokussiert sich – wie in anderen Politikbereichen auch – auf Rahmenbedingungen und Förderprogramme. Hierfür stehen unter anderem im Rahmen des Tourismusprogramms Graubünden 2014–2021 und des Verpflichtungskredits zur Förderung systemrelevanter Infrastrukturen Mittel zur Verfügung. Zudem setzt die Regierung mit verschiedenen Entwicklungsschwerpunkten im Regierungsprogramm 2017–2020 Prioritäten im Kernthema Tourismus. Allerdings müssen wie erwähnt die Leistungsträger (Hotelbetriebe, Bergbahnunternehmen, Freizeitanbieter usw.) und die Destinationsorganisationen, GRF und Schweiz Tourismus attraktive und marktfähige Produkte und Dienstleistungen entwickeln und anbieten. Die Digitalisierung und die Ausrichtung auf gästerelevante Themen, statt auf geografische Märkte, sind die wichtigsten Herausforderungen im Tourismusmarketing, welche die Regierung als strategisch entscheidend erachtet. Zu deren Bearbeitung müssen die Destinationsorganisationen mit GRF zusammen ihre Kräfte bündeln und gemeinsam an Marketingeffektivität gewinnen.

Zu Frage 4: Wenn mit dem Begriff «Innovations-Fonds» die Stiftung für Innovation, Entwicklung und Forschung Graubünden gemeint ist, dann wurden zwischen 2008 und 2015 93 Vorhaben mit insgesamt 27.7 Millionen Franken unterstützt. Davon haben 35 Projekte einen touristischen Bezug. Viele Innovationsprojekte befinden sich in einem frühen Entwicklungsstadium. Es lässt sich keine abschliessende Aussage zu den direkt geschaffenen Arbeitsplätzen machen. Falls das Tourismusprogramm Graubünden 2014–2021 gemeint ist: Seit dessen Lancierung im Juni 2014 wurden an sieben Projekte insgesamt 1.45 Millionen Franken zugesichert. Die Auszahlung erfolgt gestaffelt nach Erreichung von vereinbarten Meilensteinen. Für drei eigene Initiativen sind 0.53 Millionen Franken vorgesehen. Eine Aussage zu neu geschaffenen Arbeitsplätzen lässt sich konkret nicht machen, da die meisten Projekte noch in Umsetzung sind.

13. Januar 2016