Direktzahlungen an Landwirte sind an die Erbringung von ökologischen Leistungen in verschiedenen Bereichen gebunden. Gestützt auf die Direktzahlungsverordnung gewährt der Bund Zusatzbeiträge für die Pflege von besonders artenreichen Flächen sowie für gut mit anderen artenreichen Lebensräumen vernetzte Flächen. Neben rein landwirtschaftlichen Zielen sollen die Vielfalt der Arten und Lebensräume in der Kulturlandschaft erhalten und gefördert werden. Im Kanton Graubünden werden mit diesen Beiträgen die Bewirtschaftung von sehr steilen Flächen, die Pflege wertvoller Lebensraummosaike von mageren Wiesen und Hecken oder die gestaffelte Nutzung von artenreichen Wiesen unterstützt.
Voraussetzung für die Zahlung dieser Zusatzbeiträge an die Vernetzung von Biodiversitätsförderflächen ist die Erarbeitung eines Vernetzungsprojektes zusammen mit den Akteuren vor Ort. Gemeinsam werden Ziele definiert, die mit finanziellen Anreizen und unter Berücksichtigung der betrieblichen Voraussetzungen der landwirtschaftlichen Betriebe erreicht werden sollen. Jeder Landwirt kann sich somit im Rahmen seiner Möglichkeiten am Projekt beteiligen. Es gilt grundsätzlich das Prinzip der Freiwilligkeit, ausser es handelt sich um nach dem Natur- und Heimatschutzgesetz besonders zu schützende Lebensräume.
Im Rahmen der Erarbeitung von regionalen Vernetzungsprojekten werden Erhebungen zur Pflanzen- und Tierwelt durchgeführt (Kartierung). Die Erarbeitung des Projektes beschränkt sich auf die landwirtschaftliche Nutzfläche. Die Kartierungen dienen auch der Überprüfung und dem besseren Schutz der nach Natur- und Heimatschutzgesetz besonders zu schützenden Lebensräume wie Trockenwiesen und –weiden, Hoch- und Flachmoore und Blumenwiesen.
Wieso müssen Lebensräume miteinander vernetzt werden?
Für Pflanzen und Tiere ist die Landschaft besonders wertvoll, wenn ausreichend grosse, geeignete Flächen und eine kleinräumige Vielfalt von ineinander verzahnten Lebensräumen vorhanden sind. Die Vernetzung hat vor allem für Tiere eine entscheidende Bedeutung, da sie mobil sind und oft Ansprüche an mehrere Lebensräume stellen.
Der Wendehals brütet in Gehölzstrukturen (Obstgärten, naturnahe Gärten, offene Lärchenwälder) mit ausreichendem Höhlenangebot. Seine Nahrung (Wiesenameisen und deren Puppen) sucht er hauptsächlich in genutzten Wiesen und Weiden mit lückigem Pflanzenbewuchs.
Was wollen wir in Graubünden mit Vernetzungsprojekten erreichen?
- Erhalten und Aufwerten der nach Natur- und Heimatschutzgesetz besonders zu schützenden Lebensräume wie Trockenwiesen und –weiden, Hoch- und Flachmoore und Blumenwiesen.
- Verhindern der Nutzungsaufgabe von schwierig zu bewirtschaftenden artenreichen Flächen.
- Erreichen einer differenzierten Nutzungsintensität und einer gestaffelten Nutzung von Wiesen und Weiden.
- Förderung von Tier- und Pflanzenarten im Landwirtschaftsgebiet
- Extensivierung der Nutzung auf Teilflächen in gut bewirtschaftbaren, intensiv genutzten Tallagen und Schaffen von Vernetzungsstrukturen z.B. von den Talhängen zu den Auengebieten im Talboden.
- Erhalten und Fördern von Kleinstrukturen als vernetzende Elemente, z.B. von Einzelgebüschen, Einzelbäumen, Hecken und Säumen.
- Sensibilisierung der Gemeinden, der Landwirte und der Bevölkerung für eine nachhaltige Landwirtschaft im Sinne der Erhaltung der Arten- und Lebensraumvielfalt.
Bewirtschaftungsverträge als Instrument der Umsetzung
Die Ziele eines Vernetzungsprojektes werden mit Bewirtschaftungsverträgen umgesetzt. Mit interessierten Landwirten erarbeitet ein beauftragtes Ökobüro die Verträge. Bei den Beratungen haben neben den Zielen des Vernetzungsprojektes auch futterbauliche Aspekte eine Bedeutung. Es gilt grundsätzlich das Prinzip der Freiwilligkeit, das heisst der Landwirt bestimmt selber, in welchem Ausmass er zum Erfüllen der Projektziele in der aktuellen Situation beitragen kann. Voraussetzung ist jedoch, dass nach dem Natur- und Heimatschutzgesetz besonders zu schützende Lebensräumen mittels Vertrag gesichert werden.
Wer sind die Akteure eines Vernetzungsprojektes?
Das Bedürfnis und das Engagement für ein Vernetzungsprojekt müssen in den Gemeinden selbst wachsen. Hauptakteure sind die Landwirte selber. Wichtig ist aber auch eine Verankerung des Projektes in den Gemeinden. Begleitet wird die Erarbeitung eines Vernetzungsprojektes deshalb durch eine Arbeitsgruppe, die aus Gemeindevorstandsmitgliedern, Landwirten, Förster, Wildhüter sowie weiteren Interessierten zusammengesetzt ist. Die fachliche Erarbeitung erfolgt durch ein in Naturschutzfragen kompetentes Ökobüro in Zusammenarbeit mit einer Fachperson aus der Landwirtschaft.
Welche Unterstützung bietet der Kanton?
Das Amt für Natur und Umwelt übernimmt folgende unterstützende Aufgaben:
- Orientiert die Landwirte und Gemeindebehörden über das Vorgehen bei der Erarbeitung eines Vernetzungsprojektes.
- Übernimmt die Ausschreibung und unterstützt die Gemeinden bei der Vergabe der Arbeiten.
- Beteiligt sich finanziell an der Erarbeitung von Vernetzungsprojekten (50%).
- Übernimmt die Kosten für die Erarbeitung der Bewirtschaftungsverträge.
- Hilft bei der Organisation von z.B. Heckenpflegekursen.
- Erarbeitet Informationsunterlagen, z.B. Tafeln.
Das Amt für Landwirtschaft und Geoinformation stellt die benötigten landwirtschaftlichen Grunddaten zur Verfügung.
Stand der Vernetzungsprojekte im Kanton
In allen Gemeinden, mit Ausnahme von Chur, Marmorera und der ehemaligen Gemeinde Igis, wurden Vernetzungsprojekte umgesetzt und Verträge abgeschlossen. Einige Projekte befinden sich in der zweiten oder dritten Umsetzungsphase. Bei Nachberatungen oder Projektverlängerungen werden durch die beauftragten Ökobüros die Verträge mit den Landwirten besprochen und Optimierungen vorgenommen.