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Session: 11.06.2007
Die Tegra AG betreibt seit Januar 2006 am Standort Domat/Ems ein Biomassenkraftwerk, welches mit einer dritten Etappe noch weiter ausgebaut werden soll. Damit wird die Tegra das grösste Biomassenkraftwerk der Schweiz. Eine der entscheidenden Fragen für das wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Betreiben eines Biomassenkraftwerkes ist die Versorgungssicherheit mit genügend regional anfallendem Energieholz.

Der wichtigste regionale Energieholzlieferant muss sicher die auf der gegenüberliegenden Strassenseite tätige Grosssägerei Stallinger sein. Dies war auf jeden Fall einer der zentralen Aspekte, welcher für die Ansiedelung der Firma Stallinger am jetzigen Standort sprach.

Nun plant die Firma Stallinger am Standort Domat/Ems den Bau eines eigenen Biomasse-Kraftwerkes (Baubewilligungsausschreibung am 1. Juni 2007).

Daraus ergeben sich für uns folgende Fragen zur

Logistik bei der Energieholzbeschaffung:
- Hätte die Tegra genügend Kapazität, das gesamte in der Firma Stallinger in Domat/Ems anfallende Energieholz zu verbrennen?
- Resp. produziert die Firma Stallinger am Werkplatz Ems gar genügend Energieholz, um sowohl die Tegra als auch ein eigenes Biomassekraftwerk mit ausreichend Rohmaterial versorgen zu können?
- Wenn nein, wie viel Material müsste insgesamt für die beiden Biomassekraftwerke zugeführt werden und woher würde dieses zusätzliche Energieholz stammen?
- Mit welchen zusätzlichen Lastwagen- und/oder Bahntransporten von Energie- resp. Abfallholz ist zu rechnen, wenn ein weiteres Biomassekraftwerk in Domat/Ems gebaut würde?
- Wie beurteilt die Regierung die Belastung des Churer Rheintals und der Gemeinde Domat/Ems durch zusätzliche Holztransporte?

Luftbelastung:
- Mit welchen zusätzlichen Belastungen durch Holzstaub, Feistaub und weitere Immissionen wäre zu rechnen?
- Wird bei der Beurteilung der Umweltverträglichkeit jeweils nur das einzelne Werk beurteilt oder wird eine Gesamtbilanz für die Standortgemeinde, die Nachbargemeinden, das Churer Rheintal und das Domleschg erstellt?

Die Dringlichkeit der Anfrage ergibt sich aus dem bis Ende Juni 2007 laufenden Baubewilligungsverfahren. Wir bitten die PräsidentInnenkonferenz und den Grossen Rat die Anfrage für dringlich zu erklären.

Chur, 11. Juni 2007

Name: Thöny, Peyer, Gartmann-Albin, Arquint, Baselgia-Brunner, Bucher-Brini, Frigg-Walt, Jaag, Jäger, Menge, Meyer Persili (Chur), Pfenninger, Pfiffner-Bearth, Trepp

Session: 11.06.2007
Vorstoss: dt Anfrage

Antwort der Regierung

Die Nutzung von Holzenergie in Biomassekraftwerken (BMKW) ist grundsätzlich ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll. Auch der Aktionsplan gegen Feinstaub des Bundes hat die vermehrte Nutzung von Holzenergie in Grossanlagen zum Ziel. Der am 15. Mai 2007 von der Regierung beschlossene aktualisierte Massnahmenplan Lufthygiene sieht bezüglich der Emissionen von BMKW tiefe Grenzwerte gemäss dem Stand der Technik vor. Die bereits in Betrieb stehenden Anlagen entsprechen diesen Anforderungen. Für Vorhaben mit Transporten von Massengütern sieht der Massnahmenplan vor, wenn möglich eine Verlagerung auf Bahntransporte zu erwirken, wozu in Domat/Ems die bahntechnische Infrastruktur vorhanden ist. Ob das zusätzliche BMKW die einschlägigen Vorschriften zum Schutz der Umwelt einhält, wird im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung geprüft.

Antwort auf die Fragen:

1. Beim Betrieb des Grossägewerkes der Firma Stallinger Swiss Timber AG sollen ab 2009 ca. 135'000 t Sägerestholz (ca. 119'000 t Rinde und ca. 16'000 t Frässpäne) pro Jahr anfallen, die als Brennmaterial (Energieholz) vorgesehen sind. In den BMKW der Firma Tegra AG können pro Jahr ca. 140'000 t Sägerestholz verbrannt werden (Block 2: 75'000 t Waldrestholz und 50'000 t Sägerestholz; geplant in Block 3: 35'000 t Waldrestholz, 90'000 t Sägerestholz). Die Firma Tegra hätte demnach genügend Kapazität, um das gesamte Energieholz der Firma Stallinger zu verbrennen.

2. Bei der Firma Stallinger fällt nicht genügend Energieholz an, um ein eigenes BMKW und die Blöcke 2 und 3 der Firma Tegra mit Brennmaterial zu versorgen. Der Eigenbedarf für den Betrieb des geplanten BMKW der Firma Stallinger beträgt 90'000 t pro Jahr. Diese Menge würde der Firma Tegra fehlen, da sie davon ausgegangen ist, dass 90'000 t Sägereiholz/Rinde von der Firma Stallinger geliefert werden.

3. Insgesamt müsste die FirmaTegra 90'000 t Holzbrennstoffe zuführen. Die Firma Tegra beabsichtigt, Schlagabraum (Reste von Bäumen, die bei der Holznutzung und der Waldpflege anfallen) zu verbrennen, der zu einem wesentlichen Teil aus Graubünden, St. Gallen und dem Thurgau stammen soll.

4. Da beim Betrieb des Sägewerkes genügend Rinde und Frässpäne anfallen, verursacht der Betrieb eines weiteren BMKW durch die Firma Stallinger direkt keine zusätzlichen Transporte. Indirekt werden aber zusätzliche Transporte ausgelöst, weil die Firma Tegra die wegfallenden Energieholzlieferungen der Firma Stallinger ausgleichen muss, um ihren Block 3 zu betreiben. Unter Annahme des ungünstigen Falls - Transport des fehlenden Brennmaterials je zur Hälfte auf der Strasse und per Bahn - würden pro Tag acht zusätzliche LKW-Fahrten stattfinden. Diese Fahrten würden das Schwerverkehrsaufkommen auf der A13 um 3 Promille erhöhen.

5. Es ist vorgesehen, in die Betriebsbewilligung des BMKW Block 3 der Firma Tegra die Auflage aufzunehmen, einen bestimmten Anteil der für den Betrieb von Block 3 nötigen Transporte per Bahn durchzuführen. Durch diese Bahntransporte wäre kaum mit zusätzlichen Immissionen zu rechnen. Die zusätzlichen acht LKW-Fahrten pro Tag würden keine Überschreitungen von Grenzwerten oder Verletzung von gesetzlichen Vorgaben verursachen.

6. Die Emissionen der BMKW werden durch verschärfte Emissionsbegrenzungen, insbesondere für Feinstaub, vorsorglich soweit begrenzt als dies technisch möglich ist. Bezogen auf den betrachteten Perimeter (Gemeinden Domat/Ems, Felsberg und Tamins) betragen die Zusatzemissionen des BMKW der Firma Stallinger bei Feinstaub 4 % und bei den Stickoxiden 12 %. Der Betrieb des BMKW führt nicht zur Überschreitung von Immissionsgrenzwerten der Luftreinhalte-Verordnung.

7. Die Prüfung der Umweltverträglichkeit bezieht sich allein auf das Vorhaben, das Gegenstand des jeweiligen Bewilligungsverfahrens ist. Im Baubewilligungsverfahren für das BMKW der Firma Stallinger werden die Emissionen und Immissionen der bewilligten BMKW der Firma Tegra und anderer Schadstoffquellen - also der Ausgangszustand - als Vorbelastung berücksichtigt. Eine gesamtheitliche Betrachtung ist durch eine vom ANU veranlasste Immissionsprognose für alle Anlagen im Raum Domat/Ems gewährleistet.

Datum: 31. August 2007