Navigation

Inhaltsbereich

Session: 12.02.2008
Im Rahmen der anstehenden Schulreformen wird die Regierung beauftragt, im Bündner Rheintal eine internationale Schule einzurichten.

Der Kanton mit dem AWT (Amt für Wirtschaft und Tourismus) macht grosse Anstrengungen, Firmen mit grossen Wertschöpfungen hier anzusiedeln. Solche Firmen sind in der Regel exportorientiert und im Hightechbereich tätig. Dank der Nähe zu Zürich, guter Lebensqualität und einem günstigen Klima, interessieren sich sehr viele Unternehmungen für den Wirtschaftsstandort Bündner Rheintal. Es ist dann auch gelungen, verschiedene dieser Unternehmungen anzusiedeln. Solche Firmen sind aber vor allem bei der Entwicklung neuer Produkte auf Spezialisten angewiesen. Sie finden diese hochqualifizierten Ingenieure aber weder auf dem regionalen oder schweizerischen Arbeitsmarkt, sondern höchstens im aussereuropäischen Raum (Amerika/Asien). Die Mobilität solcher Leute ist in der Regel sehr hoch und sie bleiben mit ihren Familien höchstens ein paar Jahre um dann weiter oder in ihr Heimatland zurückzuziehen. Sie haben keine Möglichkeit, bei uns Kinder im Volksschulalter einzuschulen. Wir bieten zwar englische Klassenzüge im Fach- und Fachhochschulbereich an der Hotelfachschule und an der HTW an, hingegen werden auf Volksschulstufe keine englischen oder englisch-deutschen Klassenzüge angeboten. Ein solches Angebot würde demzufolge nicht nur die HTW und die Hotelfachschule stärken, es würde uns auch im Vergleich zu anderen Wirtschaftsstandorten konkurrenzfähig machen. In Buchs SG und Triesen FL werden solche Schulen mit Erfolg geführt. Sie haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass das St. Galler Rheintal zu einem Wirtschaftsstandort für Hightechbetriebe wurde. Wir fordern den Kanton auf, mit den interessierten Kreisen eine internationale Schule zu gründen, in der nur Englisch oder Englisch-deutsch unterrichtet wird.

Chur, 12. Februar 2008

Name: Tscholl, Kunz, Loepfe, Berni, Bezzola (Zernez), Bleiker, Bondolfi, Brandenburger, Brüesch, Buchli, Bühler-Flury, Bundi, Butzerin, Caduff, Cahannes Renggli, Campell, Candinas, Casparis-Nigg, Caviezel-Sutter (Thusis), Christoffel-Casty, Conrad, Donatsch, Federspiel, Felix, Feltscher, Florin-Caluori, Giovanoli, Hardegger, Hartmann (Chur), Hasler, Kessler, Kollegger, Mani-Heldstab, Möhr, Nick, Niederer, Nigg, Parolini, Parpan, Pedrini, Peer, Perl, Pfäffli, Pfister, Portner, Quinter, Ragettli, Ratti, Sax, Stiffler, Tenchio, Vetsch (Klosters Dorf), Wettstein, Furrer-Cabalzar, Grendelmeier, Hartmann (Küblis), Schädler, Wasescha

Session: 12.02.2008
Vorstoss: dt Auftrag

Antwort der Regierung

Um den Wirtschaftsstandort Bündner Rheintal zu stärken, soll die Regierung mit dem vorliegenden parlamentarischen Vorstoss beauftragt werden, in dieser Region eine internationale Schule einzurichten.

In grossen Wirtschaftszentren (Genf, Lausanne, Bern, Basel, Zürich, Winterthur etc.) sind internationale Schulen bereits seit Jahren anzutreffen. Deren Zielpublikum sind Familien aus dem Ausland, welche wegen der beruflichen Verpflichtungen der Eltern von Land zu Land ziehen und vorübergehend in der Schweiz wohnen. Den Kindern dieser Familien soll auf möglichst allen Schulstufen eine internationale Schulbildung vermittelt werden, die weltweit an jeder anderen internationalen Schule fortgesetzt und mit einem international gültigen Diplom abgeschlossen werden kann. Damit dies möglich wird, entsprechen die Lehrpläne der internationalen Schulen dem gemeinsamen International-Baccelaureate-Curriculum (IB). IB-Angebote existieren vom „Primary Years Programme“ (ab 3 Jahren) bis zum „IB-Diploma Programme“ (19-Jährige). IB-Diplom-Prüfungen sind heute in Englisch, Französisch oder Spanisch möglich. An einer IB-Schule ist eine dieser drei Sprachen die Unterrichtssprache. Internationale Schulen sind Privatschulen. Finanziert werden sie vorwiegend über Eltern- und Firmenbeiträge. Da diese Schulen immer mehr als wichtige Standortfaktoren gelten, werden sie neuerdings – im Sinne der Wirtschaftsförderung – auch von einzelnen Standortkantonen mit zinsgünstigen Darlehen, Beiträgen an Um- und Neubauten, Defizitgarantien etc. unterstützt.

Die im Vorstoss erwähnte Internationale Schule Rheintal (ISR) in Buchs/SG wurde im Jahr 2002 eröffnet. Ihr Angebot richtet sich in erster Linie an Kinder von Kaderleuten und Spezialisten, die im St. Galler Rheintal, in Vorarlberg, in Liechtenstein oder am deutschen Bodenseeufer wohnen und in international vernetzten Unternehmen arbeiten.

Immer mehr gefragt sind aber auch zweisprachige Schulen. Während sich internationale Schulen vorwiegend an Kinder ausländischer Familien richten, welche nur eine kurze Zeit in der Schweiz verbringen, besteht das Zielpublikum der zweisprachigen Schulen vor allem aus einheimischen Familien. Immer mehr Eltern suchen für ihre Kinder private Ausbildungsinstitute, in welchen in deutscher und in englischer Sprache unterrichtet wird. Auch bei der im Vorstoss erwähnten Schule „formatio“ in Triesen FL handelt es sich um eine bilinguale Privatschule. Sie besteht aus einer Primar- und einer Sekundarschule, welche sich beide nach den offiziellen liechtensteinischen Lehrplänen richten. Die Privatschule in Triesen wird zweisprachig (deutsch-englisch) geführt und ist bezüglich Kombination der Unterrichtssprachen mit den zweisprachig (romanisch-deutsch) geführten Schulen im Oberengadin vergleichbar. Im Gegensatz zur „formatio“ in Triesen werden die meisten zweisprachigen Privatschulen in der Schweiz vom Staat nicht unterstützt und stehen somit vor allem begüterten Familien offen.

Aufgrund der aktuellen Schulgesetzgebung sind im Kanton weder internationale Schulen noch bilinguale Schulen im Sinne des Vorstosses möglich. Gemäss Art. 3 Abs. 2 des Schulgesetzes gelten für Privatschulen mit Ausnahme der Bestimmungen über die Lehrpersonen sowie über die Pflichten der Gemeinden und die Finanzierung die Bestimmungen des Gesetzes sinngemäss. Dies hat u.a. zur Folge, dass – wie in den Volksschulen – auch in den im Kanton tätigen Privatschulen der Unterricht in einer Kantonssprache erfolgen muss. Für Englisch oder eine andere Nicht-Kantonssprache als Unterrichtssprache fehlen die gesetzlichen Grundlagen.

Die Regierung erachtet es auch in Zukunft nicht als ihre Aufgabe, im Bündner Rheintal oder anderswo selber internationale Schulen einzurichten und zu führen. Hingegen teilt sie die Auffassung, dass bei der anstehenden Totalrevision des Schulgesetzes Grundlagen zu schaffen sind, welche die Errichtung internationaler Schulen als Privatschulen ermöglichen. Auch die Frage, ob und in welcher Form die Sprachenkombination für bilinguale Schulen über die Kantonssprachen hinaus ausgeweitet werden kann, ohne dadurch das Fundament der Bündner Volksschule zu untergraben, ist im Rahmen der Gesetzesrevision zu prüfen. Die Regierung beantragt dem Grossen Rat, den Auftrag im Sinne dieser Ausführungen zu überweisen.

Datum: 6. Mai 2008