Die Strukturierung des Unterrichtsprogramms der Pädagogischen Fachhochschule Chur ist für die zukünftigen Lehrpersonen aus Italienischbünden so bedeutend, dass diese über den rein schulischen Aspekt hinausgeht.
Wie uns bekannt ist, werden an der zu schaffenden Pädagogischen Fachhochschule Chur die verschiedenen Unterrichtsfächer in sogenannte „Module“ von unterschiedlicher Dauer aufgeteilt. Eines davon bildet die spezifische Ausbildung zum Lehrerberuf, das andere ist der praktischen Ausbildung und dem engen Kontakt mit der schulischen Realität gewidmet.
Was die spezifische Lehrerausbildung betrifft, so sind wir der Ansicht, dass mindestens die Hälfte der Ausbildungszeit in italienischer Sprache abgehalten werden sollte. Ausserdem weisen wir darauf hin, dass die praktische Ausbildung in erster Linie in den „Valli“ Italienischbündens durchgeführt werden sollte.
Diese Forderungen basieren auf den verschiedenen, zusammengefassten Gründen:
- Die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer aus jeder sprachlichen Minderheitsgruppe des Kantons, (somit auch die Romanischsprachigen) müssen eine angemessene spezifische Lehrerausbildung in ihrer Muttersprache geniessen können.
- Es ist notwendig, dass die sprachliche Kompetenz der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Beruf in den italienischsprachigen Tälern ausüben werden, erweitert wird. Davon betroffen sind besonders diejenigen Schülerinnen und Schüler, die eine zweisprachige Maturität absolviert haben.
- Ein mehrheitlich auf die deutsche Sprache ausgerichteter Unterricht wäre ein erhebliches Hindernis um nicht vom Ausschlussgrund zu sprechen für dei Kandidatinnen und Kandidaten für ein Lehramt aus den Tessiner Gymnasien. Die extrem negativen Folgen wären, dass die Zustimmung und der Zusammenhalt der aktiven Lehrpersonen in Italienischbünden nicht mehr gewährleistet wären. Zudem würde der Rückgang der Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Misox sich auch negativ auf die Bergeller und Puschlaver auswirken, da eine allfällige geringfügige Anzahl Schülerinnen und Schüler nicht mehr ermöglichen würde, Module in italienischer Sprache anbieten zu können.
- Es ist wichtig, dass an der Pädagogischen Fachhochschule Chur Dozentinnen und Dozenten italienischer Muttersprache für Pädagogik, Psychologie, Didaktik und verwandte Fächer zugegen sind. Dies würde auch die Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer Italienischbündens gewährleisten. (heute ist man auf externe Lehrkräfte angewiesen)
- Es ist Aufgabe der zukünftigen Pädagogischen Fachhochschule Chur, in den Bereichen Psychologie und Pädagogik aktiv Forschung zu betreiben. Auch in dieser Hinsicht ist es wichtig, dass auf die Anwesenheit von italienischsprachigen Dozentinnen und Dozenten an diesem Institut gezählt werden kann.
Wir bitten daher die geschätzte Regierung:
- an der Pädagogischen Fachhochschule Chur im obengenannten Sinne Unterricht auf Italienisch zu gewährleisten. Dies während mindestens der halben Ausbildungszeit und mit besonderer Gewichtung auf die Fächer Pädagogik und Didaktik;
- dafür zu sorgen, dass die praktische Ausbildung der Kandidatinnen und Kandidaten aus den Valli zum Lehramt grundsätzlich in Italienischbünden stattfinden kann.
Chur, 29. Januar 2002
Name: Lardi, Keller, Giovannini, Arquint, Bär, Battaglia, Bekc, Berther (Diesentis/Mustèr), Casanova (Vignogn), Cavigelli, Crapp, Furrer, Giacometti, Giuliani, Hartmann, Lemm, Luzio, Mayer, Nick, Noi, Peretti, Plozza, Portner, Righetti, Schmid (Splügen), Telli, Thomann, Trepp, Tuor (Diesentis/Mustèr). Walther, Zanolari, Zarro
Session: 29.01.2002
Vorstoss: dt Postulat