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Session: 24.01.2000
Die Schäden an Wäldern durch ausserordentliche Ereignisse haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Vor 10 Jahren hat uns der Orkan Vivian aufgeschreckt, indem er innert kürzester Zeit rund 5 Millionen m3 Holz in der Schweiz und vor allem in den Bergwäldern umwarf. Am 26./27. Dezember 1999 hat der Orkan Lothar über 10 Millionen m3 Holz, was immerhin einer doppelten Jahresnutzung der Schweiz entspricht, umgeworfen. Die grossen Schäden an Bergwälder durch Lawinen des letzten Winters sind uns auch noch in Erinnerung, ebenso wie die Schäden durch die starken Regenfälle des letzten Frühlings, welche Rüfen und Murgänge verursachten. Es dürfte heute fast unmöglich sein, die genauen Ursachen für diese Ereignisse zu bestimmen. Kann man solche Orkane und intensiven Regenfälle der Erwärmung der Atmosphäre zuschreiben?

Ebenso schwierig dürfte zu beweisen sein, ob die Standfestigkeit der Bäume durch die Luftverschmutzung gelitten hat und wenn ja in welchem Ausmass.

Im Prinzip sollte man die Ursachen bekämpfen. Weil man diese aber zum Teil nicht kennt, haben wir auch wenig Möglichkeiten dort anzusetzen, so dass kurz- oder mittelfristig eine Besserung kaum zu erwarten ist. Was wir aber tun können und auch sollten ist , die Stabilität der Wälder durch Pflege und Verjüngung zu fördern und zu verbessern.

Aufgrund dieser ausserordentlichen Ereignisse und der dadurch entstandenen Schäden bitten die Interpellanten(innen) um Stellungsnahme zu den nachfolgenden Fragen:
Teilt die Regierung die Ansicht, dass die Pflege und Verjüngung der Wälder konsequent vorangetrieben werden muss und dass die Waldbesitzer dafür vermehrt unterstützt werden müssen?
Die Beiträge für Strukturverbesserungen und Waldpflege sind seit einigen Jahren rückläufig, so dass viele Gemeinden die Nutzung und somit auch die Pflege der Wälder immer mehr in Frage stellen. Durch die stark steigende Finanzkraft-Einstufung des Kantons Graubünden werden diese Beiträge weiter reduziert. Ist der Kanton bereit diese Differenz zu bezahlen?
Dass die Pflege des Waldes mit der Nutzung direkt zusammenhängt ist heute klar. Nutzen kann man aber nur, wenn man das Holz auch absetzen kann. Ist die Regierung bereit, die Anwendung von Holz zu fördern und zu unterstützen?
Ist die Regierung bereit bei Bauvorhaben des Kantons sowie bei subventionierten Bauten bei welchen eine Lösung in Holz möglich ist, diese zu wählen und wenn nötig auch zu fordern?
In unserem Kanton sind in den letzten Jahren viele Sägereien verschwunden. Welche Möglichkeiten sieht die Regierung um die Sägereien zu erhalten und zu unterstützen, damit diese das Holz aus unseren Wäldern verarbeiten und verkaufen können?

Chur, 24. Januar 2000

Namen: Thomann, Cathomas, Gross, Ambühl, Bär, Barandun, Bühler, Cabalzar, Capaul (Lumbrein), Censi, Dalbert, Giacometti, Giovannini, Jeker, Juon, Meisser, Monsch, Picenoni, Pitsch, Roffler, Scharplatz, Steier, Tanner, Telli, Christ, Lunghi

Session: 24.01.2000
Vorstoss: dt Interpellation

Antwort der Regierung

Es trifft zu, dass die genauen Ursachen für Sturmereignisse im Ausmass von Vivian und Lothar bisher nicht bekannt sind. Allgemein geht man davon aus, dass diese Naturereignisse im Zusammenhang mit der Erwärmung der Atmosphäre stehen. Weltweite Untersuchungen haben aber noch zu keinen wissenschaftlich fundierten Resultaten geführt. Auch die Frage einer allfälligen Beeinträchtigung der Standfestigkeit der Bäume durch die Luftverschmutzung konnte trotz intensiver Forschungstätigkeit nicht schlüssig beantwortet werden. Zweifellos wirken sich Pflege und Verjüngung aber positiv auf die Stabilität der Wälder aus.
Beantwortung der Fragen:
1. Die Pflege und Verjüngung der Wälder ist auch weiterhin ein wichtiges Anliegen bündnerischer Forstpolitik. So hat der Kanton die Waldeigentümer bereits in der Vergangenheit entsprechend stark bei der Waldpflege unterstützt. In der Periode von 1990 - 1999 sind den Waldeigentümern durchschnittlich Beiträge des Bundes und des Kantons von rund 14 Mio. Franken pro Jahr für Waldbauprojekte ausgerichtet worden. Die kontinuierliche Weiterführung der Pflege und Verjüngung ist wünschbar und notwendig. Die Förderungspolitik ist auf eine gezielte Pflege ausgerichtet: Alternde Bestände sollen verjüngt, junge in stufige, ungleichmässige Waldstrukturen überführt werden. Im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten leistet der Kanton auch in Zukunft Beiträge daran.
1. Die Beiträge der öffentlichen Hand an waldbauliche Massnahmen erreichten in der Folge von "Vivian" 1990 eine klare Spitze. Seit 1994 konnten die Beiträge praktisch auf konstant hohem Niveau gehalten werden. Es trifft zu, dass aufgrund der geänderten Finanzkrafteinstufung des Kantons die Beiträge des Bundes in Zukunft niedriger ausfallen werden. Die Regierung kann indessen keinen generellen Ausgleich der reduzierten Bundesbeiträge durch den Kanton in Aussicht stellen. Die Beiträge aus kantonalen Mitteln sind vielmehr jährlich im Rahmen des Gesamthaushalts und des Budgets zuzuweisen.
Der Kanton kann die Waldpflege schliesslich unterstützen, indem er die Bejagung des Schalenwilds konsequent nach den geltenden Konzepten weiterführt.
3. Die Holznutzung ist notwendig für eine ausreichende Waldpflege und Verjüngung. Der Verkauf von Holz ist zudem die wichtigste Einnahmequelle der Waldeigentümer. Mit dem Programm Holz 2000 + will der Bund verstärkt den Holzabsatz fördern und auf das Holz als nachwachsenden Rohstoff aufmerksam machen. Die Regierung will diese Bestrebungen unterstützen und hat die Förderung des Holzes als erklärtes Ziel in das Regierungsprogramm 2001 - 2004 aufgenommen.
4. Vielfältige Anstrengungen des Kantons haben dazu geführt, dass im privaten wie öffentlichen Bereich vermehrt Holzbauten erstellt werden. Der Werkstoff Holz soll noch verstärkt in denjenigen Bereichen gefördert werden, wo dies zweckmässig und wirtschaftlich ist. Auch liegt in der Verbundfreudigkeit von Holz gegenüber Stahl, Beton und Glas einiges Potenzial. Was die Verwendung von Holz bei öffentlichen Bauten betrifft, setzen nebst der Zweckmässigkeit die Submissionsgesetzgebung, Wettbewerbsverfahren und die Wirtschaftlichkeit den Rahmen für die Bevorzugung von Holz und/oder Varianten in Holz. Für die Verwertung von Holz als Energieholz sind verschieden Förderungsinstrumente vorhanden.
5. Die Sägereien sind ein wichtiges Glied in der Holzkette. Sie sind darauf angewiesen, ausreichend, bedürfnisgerecht und zu konkurrenzfähigen Bedingungen mit Rundholz versorgt zu werden. Daneben ist die Nachfrage nach Schnittholz und damit die Verwendung von Holz als Baustoff für die Sägereiindustrie ausschlaggebend. Diese Rahmenbedingungen für die bündnerische Holzwirtschaft im Allgemeinen und die Sägereiindustrie im Speziellen sind Gegenstand der Gespräche, die unter Mitwirkung des Kantons mit allen an der Holzkette interessierten Kreise aufgenommen wurden.

Chur, Februar 2000