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Session: 12.06.2008
Das Euregio-Zertifikat ist eine Zusatzqualifikation, die Berufslernende aus verschiedenen Berufen nach der bestandenen LAP erhalten, wenn sie während der Lehre sechs Wochen in einem Land oder je vier Wochen in zwei unterschiedlichen Ländern (zum Beispiel Deutschland und Frankreich) gearbeitet haben.

Das Auslandpraktikum hat zum Ziel, das europäische Bewusstsein bei Auszubildenden und Ausbildnern zu entwickeln und zu stärken, Erfahrungen in neuen Arbeitstechniken zu sammeln und Kontakte zu einer anderen Unternehmenskultur herzustellen. Berufslernende und Betriebe werden in regionale Zusammenhänge stärker eingebettet. Dadurch kann man anderen Kulturräumen näher kommen, eine Fremdsprache lernen und die berufliche Mobilität fördern. Da an den Berufsschulen Fremdsprachen immer noch kein fester Bestandteil des Lehrplanes sind, könnte man mit einem Internationalen Berufslernenden-Austausch diesem Bildungsdefizit entgegenwirken.

In den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau, Solothurn und Jura ist der internationale Berufslernenden-Austausch durch das Euregio-Zertifikat mit Deutschland und Frankreich bereits eingeführt. In diesen Kantonen wird die Ausbildungsvergütung weiterhin durch den Betrieb bezahlt. Der Bund und die teilnehmenden Kantone beteiligen sich zu je 50% an der Kostengutsprache von 300 Euro, die jedeR Berufslernende für Transport und Übernachtung erhält.

Die Unterzeichnenden stellen der Regierung folgende Fragen:

1. Wie stellt sich die Regierung grundsätzlich zu einem internationalen Austausch für Berufslernende?

2. Besteht im Kanton Graubünden bereits ein solches Austausch-Angebot?

3. Wenn ja, besteht im Kanton Graubünden bereits die Möglichkeit für Berufslernende, Unterstützung und Anerkennung für ein Praktikum im Ausland zu erhalten?

4. Ist die Regierung bereit, auch in Graubünden das Angebot einer Zusatzqualifikation für Berufslernende durch ein Zertifikat umzusetzen, welches zum Beispiel mit Italien, Deutschland und Österreich kooperiert und einen europäisch-regionalen Austausch ermöglicht?

Chur, 12. Juni 2008

Name: Michel (Chur), Locher Benguerel, Bucher-Brini, Arquint, Baselgia-Brunner, Bleiker, Blumenthal, Brandenburger, Campell, Casty, Caviezel-Sutter (Thusis), Christoffel-Casty, Conrad, Feltscher, Frigg-Walt, Jaag, Jäger, Menge, Meyer-Grass (Klosters Dorf), Montalta, Peyer, Pfiffner-Bearth, Thöny, Trepp, Pedrini (Soazza), Scartazzini


Session: 12.06.2008
Vorstoss: dt Anfrage

Antwort der Regierung

In einer globalisierten Welt kann ein Auslandpraktikum nach Auffassung der Regierung tatsächlich das europäische Bewusstsein bei Lernenden entwickeln und stärken. Es ist wertvoll, mit einem Austausch Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu einer anderen Unternehmenskultur herzustellen, neue berufliche Realitäten kennen zu lernen und neue Bekanntschaften zu schliessen. Vieles spricht für einen solchen Austausch. Die Regierung befürwortet die entsprechenden Möglichkeiten.

1. Die Regierung des Kantons Graubünden stellt sich grundsätzlich positiv zu einem internationalen Austausch für Berufslernende.

2. Graubünden beteiligt sich seit dem Jahr 2001 am Projekt xchange, einem ähnlichen Austausch-Angebot wie jenes der Euregio-Region. Seit 2005 hat der Kanton seine Anstrengungen verstärkt, um Jugendliche und Ausbildungsbetriebe vermehrt für eine Beteiligung am Projekt zu gewinnen. 2007 und 2008 haben fünf Bündner Lernende ein Austauschpraktikum absolviert.

Das Projekt xchange fördert den Austausch von Berufslernenden in der Region der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) und der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK). Beteiligt sind: Bayern und Baden-Württemberg in Deutschland; Salzburg, Tirol und Vorarlberg in Österreich; Bozen-Südtirol, Trient und Lombardei in Italien, das Fürstentum Liechtenstein, die Kantone Zürich, Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen, Appenzell, Aargau, Tessin und Graubünden in der Schweiz. Seit anfangs 2008 ist der Austauschraum ausgedehnt worden auf das Elsass und ab Sommer 2008 auf das Bundesland Oberösterreich.

Lernende, die bei xchange mitmachen, können während vier Wochen in einem Lehrbetrieb, der verwandte Berufe ausbildet, im Ausland arbeiten. Im Normalfall wird ein gegenseitiger Austausch bevorzugt. Das heisst der Lehrbetrieb, der eine lernende Person entsendet, nimmt auch eine auf. Der Austausch findet während der beruflichen Grundbildung statt. Insgesamt finden jährlich rund 100 Austauschaktionen statt im Projekt xchange.

3. xchange unterstützt den Austausch finanziell durch Vergütung der Fahrkosten und einer Tagespauschale von bis zu 30 Euro pro Tag. Die jeweiligen Ausbildungsbetriebe bezahlen den Lernenden den Lohn weiterhin, auch der Versicherungsschutz läuft normal weiter.

Die Arge Alp und die IBK verleihen allen Lernenden, die einen Austausch erfolgreich abgeschlossen haben, im Rahmen eines Festaktes ein Zertifikat.

4. Die Ausführungen zu den Fragen 1 bis 3 zeigen auf, dass der Kanton Graubünden bereits ein Austauschprojekt konkret unterstützt, das den jungen Berufslernenden die Möglichkeit gibt, in einem Betrieb in Deutschland, Österreich oder Italien zusätzliche Erfahrungen zu sammeln und diese mit einem Zertifikat bestätigen zu lassen.

Datum: 14. August 2008