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Session: 30.01.2001
betreffend Volkszählung 2000

Die Volkszählung 2000 hat vor allem bei der italienisch- und romanischsprachigen Minderheit zu Diskussionen Anlass gegeben. Die Frage über den Sprachgebrauch war darin für die Minderheitensprachen ungünstig formuliert, so dass die Ergebnisse unkorrekt und zu Ungunsten der sprachlichen Minderheiten interpretiert werden können. Durch diese Fragestellung bezeichnet sich eine beachtliche Anzahl der Befragten nicht mehr als Teil der italienischen oder romanischen Sprachgruppe, obwohl diese Sprachen einen hauptsächlichen Anteil ihres täglichen Lebens bilden. Diese Sprachgruppen erscheinen damit in der Statistik in einer markant schwächeren Form.

Das kann zu einer Unterbewertung der betreffenden Gemeinschaften führen, was einen Einfluss auf ihre Präsenz im öffentlichen Leben, auf die staatliche Unterstützung zur Erhaltung der Minderheitensprachen oder auf ihre Funktion als wichtiger Faktor in einer multikulturellen Gesellschaft haben kann. In erster Linie geht es nicht um die Frage der finanziellen Unterstützung. Mehr zu denken gibt die Tatsache, dass eine Marginalisierung der Minderheiten leicht zu einer zusätzlichen Entkräftung der bereits schwachen Sprachgruppen führen kann.

Aus diesen Gründen stellen wir der Regierung folgende Fragen:
1. Ist sich die Regierung der Tatsache bewusst, dass die Fragestellung über die sprachliche Zugehörigkeit auf dem Fragebogen der Volkszählung wahrscheinlich zu ungünstigen Ergebnissen für die sprachlichen Minderheiten führen wird?
2. Welche Massnahmen kann die Regierung unter solchen Umständen vorsehen, um der Gefahr einer Marginalisierung der sprachlichen Minderheiten vorzubeugen?
3. Wird die Regierung, im Falle einer möglichen Kürzung der staatlichen Unterstützung der Minderheiten, welche die Folge eines statistischen Rückgangs der Minderheiten sein könnte, eingreifen?

Chur, 30. Januar 2001

Namen: Berther (Mustér), Casanova (Vignogn), Giacometti, Augustin, Berther (Sedrun), Capaul, Cathomas, Cavegn, Cavigelli, Claus, Dermont, Deplazes, Federspiel, Giovannini, Giuliani, Keller, Lardi, Luzio, Maissen, Peretti, Plozza, Portner, Quinter, Schmid (Sedrun), Tuor (Trun), Zanolari

Session: 30.01.2001
Vorstoss: dt Interpellation

Antwort der Regierung

1. Vorerst gilt es festzuhalten, dass die Fragen nach der Sprache in der Volkszählung 2000 genau gleich wie 1990 gestellt waren. Anlass zur Interpellation gab wohl die Frage nach der Sprache, in der die Befragten denken und die sie am besten beherrschen. Zusätzlich wurde nach den Sprachen gefragt, welche eine Person regelmässig spricht. Die Auswertung der Volkszählung wird somit zeigen, wie viele Personen regelmässig romanisch sprechen und für wie viele von ihnen romanisch die Hauptsprache ist. Die sprachliche Wirklichkeit kann damit zwar nicht vollständig, aber doch informativ dargestellt werden.

2. Die Resultate der Volkszählung sind nicht ausschlaggebend für die Beurteilung der Bedeutung einzelner Sprachgruppen. Sie sind nur ein Element dazu.

Kürzungen öffentlicher Gelder stehen nicht zur Diskussion. Die Höhe der Beiträge ist zudem nicht von der numerischen Stärke einer Sprachgruppe abhängig. Ein Rückgang des Romanischen dürfte sogar ein verstärktes Engagement verlangen.

3. Die Regierung wird sich weiterhin für die Förderung und Erhaltung der rätoromanischen Sprache und somit auch für die Sicherstellung von finanziellen Mitteln einsetzen.

27. Februar 2001