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Blühende Wiese
Bild: Graubünden Ferien

In Graubünden werden gemäss Arealstatistik des Bundes 200 008 Hektaren landwirtschaftlich genutzt (Stand 2013/18). Das sind 28 % der Kantonsfläche. Die Fläche des Waldes ist geringfügig grösser – sie beträgt 216 000 Hektaren.

Der grösste Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche ist Wiese und Weide. Innerhalb der Kategorie der Fettwiesen und -weiden gibt es Ausprägungen, die für die Biodiversität von grosser Bedeutung sind. Werden Fettwiesen nur wenig gedüngt, finden sich artenreiche Glatt- und Goldhaferwiesen mit 30 und mehr Arten pro Are. Im Gegensatz dazu sind Fettweiden ökologisch weniger aufgrund ihrer Artenvielfalt und Artenzusammensetzung von Belang, sondern vor allem aufgrund ihrer heterogenen Struktur. Diese bietet vielen Kleintieren einen geeigneten Lebensraum. Der Anteil artenreicher Fettwiesen und -weiden am Grünland Graubündens ist nicht bekannt. 
Drei Viertel der Bündner Landwirtschaftsfläche sind Alpweiden im Sömmerungsgebiet. Die übrige Fläche gehört zur eigentlichen «Landwirtschaftlichen Nutzfläche», die sich auf die Talzone, die Hügelzone und die Bergzonen 1 bis 4 verteilt (84 % liegen in den beiden oberen Bergzonen). Die Talzone und die Hügelzone kommen nur in den am tiefsten gelegenen Gebieten Graubündens vor (5 % bzw. 3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche).

Nur etwa 0,3 % der Kantonsfläche besteht aus offener Ackerfläche. Diese beschränkt sich auf den Talboden (insbesondere im unteren Churer Rheintal bis Bonaduz). Das gleiche gilt für Obst- und Rebkulturen. Diese bedecken aber noch weniger Fläche: 0,04 % der Kantonsfläche sind Obstbaufläche, beim Rebbau sind es 0,07 %.

Der Obst- und Rebbau in den Gunstlagen der Talgebiete blickt auf eine lange Tradition zurück. Obstgärten gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas; rund 3000 verschiedene Tierarten können hier leben. Eine vielfältige Begleitflora in Äckern, Obstgärten und Rebbergen ist Grundvoraussetzung für die Anwesenheit von Wildbienen und unzähligen anderen Nützlingen, die sich beispielsweise bei der Bestäubung oder der natürlichen Schädlingskontrolle engagieren.

Biodiversität in der Landwirtschaft: Erhalt, Schutz und Pflege

Die Landwirtschaft hat einen wesentlichen Einfluss auf die Biodiversität im Kulturland. Sie kann diese erhalten und fördern, indem sie beispielsweise verschiedene Strukturelemente wie Hecken, Einzelbäume und Lesesteinhaufen erhält, oder indem sie Wiesen und Weiden extensiv und gestaffelt nutzt.

Die Direktzahlungsverordnung unterstützt auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche die Pflege und Erhaltung von artenreichen Lebensräumen sowie die Vernetzung dieser Lebensräume mit spezifischen Beiträgen. Für die Vernetzungs-Förderung wird das Instrument der sogenannten Vernetzungsprojekte gemäss Direktzahlungsverordnung angewendet. In diesem Zusammenhang werden die Biodiversitäts-Förderflächen räumlich festgelegt und die Bewirtschaftungsweise auf definierte Ziel- und Leitarten abgestimmt.

Mit der Einführung der Öko-Qualitätsverordnung (ÖQV) 2001 durch den Bund startete der Kanton Graubünden vier Vernetzungsprojekte. Die Bestandteile der ÖQV wurden 2014 in die Direktzahlungs-Verordnung aufgenommen. Von 2001 an ermöglichte das Amt für Natur und Umwelt (ANU) Dutzenden von Projekten die Erarbeitung und Umsetzung.

Heute ist ganz Graubünden flächendeckend mit Vernetzungsprojekten abgedeckt. Das ANU arbeitet bei den Projekten auf strategischer Ebene mit dem Amt für Landwirtschaft und Geoinformation zusammen. Wesentliche Änderungen und Weiterentwicklungen werden gemeinsam angegangen. Das ANU achtet darauf, dass die landwirtschaftlich genutzten Flächen aus dem Biotopinventar im Rahmen der Vernetzungsprojekte vertraglich umgesetzt werden.

Wo es im Sömmerungsgebiet (Allmenden und Alpen) grosse und zusammenhängende Biotopinventar-Objekte gibt, werden Beweidungskonzepte erstellt. Mit diesen werden Bestossungsdauer und Koppeleinteilungen auf Trockenstandorten und Flachmooren festgelegt. Je nach Situation werden Moore von der Beweidung ausgezäunt und Tränkestellen versetzt. Dadurch soll die charakteristische Vegetation der einzelnen Biotoptypen erhalten bleiben.