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Session: 09.12.2008

Der Rohstoff Holz, als wichtige natürliche Ressource, hat im Kanton Graubünden ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial, welches direkt zur Schaffung neuer Arbeitplätze in den Regionen beitragen kann. Verschiedene Unternehmer haben Investitionen zur Effizienzsteigerung entlang der Holzkette getätigt. Trotzdem ist festzustellen, dass das Potenzial, welches der Wald in Graubünden hat, nicht vollumfänglich genutzt wird.

Die Strukturen der Forstbetriebe orientieren sich weitgehend anhand der Gemeindegrenzen. In den meisten Fällen sind die Gemeinden zu klein strukturiert, um die infrastrukturellen Voraussetzungen für eine effiziente Holznutzung zu schaffen. Die Gemeinden müssten Strategien entwickeln, um eine möglichst hohe Wertschöpfung in der Gemeinde, resp. im Kanton zu ermöglichen. Es könnten somit effizientere und effektivere, regionale Strukturen geschaffen werden (regionale Forstgruppen, mechanisierte Holzernte durch Forstunternehmungen).

Aktuell werden bei einem Hiebsatz von 350'000 m3 etwa 340'000 m3 Holz genutzt. Wird das Laubnutzholz, sowie Industrie- und Brennholz abgezogen, ist der Anteil an Nadelschnittholz bei ca. 270'000 m3. Wird davon der Anteil Lärche, Föhre und Arven abgezogen, bleiben 230'000 m3 Fichte/Tanne Sägerundholz. 70'000 m3 davon wurden im Jahr 2007 an die Firma Stallinger Swiss Timber AG ( neu Mayr - Melnhof Holz Gruppe ) geliefert ( ca. 90’000m3 im Jahr 2008).

Der Firma Stallinger Swiss Timber AG wurde die Lieferung von durchschnittlich 200'000 m3 sägefähigem Rundholz aus Graubünden pro Jahr in Aussicht gestellt. Die SELVA hat diese Menge in enger Zusammenarbeit mit den Waldeigentümern ermittelt. Diese Menge wurde von den einzelnen Waldeigentümern mit unterzeichneten Absichtserklärungen dokumentiert. Dies führte zum positiven Förderentscheid der Regierung, der zum heutigen Zeitpunkt erst recht als richtungweisend und richtig beurteilt werden muss. Weil nun diese jährliche Holzmenge aus den Gemeinden noch nicht geliefert wird, ist die Rückzahlung des Kantonsdarlehens durch die Firma Stallinger Swiss Timber AG in Rückstand geraten.

Daraus kann Handlungsbedarf abgeleitet werden. Einerseits muss versucht werden die Waldbesitzer zu motivieren, vermehrt Holz an die Firma Stallinger Swiss Timber AG ( Mayr – Melnhof Holz Gruppe ) zu liefern, andererseits müsste die Gesamtnutzung im Kanton erhöht werden.

Das Amt für Wald beschäftigt sich primär mit hoheitlichen Aufgaben. Die Verantwortung des Nutzwaldes liegt ausschliesslich bei den Waldeigentümern, d.h. im Kanton Graubünden insbesondere bei den Gemeinden.

Der Kanton muss vermehrt Anstrengungen unternehmen, um die Zielsetzung der Holznutzung respektive Ausnutzung des Hiebsatzes und damit verbunden die Förderung von Arbeitsplätzen in den Regionen zu erreichen. Die Stärkung sämtlicher Glieder entlang der Holzkette liegt im Interesse Aller und trägt massgeblich dazu bei, dass zusätzliche Arbeitsplätze – auch in peripheren Talschaften – geschaffen werden können.

Wir bitten daher die Regierung um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Verfügt die Regierung über Instrumente, um sicherzustellen, dass das vorhandene Ressourcenpotential auch in Wert gesetzt und beziffert werden kann und gedenkt sie allenfalls solche Instrumente zu schaffen?

2. Ist die Regierung bereit, Massnahmen einzuleiten, welche dazu beitragen, dass die Holznutzung intensiviert, respektive das Potenzial der Ressource Holz entlang der Holzkette effizienter und effektiver genutzt werden kann, um damit auch vermehrt Arbeitsstellen in den Regionen auszubauen und zu sichern?

3. Ist die Regierung bereit, die Frage der Strukturen und der Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden im Zusammenhang mit der Waldbewirtschaftung zu analysieren und aus den Erkenntnissen Massnahmen einzuleiten, welche dazu beitragen, dass die Holznutzung optimiert und die Verantwortlichkeit zu dieser Fragestellung geklärt werden kann?

4. Was gedenkt die Regierung im Weiteren zu unternehmen, um sicherzustellen, dass die Waldeigentümer Graubündens motiviert sind, die vereinbarte Menge sägefähigem Rundholz an die Stallinger Swiss Timber AG bzw. Mayr - Melnhof Holz Gruppe zu liefern?

Chur, 9. Dezember 2008

Valär, Sax, Thomann, Arquint, Bezzola (Zernez), Blumenthal, Bundi, Candinas, Castelberg-Fleischhauer, Clavadetscher, Conrad, Darms-Landolt, Dermont, Fasani, Federspiel, Feltscher, Geisseler, Giovanoli, Hartmann (Champfèr), Jenny, Krättli-Lori, Kunz (Chur), Loepfe, Mani-Heldstab, Meyer-Grass (Klosters Dorf), Michel (Davos Monstein), Parolini, Perl, Pfäffli, Pfister, Quinter, Rizzi, Stiffler, Stoffel, Tenchio, Thurner-Steier, Toschini, Tuor, Engler, Furrer-Cabalzar, Hauser, Märchy-Caduff (Domat/Ems), Patt

Session: 09.12.2008
Vorstoss: dt Anfrage

Antwort der Regierung

Der Rohstoff Holz ist eine der wichtigsten natürlichen Ressourcen im Kanton Graubünden. Die Regierung teilt die Auffassung, dass das entsprechende Potential möglichst vollumfänglich auszuschöpfen ist. Dadurch können neue Arbeitsplätze geschaffen und die Ertragskraft in den Regionen gestärkt werden. Bezogen auf die konkreten Fragen kann die Regierung folgendes festhalten:

1. Das wichtigste Instrument, um das vorhandene Ressourcenpotential in Wert zu setzen und zu beziffern, ist der forstliche Betriebsplan. Sämtliche Waldeigentümer mit mehr als 40 Hektaren Waldfläche haben einen solchen Betriebsplan zu erstellen. Dieser Plan enthält alle massgebenden Kennzahlen über die Holznutzung und hat sich in der Praxis bewährt. Zusätzliche Instrumente sind daher nicht erforderlich.

2. Die Ausschöpfung des Hiebsatzes (nachhaltig nutzbare Holzmenge) hängt massgeblich von den Marktpreisen ab. Die Holzpreise sind – nach einer längeren Zeitspanne – Ende 2006 wieder angestiegen. Im Jahre 2007 konnte denn auch der gesamte Hiebsatz genutzt werden. Die Regierung teilt jedoch die Auffassung, dass die Nutzung des Rohstoffes Holz gefördert werden muss. Im Vordergrund stehen dabei die Senkung der Produktionskosten durch eine verbesserte Walderschliessung, die Förderung der überbetrieblichen Zusammenarbeit und die Bündelung des Verkaufsholzes. Diese und weitere Förderungsmassnahmen sind denn auch im Regierungsprogramm und im Finanzplan für die Jahre 2009 bis 2012 aufgeführt worden.

3. Eine erste Analyse der Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden bzw. Revierträgerschaften hat die Regierung bereits im Rahmen des Projektes „NFA-Graubünden“ vorgenommen. Dabei besteht die Zielsetzung darin, den Handlungsspielraum der Gemeinden bzw. Revierträgerschaften zu erweitern. Diesen sollen neu hoheitliche Aufsichts-, Kontroll- und Vollzugsaufgaben übertragen werden. Die Abgeltung dieser Aufgaben wird im Rahmen von Leistungsvereinbarungen geregelt. Handlungsbedarf besteht aber auch bei den Strukturen der Revierträgerschaften. Diese Problematik ist indessen eng mit der vorgesehenen Anpassung der Gemeindestrukturen verknüpft und daher in erster Linie in diesem Zusammenhang anzugehen. Aus Sicht der Regierung sollte eine "optimale" Gemeinde elementare Aufgaben wie Schule, Feuerwehr und auch das Forstwesen selbständig und ohne interkommunale Zusammenarbeit erfüllen können.

4. Die für das Sägewerk in Domat/Ems nutzbare Rundholzmenge aus den Bündner Wäldern beträgt rund 220'000 m3. Im ersten Betriebsjahr hat das Sägewerk mit einer Holzmenge von rund 70'000 m3 rund einen Drittel des Marktanteils abgeschöpft. Dieser verhältnismässig geringe Anteil ist auf die seit 2007 anhaltende, grosse Nachfrage nach Rundholz zurückzuführen. Der dadurch entstandene Verkäufermarkt führte dazu, dass viel Bündner Rundholz ins benachbarte Ausland veräussert wurde. Die Waldeigentümer sind nämlich frei in der Entscheidung, wem sie ihr Rundholz verkaufen wollen. In der Regel erhält daher der Meistbietende den Zuschlag. Die Regierung kann und will diesen freien Markt grundsätzlich nicht beeinflussen. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten wird sie jedoch darauf hinwirken, dass sich das Sägewerk Domat/Ems als zuverlässiger Partner der Bündner Waldeigentümer etablieren kann.

Der Rohstoff Holz und dessen wertvermehrende Nutzung in der gesamten Holzkette beinhaltet für den Kanton Graubünden ein wichtiges und wertschöpfendes Potential. Dieses Potential gilt es zu nutzen. Der Wald erfüllt aber auch wichtige Schutz- und Wohlfahrtsfunktionen. Diese vielfältigen Ansprüche müssen bedarfsgerecht aufeinander abgestimmt werden.

Datum: 13. März 2009