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Session: 01.12.1999
Die Einheimischen-Tarife im öffentlichen Verkehr wurden kürzlich aus finanzpolitischen Gründen aufgehoben. Einheimische Bahn- und PostbenützerInnen zahlen heute durchwegs die gleichen Tarife wie Auswärtige.

Dieses Prinzip soll für den Autoverlad am Vereina plötzlich nicht mehr gelten. Einheimische Automobilisten aus der Engiadina Bassa und der Val Müstair können von den Gemeinden Billette zu einem ermässigten Preis beziehen. Diese Billete können ohne grosse Schwierigkeiten auch von anderen Automobilisten benützt werden.

Zudem wurde vor der Eröffnung der Vereina-Linie tagelang mit Billigstangeboten für den Autoverlad Werbung getrieben. Vergleichbare Anstrengungen und Angebote im Bereich des Personenverkehrs fehlten bisher weitgehend.

Hiezu stellen sich folgende Fragen:
Hat beim Vereina die rollende Strasse Priorität vor dem Personenverkehr? Wenn ja: wie wird diese Priorität begründet?
1. Auf welche Rechtsgrundlage stützt sich die Preisreduktion für einheimische Automobilisten? Welches waren die Kriterien zur Umschreibung der Gemeinden, die von dieser Verbilligung profitieren sollen?
2. Warum sind nicht zumindest auch die Gemeinden des unteren Oberengadin darin einbezogen worden?
3. Wer finanziert die aus der Preisreduktion resultierenden Ausfälle Bund, Kanton oder Gemeinden?
4. Wie wirkt sich diese einseitige Förderungspolitik für die rollende Landstrasse auf die verkehrsgeplagte Prättigauer Bevölkerung und auf eine möglichst autofreie Touristenregion Engadin aus?
5. Sind Einheimischen-Tarife für den Personenverkehr am Vereina vorgesehen, etwa auch für die Benützer/innen des unteren Oberengadin, deren Zugsverbindungen ebenfalls auf die Vereina-Linie angelegt sind?
6. Welche Einführungsaktionen mit Billigstangeboten sind für den Personenverkehr vorgesehen?

Chur, 1. Dezember 1999

Namen: Arquint , Looser, Aebli, Bucher, Jäger, Locher, Meyer, Pfenninger, Trepp, Schütz
Session: 1.12.1999
Vorstoss: dt Interpellation

Antwort der Regierung

Der eidgenössische Tarifannäherungsbeschluss, der 1996 gegen den Widerstand der Bündner Regierung aufgehoben wurde, senkte nicht nur für die Einheimischen die Tarife (auf SBB-Niveau), sondern primär für den allgemeinen Personen- und Güterverkehr (Niveau 140% SBB). Der Rabatt wird aber in Graubünden - im Gegensatz zu anderen Kantonen - in moderner, administrativ wesentlicher einfacherer Form weiter gewährt: Sämtliche regelmässigen bzw. gelegentlichen Fahrgäste erhalten auf allen RhB-/FO-/ Postautolinien vergünstigte Streckenabos und Mehrfahrtenkarten, so dass die Mehrheit der Kunden weiterhin von einer Vergünstigung in früherer Grössenordnung profitieren können. Zudem wurden gezielte Verbesserungen beim Bündner-Generalabonnement vorgenommen, was im Markt auf Anklang stiess, wie die sehr starke Zunahme der Verkäufe beweist.
Bezüglich der Verladetarife am Vereina ist festzuhalten, dass die Preise aufgrund des Marktes, der Kostendeckung, der Nichtkonkurrenzierung des RhB-Kerngeschäfts sowie der beschränkten Autoverlad-Kapazität festgelegt wurden. Die Preise für Einzelfahrten werden für Vielfahrer (Wertkarte) und Grossbezüger (Multipack) selbstverständlich rabattiert: Die unpersönliche, allgemein erhältliche Wertkarte ermässigt alle Tarife bis zu 25% (= 20.25 Fr. pro PW-Fahrt Sommer bzw. 26.25 Fr./30 Fr./Fahrt Winter Normal-/Hochtarif). Die Multipack-Verladebilletts für Personenwagen mit max. 20% auf den Winter-Normaltarif (z.B. 30 Fahrten für 850 Fr.) stehen allen Gemeinden, Hotels und kommerziellen Ferienwohnungsvermietern offen; damit können alle Benutzer des Autoverlades vom Rabatt profitieren. Sie stellen somit nicht eine Einheimischen-Vergünstigung dar.
Der vom Interpellant kritisierte ermässigte Autoverlade-Tarif von 10 Fr. hatte nur den Zweck, trotz offener Passstrasse genügend praxisbezogene Probefahrten für einen zweiwöchigen RhB-Betriebstest vor der Eröffnung zu erhalten.
Es ist festzuhalten, dass von der RhB sehr grosse Anstrengungen unternommen wurden, um attraktive Vereina-Angebote zu realisieren: So fahren neu stündliche, moderne RegioExpresszüge Landquart-Scuol mit schlankem Anschluss in Sagliains Richtung Zernez-Pontresina (neu ebenfalls stündlich). Auch das Angebot im Schienengüterverkehr wurde dank Vereina wesentlich attraktiver und durch die Einrichtung von Kombiverkehr-Umschlaganlagen im ganzen Kanton noch zusätzlich aufgewertet. So werden neu zahlreiche Güter auf die Schiene verlagert, z.B. die Post ins Unterengadin, Lebensmittel im "COOP-Express" oder Kehrichttransporte. Alle diese Massnahmen verfolgen das Ziel, eine optimale Markteinführung der Vereinalinie gemäss Kommunikationskonzept Vereina zu erreichen (Grossrats-Beschluss 7.10.1997). Die Details sind in der entsprechenden Botschaft ersichtlich.
Die einzelnen Fragen können wie folgt beantwortet werden:
1. Nein
2. Die Preisreduktion steht allen Grossbezügern von Autoverlade-Fahrten offen, unabhängig des Einzugsgebietes. Mit der allgemein erhältlichen Wertkarte fährt man zudem oft günstiger als mit den kritisierten "Gemeinde-Billetts".
3. Der Bund bezahlt die ungedeckten Kosten des Transportes begleiteter Motorfahrzeuge nach dem Bestellprinzip (SR 742.149).
4. Angesichts der im Vergleich zu Furka oder Lötschberg höheren Verladetarife entbehrt der Vorwurf der "Förderungspolitik für den Autoverlad" jeder Grundlage.
5. Dank der durch Vereina ermöglichten Streckenverkürzung werden zahlreiche Relationen massiv günstiger (bis 66%). Zudem werden die Ermässigungen gemäss neuem Rabattsystem gewährt.
6. Zusätzlich sind gesamtschweizerische Einführungsaktionen im Winter 1999/00 wie das "Ferienbillett" (Gratisanreise bei Hotelbuchung) oder das Spezialangebot "RailAway Aqualino Scuol" realisiert worden, neben zahlreichen weiteren Promotions-Aktivitäten.