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Session: 19.10.2006
Es ist festzustellen, dass in den vergangenen Jahren das Angebot für Lehrstellensuchende immer kleiner geworden ist. Vor allem die Vielfalt der Lehrstellen in unserem Kanton ist ständig abnehmend. Die Gründe liegen zum Teil an den Strukturen unserer Wirtschaft und an den administrativen und finanziellen Aufwendungen für die Ausbildungsbetriebe. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe könnten zu einem vielfältigeren Lehrstellenangebot beitragen. Dazu müssen jedoch die Rahmenbedingungen verbessert und entsprechende Anreize sowie Vergünstigungen geschaffen werden. Leider konnte dieses Anliegen in der Steuergesetzesrevision nicht berücksichtigt werden, obwohl ein Handlungsbedarf unbestritten ist.

Die Unterzeichenten laden die Regierung ein, eine Analyse in unserem Kanton vorzunehmen und eine entsprechende Gesetzesgrundlage auszuarbeiten.

Chur, 19. Oktober 2006

Name: Ratti, Perl, Berther (Disentis), Bezzola (Samedan), Bezzola (Zernez), Bleiker, Brandenburger, Brantschen, Brüesch, Buchli, Butzerin, Campell, Candinas, Casparis-Nigg, Castelberg-Fleischhauer, Casty, Casutt, Caviezel-Sutter (Thusis), Christoffel-Casty, Clavadetscher, Dudli, Fallet, Fasani, Felix, Geisseler, Giovanoli, Hardegger, Hartmann (Chur), Hartmann (Champfèr), Hasler, Heinz, Jaag, Janom Steiner, Jenny, Kessler, Koch, Krättli-Lori, Kunz, Mani-Heldstab, Märchy-Michel, Marti, Mengotti, Meyer-Grass (Klosters), Michel, Möhr, Montalta, Nick, Nigg, Parolini, Pedrini, Pfäffli, Pfenninger, Plozza, Ragettli, Rathgeb, Ratti, Righetti, Stiffler, Troncana-Sauer, Tscholl, Valär, Vetsch (Klosters), Vetsch (Pragg-Jenaz), Zanetti, Strimer

Session: 19.10.2006
Vorstoss: dt Auftrag

Antwort der Regierung

Die vorgenommenen Abklärungen haben ergeben, dass die Bündner Lehrbetriebe in den vergangenen Jahren eine hohe Ausbildungsbereitschaft bewiesen haben und bereit waren, für Schulabgängerinnen und Schulabgänger einen Ausbildungsplatz bereit zu stellen. Es ist in Graubünden gelungen, den Anteil Jugendlicher ohne Ausbildungsplatz im Vergleich mit anderen Kantonen äusserst tief zu halten. Die Regierung dankt der Bündner Wirtschaft für diesen Beweis, die soziale Verantwortung der Jugend gegenüber wahrnehmen zu wollen.

Die auf dem Lehrstellennachweis des Amtes für Berufsbildung (AfB) publizierten offenen Lehrstellen haben seit 2001 bis 2006 zwar von 1475 auf 1230 abgenommen. Die dann aber tatsächlich abgeschlossenen Lehrverträge stiegen in dieser Zeit um 15 % an. Im Jahre 2001 registrierte das AfB 1577 neu abgeschlossene Lehrverträge mit Schulabgängerinnen und -abgängern. Im Jahre 2006 erreichte diese Zahl 1821. Bei den Kaufleuten war bei der Einführung der neuen Bildungsverordnung im Jahr 2003 auch in Graubünden ein Rückgang der abgeschlossenen Lehrverträge um 50 festzustellen. Dies dürfte unter anderem auch auf den erhöhten administrativen Aufwand für die Lehrbetriebe zurück zu führen sein. Das AfB hat die Lehrbetriebe mit speziellen Kursen bei der Umsetzung der neuen Bildungsverordnung unterstützt, so dass inzwischen die Lehrverträge auch in diesem Bereich wieder die Durchschnittszahlen der Vorjahre erreicht haben.

Die Anzahl der ausgebildeten Berufe ist seit 1995 praktisch unverändert. In dieser Zeit wurden verschiedene Berufe zu Berufsfeldern zusammengefasst. Das AfB hat in den letzten vier Jahren jährlich durchschnittlich 170 Betrieben - darunter vielen mittleren und Kleinbetrieben - eine Ausbildungsbewilligung erteilt. Die bisherige Vielfalt der angebotenen Berufe konnte damit erhalten werden.

Die grosse Mehrheit der Ausbildungsbetriebe bestätigt immer wieder, dass sich die Ausbildung von Lernenden nach wie vor lohnt. Dies geht auch aus einer Studie über die Kosten und Nutzen der Lehrlingsausbildung in der Schweiz hervor, wonach die beteiligten Firmen im Durchschnitt positive Erträge schon während der Lehrzeit ausweisen.

Zwischen 2001 und 2006 stieg die Anzahl der 16-Jährigen um 4 % von 2153 auf 2240. Bis 2008 ist auf Grund der Anzahl Kinder in der sechsten Klasse mit stabilen Zahlen zu rechnen. Anschliessend sinkt die Anzahl erheblich. Trotz der heute angespannten Situation auf dem Lehrstellenmarkt schildern gerade auch KMU aus dem gewerblichen Bereich bereits heute ihre Schwierigkeiten, überhaupt Jugendliche zu finden, welche sich für eine ihrer Ausbildungen interessieren oder eignen. Diese Situation dürfte sich mit dem Rückgang der Anzahl 16-Jähriger noch verschärfen.

Um die Lehrbetriebe finanziell zu entlasten, wird in Graubünden bereits seit dem
Jahre 2004 auf das Erheben von Gebühren für das Erteilen einer Ausbildungsbewilligung verzichtet. Ferner hat der Grosse Rat ebenfalls im Jahre 2004 bei der Behandlung des kantonalen Submissionsgesetzes in Art. 21 eine Regelung beschlossen, welche ausdrücklich als Zuschlagskriterium die Berücksichtigung der Lehrlingsausbildung gestattet.

Die Regierung lehnt weitergehende finanzielle Entlastungen für die Lehrbetriebe ab. Sie will aber mit dem neuen Gesetz über die Berufsbildung und weiterführende Bildungsangebote die Basis legen, um Betriebe, welche bereit sind, auch schulisch schwächere Jugendliche oder Jugendliche mit besonderen Ansprüchen auszubilden, durch geeignete Massnahmen unterstützen zu können.

Datum: 21. Dezember 2006