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Session: 19.04.2011
Kläranlagen, Kehrichtverbrennungsanlagen und Trinkwasserkraftwerke sind nach der Wasserkraft aus Fliessgewässern schweizweit die zweitwichtigste Gruppe der Produzenten von erneuerbarem Strom. Ausserdem sind Kläranlagen und Kehrichtverbrennungsanlagen von grosser Bedeutung für die Produktion von Wärme aus erneuerbaren Energieträgern.

Da Energieproduktion und –verbrauch aus diesen Infrastrukturanlagen noch ein beträchtliches Optimierungspotenzial aufweisen, soll ein zweckmässiges Optimierungsprogramm in die Wege geleitet werden. Die Regierung wird deshalb beauftragt, diejenigen Infrastrukturanlagen aus den Branchen Abwasser- und Abfallentsorgung sowie Wasserversorgung zu ermitteln, welche bezüglich Energieproduktion und –verbrauch Optimierungspotenziale aufweisen, deren Realisierung sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll ist.

Chur, 19. April 2011

Kappeler, Florin-Caluori, Kollegger (Chur), Blumenthal, Buchli-Mannhart, Caduff, Casanova-Maron, Cavegn, Darms-Landolt, Davaz, Dermont, Engler, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Gasser, Giacomelli, Heiz, Holzinger-Loretz, Jaag, Koch (Tamins), Kollegger (Malix), Komminoth-Elmer, Kunz (Fläsch), Kunz (Chur), Locher Benguerel, Lorez-Meuli, Michael (Donat), Michel (Davos Monstein), Montalta, Müller (Davos Platz), Niederer, Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Parpan, Peyer, Pult, Tenchio, Thöny, Trepp, Troncana-Sauer, Vetsch (Pragg-Jenaz), Waidacher, Wieland, Michel (Igis)

Antwort der Regierung

Die Regierung teilt die Meinung, dass das Energiepotenzial aus Abwasser- und Abfallentsorgungsanlagen sowie aus Wasserversorgungsanlagen genutzt bzw. verstärkt genutzt werden soll. Eine solche Nutzung liegt ganz im Sinne der energiepolitischen Ziele des Kantons.

Im Rahmen des Programmes Energie2000 wurde die Mehrheit der Abwasserreinigungsanlagen (ARA) im Kanton auf ihre Energiepotenziale untersucht. Die entsprechenden Grobanalysen wurden von Bund und Kanton finanziell unterstützt. Rund ein Viertel der 107 öffentlichen ARA können aufgrund ihrer Ausbaugrösse eine Stromproduktion nutzbringend betreiben. Dieses Potenzial wurde in den meisten Anlagen zwischenzeitlich bereits ausgeschöpft. Bei den verbleibenden Anlagen sind solche Vorhaben in Planung oder werden mittelfristig angestrebt.

Die Gewinnung von Elektrizität aus Trinkwasseranlagen wird verstärkt angestrebt. Zurzeit stehen im Kanton rund 120 Trinkwasserkraftwerke in Betrieb oder in Ausführung. Diese Anlagen produzieren jährlich etwa 30 Gigawattstunden (GWh) Strom. Die Einspeisung der Energie wird kostendeckend vergütet (KEV). Weitere Anlagen sind geplant oder werden teils im Rahmen von regionalen Studien in Erwägung gezogen.

Bei der Kehrichtsverbrennungsanlage Trimmis wird das Abwärmepotenzial so weit wie möglich genutzt. Seit Jahren wird die Papierfabrik Landquart jährlich mit 55 GWh Prozessdampf beliefert, und in der gleichen Menge wird auch Abwärme in Strom umgewandelt. Zurzeit steht der Wärmeverbund Chur Nord in Realisierung. Die abzugebende Wärmeenergiemenge beträgt bei diesem von der öffentlichen Hand unterstützten Projekt jährlich weitere 25 GWh.

Der Kanton wird im Rahmen der Strategieentwicklung zur Bündner Strompolitik (vgl. Auftrag Heiz, RB vom 29. März 2011, Prot. Nr. 275) namentlich auch die Potenziale der Stromproduktion aus Abwasser-, Abfallentsorgungs- und Wasserversorgungsanlagen ermitteln und dabei Leitlinien für die Projektierung und Realisierung ausarbeiten. Damit gilt die Hauptforderung des Auftrags als bereits erfüllt.

Die erwähnten Infrastrukturanlagen befinden sich grösstenteils im Eigentum der Bündner Gemeinden und werden von deren Zweckverbänden oder Werken betrieben. Die Betreiber kennen die energetischen Optimierungspotenziale ihrer Anlagen und setzen entsprechende Massnahmen bereits um, soweit diese ökologisch und ökonomisch vertretbar sind.

Die Ermittlung von weiteren Optimierungspotenzialen durch den Kanton drängt sich bei dieser Sachlage nicht auf. Die Regierung lehnt deshalb die Entgegennahme des Auftrags ab.

7. Juli 2011