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Session: 16.02.2010
Aufgrund des langen und kalten Winters wurde vielerorts in der Schweiz das Streusalz knapp. Gemäss einer Mitteilung der Regierung trifft dies für den Kanton Graubünden (noch) nicht zu.

Im Kanton Graubünden werden die Kantonsstrassen ausschliesslich mit Streusalz behandelt, was zur Belastung der Umwelt führt.

Gerade die letzten Wochen mit wenig Schnee und Niederschlägen zeigen auf, dass das ausgestreute Salz auf den trockenen Strassen nicht haftet und vom Fahrtwind der Fahrzeuge weggeblasen wird. Die Verwendung von grossen Mengen von Salz ohne eigentliche Wirkung ist weder aus ökologischen noch aus ökonomischen Gründen sinnvoll.

In verschiedenen Orten in der Schweiz, wie z.B. in La-Chaux-de-Fonds, werden seit drei Jahren im Rahmen des Winterdienstes mit Sole imprägnierte Holzschnitzel ausgestreut, welche am Ende des Winters als biologisch abbaubare Überreste von selbst mit Regenwasser abgeführt werden.

Andere Gemeinden in der Schweiz setzen auf Salzwasser statt Salz. Auch die Stadt Zürich setzt mit Sole befeuchtetes Streusalz ein. Dieses wirkt schneller als trockenes Streusalz, ist besser zu dosieren und günstiger.

Ein weiteres Mittel wäre Calciummagnesiumacetat, auch Feinstaubkleber genannt, welcher in Österreich und in Deutschland auch auf grossen Strassen eingesetzt wird. Es schädigt weder Brücken noch Bäume und hat den Vorteil, dass es den Feinstaub, welcher bei vielen Leuten zu Atemproblemen führt, bindet.

Ich bitte deshalb die Regierung um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Hat die Regierung schon den Einsatz alternativer Streumittel im Winterdienst erwogen?

2. Wenn ja, um welche handelt es sich und weshalb gelangen diese nicht zum Einsatz?

3. Wenn nicht, ist die Regierung bereit, den Einsatz der oben genannten und allenfalls weiterer Streumittel zu prüfen?

Chur, 16. Februar 2010

Menge, Thöny, Jaag, Arquint, Baselgia-Brunner, Blumenthal, Bondolfi, Bucher-Brini, Butzerin, Candinas (Rabius), Casutt, Christoffel-Casty, Clavadetscher, Frigg-Walt, Hardegger, Jäger, Jenny, Koch, Märchy-Michel, Mengotti, Noi-Togni, Parolini, Peyer, Pfenninger, Pfiffner-Bearth, Pfister, Tenchio, Trepp, Troncana-Sauer, Valär, Locher Benguerel, Loi, Mainetti

Antwort der Regierung

Die Verwendung von Streumitteln zur Glättebekämpfung gibt immer wieder Anlass zu kontroversen Diskussionen. So kommen mehrere Forschungsberichte zum Schluss, dass abstumpfende Streumittel (Splittstreuung) ökonomisch und ökologisch schlechter abschneiden als Salz. Rein ökologisch betrachtet wäre ein genereller Verzicht auf Streumittel die beste Lösung.

Gestützt auf diese Erkenntnisse hat das Tiefbauamt Graubünden neben der Schwarz- und der Weissräumung die verzögerte Schwarzräumung eingeführt. Bei dieser Räumungsart wird die mechanisch geräumte Strasse vorerst mit einer griffigen Schneefahrbahn befahrbar gehalten. Sobald dies nicht mehr gelingt, erfolgt zusätzlich zur mechanischen Räumung der Einsatz von Salz zwecks Bekämpfung der Schnee- und Eisglätte. Die derart behandelte Strecke wird unter Verkehr schneefrei. Auf Antrag des Tiefbauamtes wurde diese Räumungsart in die Winterdienstnorm des Schweizerischen Verbandes der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) aufgenommen.

Der Einsatz von befeuchtetem Streusalz mit Sole wird seit über zehn Jahren beim Tiefbauamt praktiziert. Der Kanton hat mit Dritten eine vollautomatische Feuchtsalzaufbereitungsanlage entwickelt, die als Stand der Technik gilt und zwischenzeitlich auch andernorts zum Einsatz gelangt. Mit dem Einsatz von Feuchtsalz kann die Salzmenge zwischen 20 % und 40 % reduziert werden. Verschiedene Versuche haben jedoch gezeigt, dass in höheren Lagen mit tiefen Temperaturen die Feuchtsalztechnik nicht angewendet werden kann.

Zu den konkreten Fragen äussert sich die Regierung wie folgt:

1. Das Tiefbauamt verfolgt laufend die Entwicklung alternativer Streumittel. Für die Glättebekämpfung werden 110 Streuer eingesetzt. Alternative Streumittel haben nur dann Marktchancen, wenn sie mit den auf dem Markt erhältlichen Geräten auch ausgetragen werden können. Die heute verwendeten Streugutmittel sind unterschiedlich wirksam, weisen aber alle gewisse Nachteile auf. Deshalb wird in Graubünden die Strategie verfolgt, so wenig wie möglich Streumittel einzusetzen. Dies bedeutet, dass Geräte zum Einsatz kommen, die dem heutigen Stand der Technik entsprechen. Insbesondere wird die Entwicklung der Thermokameras zur Optimierung der Salzmenge weiter verfolgt.

Der Einsatz von mit Salz behandelten Holzschnitzeln kann eine ökologisch sinnvolle Lösung sein. Er ist jedoch höchstens bei Gehwegen und Quartierstrassen möglich. Auf stark befahrenen Strassen werden die Holzteilchen weggeweht. Diese Streuart ist überdies rund sechsmal teurer als herkömmliche Mittel. Zudem besteht die Gefahr, dass die Schnitzel die Streumaschine verstopfen. Es handelt sich also nicht um eine breit einsetzbare Alternative.

2. Das Tiefbauamt beschafft dieses Jahr ein Streugerät, das bei der präventiven Glättebekämpfung reine Sole versprüht. Diese Streuart wird bis heute noch in keiner Gebirgsgegend eingesetzt. Falls damit gute Resultate erzielt werden, ist ein verbreiterter Einsatz vorgesehen. Ferner wird der dreijährige Versuch des Tiefbauamtes Bern aufmerksam verfolgt, bei dem anstelle der Salzsole eine Zuckermolasse eingesetzt wird. Erste Erfahrungen haben gezeigt, dass dieses Abfallprodukt aus der Rohrzuckerindustrie als Alternative zum teuren, bei tiefen Temperaturen verwendeten Calziumchlorid eingesetzt werden kann.

3. Die Entwicklung weiterer alternativer Streumittel sowie von Fahrzeugen und Geräten wird laufend beobachtet. Die Regierung ist bereit, neue Alternativen prüfen zu lassen. Bei der Beurteilung sind jeweils die Wirksamkeit, die Auswirkungen und die Kosten zu berücksichtigen.

29. März 2010