Navigation

Inhaltsbereich

Session: 05.10.1999
Die Aufnahmeprüfungen an die Bündner Mittelschulen werden gemäss der neuerlassenen Verordnung der Bündner Regierung vereinheitlicht, nachdem sie bereits 1999 auf freiwilliger Basis von der Bündner Kantonsschule, der Wirtschaftsmittelschule der Stadt Chur und einzelnen privaten Mittelschulen im Kanton Graubünden erstmals nach einheitlichen Kriterien gemeinsam durchgeführt wurden. Schon bei diesem Versuch wurden die Aufgabestellungen gemeinsam ausgearbeitet und nach einem vorgegebenen Bewertungsmassstab beurteilt.

Dieses Vorgehen hat aber wahrscheinlich zusammen mit anderen Faktoren dazu beigetragen, dass sich die Zahl der ins Gymnasium aufgenommenen Schülerinnen und Schüler an gewissen Schulen stark veränderte. Insbesondere an der Bündner Kantonsschule in Chur ist die Anzahl der neu aufgenommenen Schülerinnen und Schüler deutlich angestiegen, was die schon bisher prekären Platzverhältnisse noch schwieriger lösbar macht.

In diesem Zusammenhang stellen sich die folgenden Fragen:
1. Wie haben sich die Zahlen der neu in die Mittelschulen aufgenommenen Schülerinnen und Schüler an sämtlichen Mittelschulen (Gymnasien) in Graubünden in den letzten fünf Jahren entwickelt?
2. Welcher prozentuale Anteil der abgehenden Schülerinnen und Schüler der sechsten Primarklasse treten heute ins Untergymnasium ein? Wie viele waren dies vor 10/ vor 20 Jahren? Wie sehen die gleichen Zahlen für die Schülerinnen und Schüler aus, die aus der Sekundarschule in Mittelschulen übertreten?
3. Wie hat sich die so genannte Maturitätsquote in Graubünden in der gleichen Zeit entwickelt? Wie sieht dazu der Vergleich mit anderen Kantonen aus?
4. Teilt die Regierung die Auffassung, dass es nicht sinnvoll ist, immer grössere prozentuelle Anteile der Schülerinnen und Schüler gemessen am gesamten Jahrgang in die Mittelschulen aufzunehmen?
5. Welche Massnahmen sind geplant, um die gegenwärtige Entwicklung besser steuern zu können?
6. Das Übertrittsverfahren von der Primarschule auf die Sekundarstufe 1 hat sich in Graubünden ausserordentlich gut bewährt. Aus Sicht der Volksschule wäre es eine grosse Hilfe, wenn der Übertritt ins Untergymnasium auf gleiche Weise gelöst würde. Kann die Regierung - neben der grundsätzlichen Mitberücksichtigung des Urteils der Lehrperson der abgebenden Schule - die Option des prüfungsfreien Übertritts zumindest an die 1. Klasse des Untergymnasiums ebenfalls in die weiteren Überlegungen mit aufnehmen?

Chur, 5. Oktober 1999

Namen: Jäger , Locher, Meyer, Aebli, Arquint, Bucher, Looser, Pfenninger, Schlatter, Trepp, Schütz, Frigg, Gort

Session: 5.10.1999
Vorstoss: dt Interpellation

Antwort der Regierung


Zur Umsetzung der Bildungsreform 98 hat die Bündner Regierung die Verordnung über die Aufnahmeprüfungen an den Bündner Mittelschulen erlassen (RB 1999/1664). Diese stützt sich auf die Erfahrungen mit den Aufnahmeprüfungen früherer Jahre und eine unter der Leitung der Bündner Kantonsschule im Rahmen eines freiwilligen Versuches im Frühjahr 1999 gemeinsam erarbeitete, zeitgleich durchgeführte und nach einem einheitlichen Bewertungsraster beurteilte Aufnahmeprüfung. Der Aufnahmeentscheid lag jedoch wie bisher bei der einzelnen Schule.
Frage 1
Die an die Gymnasien (Untergymnasium und Gymnasium ohne Academia Engiadina) aufgenommenen Schülerzahlen haben sich in den vergangenen fünf Jahren folgendermassen entwickelt: 1995/1996: 382; 1996/1997:429; 1997/1998: 483; 1998/1999: 447; 1999/2000: 568.
Frage 2
Prozentualer Anteil der Aufnahme in das Gymnasium von Schülerinnen und Schülern aus der sechsten Primarschulklasse und der Sekundarschule (ohne Academia Engiadina)
Schuljahr
Primarschule
Untergymnasium
2. und 3. Sekundarschule
Gymnasium

1979/1980
229 von 2680 -> 8.54%
104 von 2835 -> 3.67%1

1989/1990
217 von 1928 -> 11.26%
106 von 2213 -> 4.79%1

1999/2000
312 von 2100 -> 14.80%
368 von 2150 -> 17.12%

1 ohne Evangelische Mittelschule Schiers
Frage 3
Entwicklung der Maturandenquote in Graubünden im Vergleich zur übrigen Schweiz (in Prozent der 19-jährigen ständigen Wohnbevölkerung, ohne Lehrerseminar)
Schuljahr
Maturandenquote Graubünden
Schweizerischer Mittelwert
Position Graubünden

1980
7.9 %
10.6 %
15

1989
9.2 %
13.2 %
16

1997
13.2 %
17.9 %
18

Frage 4
Auf Grund der Bildungsreform 1998 wird das Unterseminar bis am Ende des Schuljahres 2003 sukzessive in die gymnasiale Ausbildung integriert. Die Schülerzahlen an den bündnerischen Gymnasien und somit auch die Maturandenquote wird gegenüber den heutigen Werten noch ansteigen. Die Regierung erachtet deshalb im Interesse einer hohen Qualität der Schulausbildung in Graubünden und nach Abschluss der Revisionsarbeiten auf Grund MAR eine Maturandenquote im Bereich von ca. 15 Prozent als erstrebenswert (vgl. RB 1664 vom 14. September 1999).
Frage 5
Mit der Maturandenquote und der einheitlichen Aufnahmeprüfung verfügt die Regierung über die zur Steuerung der zukünftigen Entwicklung notwendigen Instrumente.
Frage 6
Beim geänderten Übertrittsverfahren von der Volksschule an eine Mittelschule wird erstmals eine Übertrittsnote durch die abgebende Lehrkraft erteilt. Diese Übertrittsnote setzt sich aus den Promotionsnoten des ersten Semesterzeugnisses zusammen und zählt für die Aufnahmeprüfung ins Untergymnasium mit einem Drittel und in den übrigen Prüfungen mit einem Viertel. Ein prüfungsfreier Übertritt in die erste Klasse des Untergymnasiums wird von der Regierung insbesondere auch unter Beachtung der Ausführungen zu den Fragen 4 und 5 abgelehnt.

Chur, 29. November 1999