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Session: 01.12.1999

Die Umsetzungsbedingungen des Fremdsprachen- und Ausbildungskonzepts haben bei der Lehrerschaft einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Nebst der Sprachendiskussion, der Stundenentlastung und der Gleichbehandlung der Gemeinden und Lehrkörper bezüglich Kosten wurden auch die Regionalisierung und das Ausbildungsprogramm kritisiert. Es kann und darf nicht angehen, dass die Lehrkräfte aus weit abgelegenen Regionen unseres Kantons diese Zusatzausbildung in Chur absolvieren müssen. Die Lehrervereinigung der Oberstufenlehrer fordert unmissverständlich und vehement eine Dezentralisierung der Ausbildungsmodule. Es ist unbestritten, dass die Voraussetzungen in den Regionen ebenfalls gegeben sind.

Die Volkshochschulen des Kantons Graubünden bieten bereits heute verschiedene Englisch- kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Die Volkshochschulen sind anerkannte Institutionen auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung. Die Schulen verfügen in den Regionen über überaus qualifizierte Englischlehrer(innen), darunter sogar englischer Muttersprache mit den notwendigen Diplomen der Cambridge University, um eine Englisch-Ausbildung bis zum Niveau des "Cambridge First Certificate in English" bieten zu können.

Eine Ausbildung in den Regionen würde weniger Reisen und dadurch weniger Risiken und Zeitaufwand verursachen. Im weiteren würde diese Art der Ausbildung wesentlich weniger Kosten verursachen, nicht zuletzt weil die Volkshochschulen gemeinnützige Vereine sind und nicht gewinnorientiert arbeiten. So kostet ein Grundausbildungskurs der Volkshochschule Surselva mit 40 Lektionen Fr. 260.00 oder Fr. 6.50 pro Lektion. Der Vorbereitungskurs für das First Certificate kostet mit 64 Lektionen Fr. 650.00 oder Fr. 10.15 pro Lektion.

Auf Grund dieser Ausgangslage stellen wir der Regierung folgende Fragen:
1. Wäre es nicht sinnvoll die Ausbildung der Lehrerschaft dezentral vorzunehmen und demzufolge bestehende Möglichkeiten zu nutzen?
2. Ist die Regierung nicht der Meinung, dass eine dezentrale Ausbildung kostengünstiger für den Kanton und die Gemeinden wäre?
3. Teilt die Regierung die Meinung, dass die Regionalisierung der Ausbildung mehr Effizienz und Motivation bei der Lehrerschaft mit sich bringt?

Chur, 1. Dezember 1999

Namen: Schmid (Sedrun), Plouda, Augustin, Barandun, Biancotti, Bühler, Cabalzar, Capaul (Lumbrein), Capaul (Ruschein), Cathomas, Cavegn, Crapp, Degiacomi, Gartmann, Giuliani, Joos, Knobel, Koch, Lardi, Lemm, Loepfe, Maissen (Schluein), Maissen (Rabius), Picenoni, Plozza, Roffler, Rossi, Stecher, Schmid (Splügen), Steier, Thomann, Tschuor, Tuor, Zegg, Lunghi, Toschini, Pally, Kasper, Rizzi, Christ, Christoffel

Session: 1.12.1999
Vorstoss: dt Interpellation

Antwort der Regierung

Die Regierung des Kantons Graubünden hat mit Beschluss Nr. 1610 vom 7. September 1999 ein Ausbildungskonzept für Lehrkräfte der Volksschul-Oberstufe verabschiedet, das es u.a. ermöglicht, die Lehrkräfte für die Erteilung von Englisch- und Italienischunterricht ab dem Schuljahr 2002/03 vorzubereiten. Die Regierung liess sich vom Grundsatz leiten, dass die entsprechenden Ausbildungen auf hohem Niveau erfolgen und interkantonalen Normen entsprechen müssen. Die diesbezüglichen Reglemente, in welchen u.a. die Qualifikationen der verschiedenen Kategorien von Lehrkräften festgeschrieben werden, basieren auf der "Interkantonalen Vereinbarung über die Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen (Diplomvereinbarung) vom 18. Februar 1993", welcher auch der Kanton Graubünden beigetreten ist (Volksabstimmung vom 25. Juni 1995).
Mit dem vorliegenden Konzept ist gewährleistet, dass die Ausbildungsgänge für Englisch und Italienisch mit den Ausbildungen an der Universität Zürich abgestimmt sind. Aufgrund des hohen Niveaus der geplanten Zusatzausbildungen, welche neben dem Erwerb der Sprachkompetenz auch fachspezifische didaktische Elemente sowie linguistische und literarische Teile enthalten, ist für die Absolventinnen und Absolventen eine Zertifizierung möglich, welche den interkantonalen Kriterien für eine Anerkennung auch in anderen Kantonen entspricht.
Dass diese Zusatzausbildungen nicht nur in Zürich, sondern auch in Chur angeboten werden können, ist dem Entgegenkommen der Zürcher Expertinnen und Experten zu verdanken. In Anbetracht der hohen Qualität ist das Angebot als kostengünstig zu betrachten. In diesem Zusammenhang muss klar festgehalten werden, dass regionale Volkshochschulen bei allem Respekt vor den grossen Leistungen, welche diese wichtigen Institutionen auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung erbringen wohl für die Vorbereitung im Hinblick auf den Besuch der geplanten Zusatzausbildungen, nicht aber für deren Umsetzung in Frage kommen.
Zu den konkreten Fragen kann folgendermassen Stellung genommen werden:
1. Aus konzeptionellen, organisatorischen und personellen Gründen sind die Zusatzausbildungen Englisch und Italienisch zentral durchzuführen.
2. Eine dezentrale Ausbildung der Lehrkräfte wäre im Bereich der Fahrspesen billiger. Der grösste Teil dieser Einsparungen würde aber voraussichtlich durch die höheren "Pro-Kopf-Kosten" ausgeglichen, mit welchen bei einer dezentralen Ausbildung aufgrund einer grossen Anzahl kleiner Lerngruppen zu rechnen ist.
3. Ob mit einer Regionalisierung die Wirksamkeit (Effizienz) der Zusatzausbildung erhöht würde, ist zu bezweifeln; denn in einzelnen Regionen müssten zum Teil sehr kleine, heterogene Lerngruppen gebildet und ganz unterschiedliche Ausbildnerinnen und Ausbildner eingesetzt werden. Betreffend Motivation der Lehrkräfte geht die Regierung davon aus, dass diese in erster Linie durch die hohe Qualität des einmaligen Ausbildungsangebotes bestimmt wird und deshalb durch eine Regionalisierung kein Motivationszuwachs zu erwarten ist.
Die vorgesehenen Zusatzausbildungen können nur dann erfolgreich realisiert werden, wenn von allen Beteiligten (Kanton, Gemeinden, Lehrkräfte) grosse Anstrengungen unternommen werden. Als Gegenleistung erhalten die Real- und Sekundarschulen optimale Voraussetzungen für einen guten Sprachunterricht; und für die einzelnen Lehrkräfte besteht eine einmalige Chance, um zu guten Bedingungen eine Zusatzausbildung zu absolvieren und dadurch die berufliche Qualifikation zu erhöhen.