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Session: 26.04.2006
IMit dem "Kernprogramm Bündner Schule 2010" werden in der Bildungspolitik unseres Kantons in den nächsten Jahren wich-tige Weichen gestellt. Dazu braucht es entsprechende Entscheidungsgrundlagen. Aufgrund der Antwort auf die Anfrage Krätt-li sind wir überzeugt, dass der Kanton Graubünden eine Bildungsstatistik braucht. Eine solche kann sich aber auf einige weni-ge aussagekräftige Daten beschränken.

Für eine einfache Bildungsstatistik sind im Gegensatz zur Antwort auf die erwähnte Anfrage keine zusätzlichen Stellen nötig. Wir dürfen davon ausgehen, dass die einzelnen Schulträger über entsprechende Daten verfügen und als kantonal subventio-nierte Schulen auch verpflichtet werden können, diese abzuliefern. Die Bereitstellung einer Bildungsstatistik über das private und öffentliche Bildungswesen ergibt sich auch aus der Aufsichtspflicht des Kantons.

Die gewünschte Bildungsstatistik sollte grundsätzlich jährlich und erstmals Ende 2006 für das Schuljahr 2005/06 erscheinen. Sie sollte mit den Statistiken anderer Kantone koordiniert sein, damit ein interkantonaler Vergleich möglich ist (Bundesamt für Statistik). Ebenfalls von Interesse ist der nationale und internationale Vergleich der 15-jährigen (PISA). Die Bündner Bildungsstatistik sollte mindestens folgende Daten enthalten und jährlich veröffentlicht werden:

1. Lernende und Abschlüsse auf den Bildungsstufen des Kindergartens, der Primarstufe und der Sekundarstufe I und II (Schüler/innen, Lehrlingsstatistik, Abschlüsse)

2. Ressourcen und Infrastruktur (Lehrkräfte, Finanzen und Kosten, Schulen)

3. Studierende und Abschlüsse (Ausbildung an höheren Fachschulen und den Hochschulen: PH Graubünden, Theologi-sche Hochschule, FH)

4. Personal und Finanzen (an den Höheren Fachschulen und den Hochschulen in Graubünden)

5. Wirksamkeit des Bildungssystems (periodische Erfassung alle 3 - 5 Jahre: z.B. PISA Kompetenzmessung bei 15-jährigen; Wechsel der Mittelschüler/innen an die Hochschulen und der Fachhochschul-Studierenden in die Wirtschaft)

6. Bildungsverläufe (periodische Erfassung alle 3 - 5 Jahre: z.B. Studienerfolg der Bündner Studierenden an schweizeri-schen Hochschulen)

Aus den erhobenen Daten müssten sich (auch nachträglich) spezifische, aktuelle Fragen der Bildungspolitik beantworten lassen; u.a. folgende:

- Verteilung der Schüler nach der 6. Klasse auf Sekundarschule, Realschule und Untergymnasium

- Anzahl freiwilliger Abbrüche und Abbrüche nach Nichtpromotion im Gymnasium

- Anzahl Repetenten am Unter- und Obergymnasium

- Vergleich der einzelnen Mittelschulen

- Abschlussquoten der Mittel- und Hochschulen

- Berufsmaturandenquote

- Anteil gymnasialer Maturandinnen und Maturanden, welche:

a. ein Studium an einer Universität/ETH

b. ein Studium an einer Fachhochschule

c. eine andere Ausbildung

aufnehmen (Übertrittsquote) und wie viele dieses erfolgreich abschliessen (Abschlussquote).

Eine Zusammenfassung der Statistik soll im Landesbericht veröffentlicht werden.

Die Unterzeichneten fordern die Regierung auf, ab 2006 mit den bestehenden Ressourcen eine einfache Bildungsstatistik zu führen.

Chur, 25. April 2006

Name: Krättli-Lori, Berther (Disentis), Augustin, Barandun, Beck, Bischoff, Brüesch, Bühler-Flury, Butzerin, Casanova (Chur), Casty, Caviezel-Sutter (Thusis), Christ, Christoffel-Casty, Claus, Dermont, Donatsch, Dudli, Feltscher, Hanimann, Hardegger, Hartmann, Hess, Hübscher, Jeker, Jenny, Kessler, Mani-Heldstab, Meyer-Grass (Klosters), Michel, Perl, Pfister, Ratti, Rizzi, Robustelli, Tramèr, Wettstein, Zanolari, Zegg,, Bezzola, Cattaneo, Darms, Mainetti, Nay

Session: 26.04.2006
Vorstoss: dt Auftrag



Antwort der Regierung

Die Regierung und das für das Bildungswesen zuständige Departement messen sta-tistischen Erhebungen und Auswertungen hohe Bedeutung zu. Deshalb haben sie solche auch losgelöst von bundesrechtlichen Vorgaben im Rahmen der Möglichkei-ten realisiert. So hat Graubünden als erster Kanton die Entwicklung der Geburten-zahlen visualisiert, aktiv kommuniziert und in die Bildungsplanung einbezogen. Neu legt Graubünden auch die Ergebnisse bezüglich Übertritts- und Studienerfolgsquote der Absolventinnen und Absolventen von Bündner Gymnasien offen und vergleicht diese mit dem schweizerischen Mittelwert. Umfangreiche Unterlagen wurden erarbei-tet in Bezug auf das Untergymnasium. Die Erarbeitung dieser Unterlagen war mit er-heblichem Aufwand verbunden und es ist aufgrund der bisherigen Erfahrungen eher davon auszugehen, dass der zukünftige Auf- und Ausbau einer Bildungsstatistik mit Aufwand verbunden sein wird.

Die Bildungsstatistik wurde in den Kantonen und auf Bundesebene primär aus finan-ziellen Gründen eher vernachlässigt und weist erhebliches Entwicklungspotenzial auf. Die Regierung begrüsst, dass der Grosse Rat der Bildungsstatistik grössere Be-achtung schenken will und ist bereit, den Auftrag entgegenzunehmen. Allerdings schlägt sie dem Grossen Rat aus nachfolgend skizzierten Gründen einen vom Auf-trag abweichenden Umsetzungsplan vor.

- Der Bund ist über das Bundesamt für Statistik in jüngster Zeit aktiv geworden und will in Zusammenarbeit mit den Kantonen den Aufbau einer Bildungsstatistik forcieren. Für Graubünden werden sich im Zusammenhang mit der Erhebung von Daten neue Herausforderungen ergeben.

- Die in der Schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) vereinten Kan-tone bauen gemeinsam ein Bildungsmonitoring auf. Im Zusammenhang mit der Umsetzung des EDK-Projektes Harmos - dieses Projekt gibt u. a. Treffpunkte vor, welche zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erreichen sind - werden auch Kompetenz- oder Leistungsmessungen durchgeführt. Die zu erhebenden Daten werden schweizweit vergleichbare Ergebnisse liefern und aufzeigen, ob die fest-gelegten Treffpunkte erreicht werden.

- Im Bereich Kompetenzmessung möchte die Regierung als weiteren Schwerpunkt den Einsatz des adaptiven, webbasierten Testsystems Stellwerk überprüfen und nach Möglichkeit realisieren. Stellwerk (vgl. www.stellwerk-check.ch) ist in der Testphase. Die zu erhebenden Daten vermitteln auch den einzelnen Jugendli-chen eine Standortbestimmung.

Angesichts der skizzierten Herausforderungen im Bereich Bildungsstatistik beantragt die Regierung, dass die kantonalen Tätigkeiten mit den schweizweit anstehenden Arbeiten inhaltlich und terminlich zu koordinieren und auf diese auszurichten sind. Auf diese Weise lassen sich Doppelspurigkeiten vermeiden und mit einem optimier-ten Ressourceneinsatz allfällige Kooperationen realisieren. Zudem sichert das skiz-zierte Vorgehen, dass die erhobenen Bündner Daten mit jenen anderer Kantone ver-gleichbar sind.

Dieser Umsetzungsvorschlag lässt ein prozessorientiertes Vorgehen zu. Werden beispielsweise für anstehende Entscheidungen im Mittelschulbereich statistische Un-terlagen benötigt, werden diese vorweg und unter Einbezug Betroffener erarbeitet und in geeigneter Weise, d.h. nicht unbedingt im Landesbericht, publik gemacht.

Die Regierung beantragt dem Grossen Rat, den Auftrag im Sinne ihrer Ausführungen betreffend den Umsetzungsplan zu überweisen.

Datum: 27. Juni 2006