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Session: 05.12.2018

Bereits zur Römerzeit führte der Weg nach „Curia Raetorum“ aus Sicherheitsgründen über Viano. Noch heute heisst ein Ortsteil von Viano: i Ruman („die Römer“)!

1907 – 1914
Bau der heutigen Strasse unter aktiver Mitwirkung der Schweizer Armee, die strategische Aspekte vor die Sicherheit der Strassenbenutzer stellt. Der erste Weltkrieg ist vor der Tür und die Beobachtungsposten der italienischen Armee sind nur einen Steinwurf von Viano entfernt. Unsere Armee muss Viano ohne gesehen zu werden erreichen.

1920 –
Die Strasse von Viano wird in das kantonale Strassennetz aufgenommen.

1920 – 2018
Auch die Strassen, wie wir Menschen, altern mit der Zeit.

Den gleichen Alterungsprozess erleidet auch die Felswand, auf der die Strasse von Viano sich emporwindet. In all diesen Jahren hält der Kanton die Strasse stets in einwandfreiem Zustand. Aber was die Felswand betrifft, so sind alle ergriffenen Sicherheitsmassnahmen vergeblich. Trotz Verlegung von Fangnetzen und Verankerungen fallen weiter Felsbrocken fast täglich auf die Strasse. Für die Strassenbenutzer ist die Durchfahrt ein russisches Roulette!

Mehr als 60 Personen wohnen das ganze Jahr über im Dorf Viano. Darunter 6 schulpflichtige Kinder, die viermal täglich mit dem Schulbus die Strasse befahren, um die Schule in Brusio zu besuchen. In einem Notfall, wie zum Beispiel einem Hausbrand, werden die Feuerwehrleute, die aus Brusio mit geeigneten Löschmitteln schnellstens hinauffahren müssen, vielleicht nur noch die letzten Flämmchen löschen können. Und das im Sommer „nota bene“! Im Winter werden sie nur noch schwarze Hausmauern finden.

In den letzten 18 bis 20 Jahren hat die Bevölkerung von Viano zahlreiche Schreiben an die kantonale Verwaltung gerichtet mit der Forderung nach der Planung einer neuen und sicheren Strassenverbindung. Bis heute gibt es keine konkreten Vorschläge! Als Beispiel möchte ich einen der letzten Briefe, vom 10. April 2018, gerichtet an den Vorsteher des Bau-, Verkehrs- und Forstdepartementes (BVFD), nennen.

Vor diesem Hintergrund wollen die Unterzeichnenden von der Regierung wissen:

1.     Wie ist der Stand der Dinge, nachdem Dr. Mario Cavigelli bei seinem Besuch in Viano im April 2018 die Einwohner darüber informiert hat, dass das BVFD an drei Varianten arbeitet?

2.     Ist sich die Regierung unseres Kantons bewusst, in welch grossem Mass das Gefahrenrisiko auf dieser Kantonsstrasse in den letzten 98 Jahren zugenommen hat?

3.     Warum interessiert sich die Regierung unseres Kantons nicht für die sozioökonomische Entwicklung, die Viano erleben könnte, falls die Ortschaft über eine Strassenverbindung entsprechend dem Stand unserer modernen Zeit verfügte?

Chur, 5. Dezember 2018

Della Cà, Müller (Susch), Perl, Atanes, Berther, Berweger, Bettinaglio, Bondolfi, Brandenburger, Buchli-Mannhart, Casutt-Derungs, Censi, Crameri, Degiacomi, Deplazes (Chur), Deplazes (Rabius), Dürler, Ellemunter, Fasani, Favre Accola, Felix, Gasser, Gort, Gugelmann, Hardegger, Hitz-Rusch, Hohl, Horrer, Jochum, Kienz, Koch, Kohler, Kunfermann, Lamprecht, Loi, Mittner, Müller (Felsberg), Natter, Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Papa, Paterlini, Preisig, Rüegg, Salis, Schmid, Stiffler, Tanner, Thomann-Frank, Thöny, Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), Wellig, Widmer (Felsberg), Wieland, Zanetti (Sent), Spadarotto

Antwort der Regierung

Die Regierung ist sich der grossen Bedeutung von modernen und sicheren Verkehrswegen für den Gebirgskanton mit seiner dezentralen Besiedlung und seinen teilweise abgelegenen Ortschaften bewusst. Daher hat der Kanton in den vergangenen Jahrzehnten insbesondere viel in die Erhaltung und die Sicherheit des weit verzweigten Kantonsstrassennetzes investiert. Im Konflikt zwischen verschiedenen Zielen priorisiert die Regierung bei der Zuweisung der Strassenbaumittel dabei die Erhaltung des bestehenden Strassennetzes vor dem Ausbau desselben (Priorisierung der Mittel). Als übergeordneter Grundsatz gilt, dass sowohl die Strassenerhaltung als auch die Ausbauten nach Dringlichkeit, Wichtigkeit, Kosten-Nutzen-Verhältnis und volkswirtschaftlichem Nutzen erfolgen sollen (Priorisierung der Bauvorhaben).

Ebenfalls bewusst ist sich die Regierung der teilweise vorhandenen Steinschlaggefahr auf der Verbindungsstrasse nach Viano, welche der Kanton 1920 übernommen und seither aufwändig unterhalten hat. Um mögliches Verbesserungspotenzial zu eruieren, wurde durch das kantonale Tiefbauamt im Jahr 2016 ein Variantenstudium für einen Neu- bzw. Ausbau der Vianostrasse in Auftrag gegeben (Variantenstudium 2016). Das Variantenstudium 2016 kam insbesondere unter Berücksichtigung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses sowie des Ausführungshorizonts zum Schluss, dass an der bestehenden Linienführung der Vianostrasse festzuhalten sei. Entsprechend wurde zur Erhöhung der Sicherheit entschieden, die durch das Amt für Wald und Naturgefahren erarbeiteten weiteren Schutzmassnahmen gegen Steinschlag auszuführen. Diese konnten Ende 2018 in Betrieb genommen werden.

Zu Frage 1: Ergänzend zum Variantenstudium 2016 wurde durch das Tiefbauamt – unter Berücksichtigung der Ende 2018 erstellten Schutzbauten – eine Machbarkeitsstudie für allfällige weitere Schutzmassnahmen in Auftrag gegeben. Diese Varianten beinhalten insbesondere Steinschlaggalerien, zusätzliche Steinschlagnetze sowie verankerte Felsunterfangungen. Die Machbarkeitsstudie liegt in der Endfassung seit Mitte Dezember 2018 zur weiteren Beurteilung durch das Tiefbauamt und das Amt für Wald und Naturgefahren vor. Im Frühjahr 2019 wird diese Machbarkeitsstudie – zusammen mit der Absicht des Kantons für das weitere Vorgehen – der Gemeinde Brusio präsentiert.

Zu Frage 2: Das Risiko, auf einer Strasse infolge Naturgefahren zu Schaden zu kommen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Neben der Häufigkeit, der Ausdehnung sowie der Intensität eines möglichen Gefahrenprozesses sind unter anderem die aktuellen bzw. erwarteten Verkehrsfrequenzen entscheidend. Wesentlich ist zudem, welche Schutzbauten bereits realisiert wurden und wie sie sich auswirken.

Um die Gefahrensituation auf der Vianostrasse zu beurteilen, wurden die Ereignisse durch den Kanton retrospektiv und aktuell erfasst. Die Risikoanalysen für die Vianostrasse zeigten dabei kritische Werte, welche die bereits getätigten Massnahmen zur Risikoreduktion rechtfertigen. Insbesondere an neuralgischen Stellen konnte so der Schutz vor Steinschlag auf der Vianostrasse beträchtlich erhöht werden.

Mit den Vorgaben von Bund und Kanton zur Prüfung der Wirtschaftlichkeit der Investitionen für Schutzmassnahmen hat sich aber auch gezeigt, dass dem Schutz der Vianostrasse Grenzen gesetzt sind. Das liegt an den verbreitet vorkommenden Gefahrenbereichen mit hohen Sturzenergien sowie am verhältnismässig geringen Verkehrsaufkommen. Im Sinne des integralen Risikomanagements bei Naturgefahren konnte der Kanton aber bereits einen weitgehenden Schutz gewährleisten. Die Machbarkeit von zusätzlichen Verbesserungen ist in Prüfung (vgl. Antwort zu Frage 1).

Zu Frage 3: Die Regierung ist sich der Wirkung einer sicher ausgebauten Strassenverbindung auf die Entwicklung der Fraktion Viano bewusst. Entsprechend hat der Kanton alleine in den letzten fünf Jahren rund 2 Mio. Franken in die Sicherheit und rund 850 000 Franken in den Erhalt und Unterhalt der Strasse investiert, und wird er künftig noch weiter in die Vianostrasse investieren (vgl. Antwort zu Frage 1).

07. März 2019