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Session: 08.12.2010
Im Nachgang zum Entscheid des Grossen Rates, keinen Beitrag für die Weiterentwicklung des Holzverarbeitungsstandortes Domat/Ems und die dabei vorgesehene Realisierung eines Pelletswerkes zu leisten, wird möglicherweise der Konkurs des Grosssägewerks eintreten. Aufgrund der grossen Bedeutung der Waldwirtschaft für unseren Kanton und der in den letzten beiden Jahren mit dem Projekt „Rundholzmarkt Graubünden“ entwickelten gemeinsamen Strategie hin zur Umsetzung von Nutzungsoffensiven im Wald, zur Unterstützung des Holzmarktes wie auch zur Effizienzsteigerung in der Waldbewirtschaftung stellen sich folgende Fragen:

1. Wie beurteilt die Regierung die zukünftigen Perspektiven für die Waldwirtschaft Graubünden, mit und allenfalls ohne Grosssägewerk (im Schutzwald und im Nutzwald)?

2. Wie denkt die Regierung, die aus dem Projekt „Rundholzmarkt Graubünden“ resultierende gemeinsame Strategie der in der Waldwirtschaft beteiligten Akteure umzusetzen mit und allenfalls ohne Grosssägewerk?

3. Mit welchen Instrumenten und Massnahmen ist die Regierung bereit, die Waldeigentümer darin zu unterstützen, bei einem Wegfall des Grosssägewerks erschwerte Bedingungen für den zukünftigen Holzmarkt wettzumachen mit dem Ziel, eine möglichst wirtschaftliche Holzernte zu sichern?

Chur, 8. Dezember 2010

Sax, Buchli-Mannhart, Kleis-Kümin, Albertin, Berther (Camischolas), Bezzola (Samedan), Bezzola (Zernez), Blumenthal, Caduff, Caluori, Campell, Casutt, Casutt-Derungs, Cavegn, Clalüna, Conrad, Darms-Landolt, Dosch, Engler, Florin-Caluori, Foffa, Furrer-Cabalzar, Gartmann-Albin, Gasser, Geisseler, Giacomelli, Grass, Hartmann (Champfèr), Jaag, Jenny, Joos, Kollegger (Malix), Locher Benguerel, Märchy-Caduff, Michael (Donat), Michel, Müller (Davos Platz), Niggli (Samedan), Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Papa, Parpan, Pedrini, Peyer, Pfenninger, Stiffler (Davos Platz), Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), Trepp, Valär, Zanetti, Cortesi, Müller (Haldenstein), Nicolay, Patt

Antwort der Regierung

1. Der Erlös aus dem Rundholzverkauf ist unmittelbar nach der Schliessung des Werkes in Domat/Ems um mindestens 25.- Franken pro m3 gesunken, was einer Reduktion von 20 bis 30 Prozent pro m3 entspricht. Der Grund liegt teilweise in einem effektiven feststellbaren Preisrückgang, aber auch im Mehraufwand für grössere Transportdistanzen. Eine Preisprognose ist sehr schwierig, mittelfristig könnte die Nachfrage wieder ansteigen, was positive Auswirkungen auf den Preis haben könnte.

Tatsache ist, dass der Standortvorteil eines nahen Grosssägewerkes verloren gegangen ist. Die gute Holznutzungsmenge der vergangenen Jahre kann ohne Nachfrage eines Grossabnehmers nicht gehalten werden. Die Bündner Waldwirtschaft ist demzufolge wieder vermehrt auf Beiträge der öffentlichen Hand angewiesen. Allein der Rückgang des Holzertrages führt in der Subventionsrechnung der Schutzwaldpflege des Amtes für Wald Graubünden zu einem Mehraufwand für 2011 von 2.2 Mio. Franken, weil die grösseren Defizite in der Schutzwaldpflege durch die öffentliche Hand ausgeglichen werden müssen.

Hinzu kommt, dass betriebliche Überkapazitäten bei den Bündner Forstunternehmungen wieder abgebaut werden müssen. Grosse Absatzprobleme werden auch bei der Bewältigung von Zwangsnutzungen (Waldschäden durch Schneedruck, Wind, Borkenkäfer etc.) erwartet. Die Bündner Waldwirtschaft hat durch den Wegfall eines örtlichen Grossabnehmers spürbar an Schlagkraft und Effizienz eingebüsst.

2. Die Stossrichtungen bleiben mit oder ohne Grosssägewerk grundsätzlich dieselben. Das Projekt „Rundholzmarkt Graubünden“ zielt auf kostensenkende und ertragssteigernde Massnahmen bei der Waldbewirtschaftung und auf Effizienzsteigerung durch Optimierung der Strukturen, namentlich bei den Gemeindeforstbetrieben.

Die Motivation, den Wald zu nutzen, ist bei den Forstbetrieben mangels Grosssägewerks vor Ort spürbar geringer geworden. Aus diesem Grunde müssen die finanziellen Anreize erhöht werden. Das Niveau der jährlichen Nutzungsmenge soll möglichst bei 300'000 m3 beibehalten werden. Dies macht nicht nur aus waldbaulicher Notwendigkeit Sinn, insbesondere im Hinblick auf den Erhalt eines intakten und funktionsfähigen Schutzwalds, sondern hat auch eine grosse Bedeutung für die Sicherung der Kapazitäten bei den öffentlichen Forstbetrieben und bei den Forstunternehmern. Werden die Kapazitäten in kurzer Zeit zu stark reduziert, wird wieder mit wenig effizienten Maschinen und teureren Arbeitsverfahren gearbeitet, was die Schutzwaldpflege verteuert.

3. Es ist vorgesehen, die Erlöspauschalen zu erhöhen. Die gesunkenen Holzerträge sollen mit ca. 2.2 Mio. Franken kompensiert werden. Zudem soll eine gezielte Förderung der Langstreckenseilkräne (ca. 1.3 Mio. Franken) dazu beitragen, dass bereits abgeschlossene Verträge ab Stock eingehalten werden können und dass die geschaffenen, modernen Kapazitäten bei den Forstunternehmern und bei den öffentlichen Forstbetrieben nicht zu stark abgebaut werden. Diese Massnahmen sind auf ein Jahr befristet.

Weitere Massnahmen sollen aus dem Projekt „Rundholzmarkt Graubünden“ folgen, nämlich Effizienzsteigerung bei der Holzbereitstellung (Optimierung der Erschliessung, Förderung der regionalen Nutzungsplanung), Unterstützung der Forstbetriebe bei der Kommunikation sowie Aus- und Weiterbildung (PR, betriebliche Beratung, Weiterbildungsangebote) sowie Verbesserung der Rahmenbedingungen in Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen (effiziente Gemeindestrukturen).

23. Februar 2011