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Session: 29.01.2002
Die Strukturierung des Unterrichtsprogramms der Pädagogischen Fachhochschule Chur ist für die zukünftigen Lehrpersonen aus Italienischbünden so bedeutend, dass diese über den rein schulischen Aspekt hinausgeht.

Wie uns bekannt ist, werden an der zu schaffenden Pädagogischen Fachhochschule Chur die verschiedenen Unterrichtsfächer in sogenannte „Module“ von unterschiedlicher Dauer aufgeteilt. Eines davon bildet die spezifische Ausbildung zum Lehrerberuf, das andere ist der praktischen Ausbildung und dem engen Kontakt mit der schulischen Realität gewidmet.

Was die spezifische Lehrerausbildung betrifft, so sind wir der Ansicht, dass mindestens die Hälfte der Ausbildungszeit in italienischer Sprache abgehalten werden sollte. Ausserdem weisen wir darauf hin, dass die praktische Ausbildung in erster Linie in den „Valli“ Italienischbündens durchgeführt werden sollte.

Diese Forderungen basieren auf den verschiedenen, zusammengefassten Gründen:

- Die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer aus jeder sprachlichen Minderheitsgruppe des Kantons, (somit auch die Romanischsprachigen) müssen eine angemessene spezifische Lehrerausbildung in ihrer Muttersprache geniessen können.

- Es ist notwendig, dass die sprachliche Kompetenz der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Beruf in den italienischsprachigen Tälern ausüben werden, erweitert wird. Davon betroffen sind besonders diejenigen Schülerinnen und Schüler, die eine zweisprachige Maturität absolviert haben.

- Ein mehrheitlich auf die deutsche Sprache ausgerichteter Unterricht wäre ein erhebliches Hindernis um nicht vom Ausschlussgrund zu sprechen für dei Kandidatinnen und Kandidaten für ein Lehramt aus den Tessiner Gymnasien. Die extrem negativen Folgen wären, dass die Zustimmung und der Zusammenhalt der aktiven Lehrpersonen in Italienischbünden nicht mehr gewährleistet wären. Zudem würde der Rückgang der Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Misox sich auch negativ auf die Bergeller und Puschlaver auswirken, da eine allfällige geringfügige Anzahl Schülerinnen und Schüler nicht mehr ermöglichen würde, Module in italienischer Sprache anbieten zu können.

- Es ist wichtig, dass an der Pädagogischen Fachhochschule Chur Dozentinnen und Dozenten italienischer Muttersprache für Pädagogik, Psychologie, Didaktik und verwandte Fächer zugegen sind. Dies würde auch die Fortbildung der Lehrerinnen und Lehrer Italienischbündens gewährleisten. (heute ist man auf externe Lehrkräfte angewiesen)

- Es ist Aufgabe der zukünftigen Pädagogischen Fachhochschule Chur, in den Bereichen Psychologie und Pädagogik aktiv Forschung zu betreiben. Auch in dieser Hinsicht ist es wichtig, dass auf die Anwesenheit von italienischsprachigen Dozentinnen und Dozenten an diesem Institut gezählt werden kann.

Wir bitten daher die geschätzte Regierung:

- an der Pädagogischen Fachhochschule Chur im obengenannten Sinne Unterricht auf Italienisch zu gewährleisten. Dies während mindestens der halben Ausbildungszeit und mit besonderer Gewichtung auf die Fächer Pädagogik und Didaktik;

- dafür zu sorgen, dass die praktische Ausbildung der Kandidatinnen und Kandidaten aus den Valli zum Lehramt grundsätzlich in Italienischbünden stattfinden kann.

Chur, 29. Januar 2002

Name: Lardi, Keller, Giovannini, Arquint, Bär, Battaglia, Bekc, Berther (Diesentis/Mustèr), Casanova (Vignogn), Cavigelli, Crapp, Furrer, Giacometti, Giuliani, Hartmann, Lemm, Luzio, Mayer, Nick, Noi, Peretti, Plozza, Portner, Righetti, Schmid (Splügen), Telli, Thomann, Trepp, Tuor (Diesentis/Mustèr). Walther, Zanolari, Zarro

Session: 29.01.2002
Vorstoss: dt Postulat

Antwort der Regierung

Gemäss Art. 1 des Gesetzes über die Pädagogische Fachhochschule will der Kanton eine qualitativ hochstehende Ausbildung von Lehrkräften für das deutsch-, romanisch- und italienischsprachige Kantonsgebiet anbieten. Daraus lässt sich ableiten, dass den drei Kantonssprachen während des Studiums angemessene Unterstützung zuteil werden muss. Die Projektleitung der Pädagogischen Fachhochschule hat den Auftrag, bis Ende März 2002 ein Sprachenförderungskonzept vorzulegen. Die Umsetzung dieses Konzepts soll die Kompetenz in der Erstsprache stärken und die Kompetenz in einer zweiten Kantonssprache fördern.

Für den Unterricht an der Pädagogischen Fachhochschule sind Unterrichtseinheiten vorzusehen, die entweder in der jeweiligen Erstsprache, zweisprachig oder als Immersionsunterricht erteilt werden. Anzustreben ist, dass dies für die italienischsprachigen Studierenden vorwiegend in den Fächern Pädagogik, Psychologie und in den einzelnen Bereichs- bzw. Fachdidaktiken geschieht. Wie das Postulat fordert auch die Vertretung der Bündner Italianità in der mit Vorbereitungsarbeiten betrauten Arbeitsgruppe, dass für italienischsprachige Studierende an der Pädagogischen Fachhochschule mindestens 50% der Ausbildung in italienischer Sprache erfolge. Die Regierung ist der Auffassung, dass diese Forderungen berechtigt sind und beauftragt die Projektleitung, diese - wenn irgendwie möglich umzusetzen. Zu beachten ist, dass es derzeit Schwierigkeiten bereitet, die für die Umsetzung dieser Forderungen erforderlichen Dozierenden zu rekrutieren.



Für die berufspraktische Ausbildung sind acht Praktika mit insgesamt 28 Wochen Dauer vorgesehen. Es ist vorgesehen, sieben dieser Praktika im Muttersprachgebiet durchzuführen; das achte ist ein Zweitsprachpraktikum. Damit wird nach Meinung der Regierung die Forderung des Postulates erfüllt.

Die Regierung ist bereit, das Postulat entgegenzunehmen und sich dafür einzusetzen, dass während mindestens der Hälfte der Ausbildungszeit und mit besonderer Gewichtung der Fächer Pädagogik, Psychologie und Bereichs- beziehungsweise Fachdidaktik Italienisch als Unterrichtssprache für die italienischsprachigen Studierenden an der Pädagogischen Fachhochschule gewährleistet wird und ein hoher Anteil von Praktika im Muttersprachgebiet angeboten wird. Das Anliegen des Postulats ist durch eine entsprechende Personalpolitik zu unterstützen.

Datum: 26. Februar 2002