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Frauen sind in der Bündner Politik, in politischen Gremien und Führungspositionen nach wie vor untervertreten. Von den 101 Gemeindepräsidien befinden sich im Jahr 2023 14 in Frauenhand. Mit den Grossratswahlen vom 15. Mai 2022 hat sich der Anteil der Frauen im Grossen Rat, dem kantonalen Parlament, zwar von 21,7 auf 33 Prozent erhöht – ein Zeichen, dass die Wahlberechtigten das Anliegen der Gesellschaft nach einer paritätischen Vertretung der Geschlechter in den Entscheidungsgremien unterstützen. In der Regierung ist ab 2023 nach längerer Zeit wiederum eine Frau vertreten – die einzige im Fünfergremium und erst die dritte überhaupt.

Die Gründe der Untervertretung von Frauen in der Politik sind vielfältig. Unter anderem behindert die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen den Einstieg von Frauen in die Politik. Historisch überlieferte Rollenzuweisungen befördern zudem Diskriminierungen gegenüber Frauen, die sich politisch exponieren.

Zahlen und Fakten

  • Im Jahr 2022 liegt der Frauenanteil bei den Bündnern kommunalen Präsidien bei 14 Prozent.
  • 22 Prozent der Parlamentsmitglieder sind in den Bündnern Gemeindeparlamenten weiblich.
  • Im Grossen Rat liegt der Frauenanteil im Jahr 2023 bei 33 Prozent.
  • Die Bündner Regierung wird bis 2026 aus vier Männern und einer Frau bestehen.
  • Für Graubünden sind bis im Jahr 2023 drei Frauen und zwei Männer im Nationalrat. Nach den Wahlen sind es ab 2024 zwei Frauen und drei Männer.
  • Im Ständerat gab es bisher und gibt es aktuell keine Frauenvertretung aus Graubünden.
  • Mehr Zahlen und Fakten nach 50 Jahren Wahl- und Stimmrecht der Frauen im Kanton Graubünden gibt es hier

Ziel

Die angemessene Beteiligung und Repräsentanz der ganzen Bevölkerung in politischen Gremien ist eine Voraussetzung für Demokratie und für legitimierte politische Entscheide. Aus Sicht der Chancengleichheit braucht es deshalb in der Bündner Politik mehr Frauen.

Wege zum Ziel

Die Stabsstelle informiert und sensibilisiert die breite Öffentlichkeit und relevante Entscheidungsträgerinnen und -träger für das Anliegen der Gesellschaft nach einer paritätischen Vertretung der Geschlechter in den politischen Entscheidungsgremien. Sie ermutigt, fördert und befähigt politisch interessierte Mädchen und Frauen, sich politisch zu betätigen, und zeigt ihnen mögliche Wege auf. Die Vernetzung interessierter Frauen, Parteien und Netzwerke, die sich in diesem Bereich engagieren, bestärkt und unterstützt amtierende Politikerinnen oder solche, die sich dafür interessieren.

Frauen in der Gemeindepolitik

Gemeinden nehmen in der Schweiz eine bedeutende Stellung ein: So werden auf der bürgernächsten Ebene wichtige politische Entscheidungen getroffen, die das tägliche Leben unmittelbar und direkt beeinflussen. Gleichzeitig sind Gemeinden mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Thematisch stossen sie bei der Erfüllung ihrer Aufgaben an ihre Leistungsgrenzen und organisatorisch bereiten ihnen die digitale Transformation sowie die Besetzung von Gemeindeämtern Sorgen.

Mit der Rekrutierung von geeigneten Kandidierenden tut sich rund die Hälfte der Gemeinden schwer. Dies ist einerseits der grossen Anzahl an Gemeindeämtern geschuldet. Andererseits nimmt in der Bevölkerung die Bereitschaft zum formellen und ehrenamtlichen Engagement tendenziell ab. Würden mehr Frauen für die Gemeindepolitik gewonnen, wäre diese wichtige politische Ebene gestärkt.

Aktivitäten und Projekte

  • Mit dem Projekt «PROMO Femina» ging die Fachhochschule Graubünden gemeinsam mit fünf Kantonen, darunter Graubünden, den Ursachen der Untervertretung von Frauen in der Gemeindepolitik auf den Grund und entwickelte Lösungsansätze. Ergebnis ist die Plattform PROMO Femina mit Massnahmenvorschlägen und vielem mehr.
  • «PROMO Femina on Tour» bringt die Ergebnisse von PROMO Femina in die Bündner Regionen. Auf lokaler Ebene werden die Massnahmenvorschläge diskutiert und auf lokale Verhältnisse angepasst.
  • Mit einer jährlichen Erhebung ermittelt das Amt für Gemeinden die Zahlen zum Stand der Frauenvertretung in den Gemeindebehörden.

Bild

Abbildung 1: Barbara Wülser, Anna Giacometti, Nora Saratz Cazin und Alberto Palaia in Soglio, Promo Femina on Tour. 

Jungpolitikerinnen

Politische Bildung setzt bereits im Kinder- und Jugendalter an. Die Motivation, dereinst ein politisches Amt zu übernehmen, entspringt oft der unmittelbaren Lebenswelt der jungen Menschen. Wichtig sind Vorbilder, aber auch Wissen und Netzwerke zu politischen Parteien und Bewegungen.

Aktivitäten und Projekte

  • Mit dem «Bündner Mädchen*parlament» ermöglicht die Stabsstelle für Chancengleichheit Mädchen der 7. bis 9. Schulstufe einen Einblick in die parlamentarische Arbeit. Mit der Unterstützung von amtierenden Parlamentsmitgliedern als Mentorinnen und Mentoren erarbeiten die Teilnehmerinnen Postulaten zu Händen der Bündner Politik.
  • Die Veranstaltung «Jungpolitikerinnen: bitte einsteigen!» bringt politisch interessierte Mädchen und junge Frauen mit Jungparteien und politischen Bewegungen zusammen. Ziel ist, dass sich die Teilnehmerinnen ein Bild der konkreten Möglichkeiten der politischen Beteiligung machen können.

Frau in Politik und Verwaltung

Frauen, die in der öffentlichen Verwaltung oder in NGOs, in der Politik oder in Institutionen tätig sind oder sich in Vorständen, Gremien oder Kommissionen engagieren, sind oft exponiert und Kritik ausgesetzt. Sie müssen, oft als einzige Frau in einer männerdominierten Umgebung, für alle Belange betreffend Frauen geradestehen. Diese Herausstellung ermüdet und schreckt viele Frauen ab, ein politisches oder öffentliches Amt in zu übernehmen.

Aktivitäten und Projekte

  • Mit der Kursreihe «Frau in Politik und Verwaltung» stärkt die Stabsstelle für Chancengleichheit in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Graubünden Frauen in ihrem Auftritt und Selbstverständnis. Sie werden befähigt, Widerständen souverän zu begegnen und erhalten Hilfestellungen, um ihre Kompetenzen und Potenziale besser erkennen und nutzen zu können.
  • Mit Vernetzungsanlässen bestärkt die Stabsstelle für Chancengleichheit amtierende Politikerinnen, Frauen in Leitungspositionen der öffentlichen Verwaltung und solche, die Interesse an diesen Funktionen haben.