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Session: 07.12.2005
In der Schweiz verlieren durch den Strassenverkehr jährlich mehr als 500 Menschen ihr Leben, über 5000 werden erheblich verletzt. Erfreulicherweise haben sowohl die Unfälle, die Getöteten und Schwerverletzten im Strassenverkehr in den letzten Jahrzehnten im Vergleich zu den gefahrenen Kilometern zwar signifikant abgenommen. Und doch ist jeder Verkehrstote oder Schwerverletzte einer zuviel.

Immer häufiger geschehen in jüngerer Vergangenheit in unserem Land aber brutalste Raserunfälle. Es sind vorwiegend junge Automobilisten, die an solchen Unfällen beteiligt sind. Sie verfügen weder über genügend Fahrpraxis noch beherrschen sie ihr Fahrzeug in den selbst herbeigeführten Extremsituationen. Die jungen Raser benutzen die Strasse oft als Rennbahn und gefährden dabei sich selbst und andere erheblich.

In der NZZ vom 26. Oktober 2004 ist ein Bericht über neu installierte Geschwindigkeitsmessanlagen in Zürich erschienen. Ziel dieser Anlagen ist eindeutig, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Gemäss Bericht der Stadtpolizei Zürich haben die Unfälle dank verstärkter Geschwindigkeitsmessungen markant abgenommen.

Bei uns im Kanton gab es im Jahre 2004 2642 Verkehrsunfälle mit insgesamt 917 Verletzten und 25 Todesopfern. In der Stadt Chur ereigneten sich 353 Unfälle mit 122 verletzten Personen und einem Todesopfer.

Der Bund macht Auswertungen über Unfallhäufigkeit bezogen auf die Fahrzeugkilometer, so genannten Unfallraten auf ausgewählten Nationalstrassen-Strecken. Die Unfallhäufigkeit ist je nach Abschnitt recht unterschiedlich.

Es ergeben sich folgende Fragen an die Regierung:

1. Gibt es im Kanton Graubünden bevorzugte Raserstrecken?

2. Teilt die Regierung unsere Auffassung, dass angesichts der neuen Entwicklung auf der Strasse die Verkehrspolizei den Schwerpunkt Geschwindigkeitsmessung noch verstärken soll? Gedenkt man in unserem Kanton auch Geschwindigkeitsmessanlagen der neuen Generation zu installieren?

3. Gibt es in Graubünden ähnliche Erhebungen wie beim Bund und werden diese publiziert? Wird insbesondere auch zwischen Innerorts- und Ausserortsstrecken unterschieden?

4. Welche weiteren möglichen Massnahmen, die vor Ort eine Senkung der Unfälle bewirken können, werden durch die Verkehrspolizei ins Auge gefasst?

Chur, 7. Dezember 2005

Name: Frigg, Pfiffner, Jäger, Arquint, Jaag, Meyer Persili (Chur), Noi-Togni, Peyer, Pfenninger, Trepp, Zindel, Brasser, Caviezel (Chur)

Session: 07.12.2005
Vorstoss: dt Anfrage


Antwort der Regierung

1. Das kantonale Strassennetz enthält, mit Ausnahme der Nationalstrasse A 13, wenige Abschnitte, die Fahrten mit deutlich übersetzter Geschwindigkeit über längere Distanzen zulassen. Selbstverständlich gibt es aber auch in Graubünden Strassenstücke, die aufgrund des Ausbaus, der Topografie und der Linienführung zu schnellem Fahren einladen. Es wäre jedoch übertrieben, diese als Raserstrecken zu klassifizieren. Die Unfallstatistik bzw. die Auswertung der Unfälle mit Todesfolge und schweren Verletzungen lassen keine eigentlichen Raserstrecken erkennen. Die Unfallorte sind flächendeckend auf das ganze Strassennetz unseres Kantons verteilt. Keine Unfälle sind mit den typischen Merkmalen eines Raserunfalls behaftet. Auch „Duellfahrten“ mit hohen Geschwindigkeiten sind, ausgenommen auf Autobahnen, in sehr geringem Masse vorhanden.

2. Die Bekämpfung der Verwilderung im Strassenverkehr erfordert breit gefächerte Massnahmen. Mit dem Projekt „Vision Zero“ hat der Bund ein Programm zur Reduktion der Unfälle in die Wege geleitet. Das Handlungsprogramm „Via secura“ zeigt verschiedene Handlungsfelder für die Erhöhung der Verkehrssicherheit auf, wie die Sensibilisierung und Erziehung, Aus- und Weiterbildung, Sicherheit der Fahrzeuge und der Verkehrsinfrastrukturen sowie auch Kontroll- und Sanktionensysteme. Im Bereiche der Geschwindigkeitsüberschreitungen hat die Kantonspolizei bereits Massnahmen getroffen, indem sie mit gezielten Aktionen der Entwicklung auf der Strasse die nötige Aufmerksamkeit schenkt. Die Kantonspolizei wird weiterhin bemüht sein, mit den vorhandenen personellen Mitteln ihren Auftrag mit mobilen Radarkontrollen im Inner- wie auch im Ausserortsbereich zu erfüllen, obwohl für das Jahr 2006, bedingt durch die personelle Situation, Schwerpunktaktionen reduziert bzw. gestrichen werden müssen.

Mobile Kontrollmesssysteme sind stationären Radaranlagen insbesondere aus Erziehungsüberlegungen und wegen dem Überraschungseffekt vorzuziehen. Im Kanton Graubünden ist zum heutigen Zeitpunkt eine stationäre Geschwindigkeitsmessanlage (A13 Misox wegen fehlenden Fahrbahnbreiten und Pannenstreifen) in Betrieb. Der Einsatz von zusätzlichen stationären Messanlagen zur Abdeckung von Gefahrenstellen muss im Einzelfall geprüft werden. Eine zusätzliche fixe Kontrollstation ist im Zusammenhang mit der Sanierung des San Bernardino-Tunnels geplant.

3. Die Verkehrspolizei Graubünden führt im Auftrage des Bundesamtes für Statistik die jährlich erscheinende Unfallstatistik, welche alle Strassen sowohl im Inner- wie auch im Ausserortsbereich erfasst. Diese Unfalldaten werden veröffentlicht. In einer separaten Datenbank werden Unfallort, Unfallhäufigkeit, Unfallgeschehen, Unfallschwere, etc. ausgewertet, damit Unfallschwerpunkte rechtzeitig erkannt und Gefahrenstellen entschärft oder saniert werden können.

4. Durch gezielte Aktionen versucht die Polizei, auf die einzelnen Zielgruppen im Strassenverkehr präventiv und repressiv Einfluss zu nehmen. Unter anderem mit Motorradaktionen, Präventionskampagnen, Plakataktionen, Grosskontrollen usw. sollen die Verkehrsteilnehmer sensibilisiert werden. Vermehrte Polizeipräsenz und gezielte Radarkontrollen runden die Massnahmen zur Reduktion der Verkehrsunfälle bei der Kantonspolizei ab. Weiter werden Fahrzeuglenker, die bei der Polizei als potenzielle Schnellfahrer in Erscheinung treten oder durch ihr Verhalten im Strassenverkehr mehrmals negativ auffallen, zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Dabei werden notorische Schnellfahrer auf mögliche Konsequenzen und strafrechtliche sowie zivilrechtliche Folgen hingewiesen.

Datum: 3. Februar 2006