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Session: 31.08.2012
Im Bericht über Strompolitik wird in keinem Kapitel der Punkt „Marketing – sprich Vermarktung dieser Aktivitäten“ erwähnt. Alle aufgezeichneten Ziele der ganzen Strom-Wertschöpfungskette sind wichtige Meilensteine für die Geschichte und Weiterentwicklung unseres Kantons; ein Kanton, der nebst der Stromproduktion auch zu einem grossen Teil vom Tourismus lebt und sich auch als „natur- und kulturnahe Ferienregion“ positioniert. Es wäre nun eine Chance für Graubünden, sich mit diesen beiden Themen Strom und Tourismus unter dem Dach der „Nachhaltigkeit“ zu positionieren und zu vermarkten. Die Strombranche würde also eine Brücke zum Tourismus schlagen und umgekehrt. Ganz im Sinne „Tue Gutes und sprich darüber“.

Im Tourismus sind bereits einige Projekte umgesetzt, die alle auch unter dem Thema Nachhaltigkeit auf dem Markt sind. So z.B. hat die Gemeinde Tenna den ersten Solarskilift der Welt. Das Berghotel Muottas Muragl wiederum produziert mehr Energie, als es verbraucht und gilt als erstes „Plus-Energie-Hotel“ der Alpen. Gleich mehrere Gemeinden (z.B. St. Moritz, Chur, Davos) tragen das Label „Energiestadt“. Ein wichtiges übergeordnetes Tourismusprojekt aus dem Jahr 2007 ist auch das Konzept „Natur- und kulturnaher Tourismus“, welches Chancen und Defizite aufzeigt und in der Zwischenzeit bereits viele Massnahmen umgesetzt hat.

Allerdings ist es aber auch so, dass der nachhaltige Tourismus von vielen Kleininitiativen geprägt ist und meist vor allem den Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit tangiert. Grundsätzlich fehlt aber ein gezieltes Vorgehen einer strategischen Vernetzung und Positionierung im Bereich Nachhaltigkeit in Zusammenarbeit mit dem Tourismus und der Stromwirtschaft. Es fehlt zudem an einer Positionierung im übergeordneten Bereich der Nachhaltigkeit; nämlich nicht nur im ökologischen Sinne, sondern auch im sozialen und ökonomisch nachhaltigen Bereich. Wie der Bericht aufzeigt, ist die Wasserkraft mit fast 7'900 GWh pro Jahr in Graubünden von grosser energetischer und volkswirtschaftlicher Bedeutung. Wir sprechen also von substanzieller wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit, da viele Arbeitsstellen im Kanton ermöglicht werden und der Stromsektor ein grosser Teil vom kantonalen Gesamteinkommen ausmacht.

Der Zeitpunkt wäre jetzt richtig, die Chance zu packen und das Thema Nachhaltigkeit mit enger Verzahnung von Stromproduktion und Tourismus voranzutreiben. Es wäre eine Chance für alle Beteiligten; von den von der Öffentlichkeit nicht immer positiv wahrgenommenen Energieunternehmen, bis hin zu den Tourismusorganisationen, die fast alle in der aktuellen Situation mit Gästerückgang zu kämpfen haben.

1. Teilt die Regierung die Meinung, dass es heute an einem gezielten Vorgehen und einer strategischen Vernetzung und Positionierung im Bereich Nachhaltigkeit in Zusammenarbeit mit Tourismus und Stromwirtschaft fehlt?

2. Teilt die Regierung die Meinung, dass diese Thematik der Nachhaltigkeit eine Chance für die Vermarktung und zukünftige Positionierung Graubündens ist und der Aufmerksamkeitsgrad für den Kanton positiv steigern würde?

3. Wie sieht die Regierung eine Lösungsmöglichkeit zur Umsetzung dieser Thematik zwischen Tourismus und Stromsektor?

Chur, 31. August 2012

Stiffler (Chur), Joos, Lorez-Meuli, Baselgia-Brunner, Bezzola (Samedan), Bezzola (Zernez), Blumenthal, Brandenburger, Bucher-Brini, Buchli-Mannhart, Casanova-Maron, Casutt, Casutt-Derungs, Claus, Clavadetscher, Davaz, Engler, Frigg-Walt, Furrer-Cabalzar, Gartmann-Albin, Geisseler, Giacomelli, Gunzinger, Hartmann (Champfèr), Hartmann (Chur), Heiz, Hitz-Rusch, Holzinger-Loretz, Jaag, Jenny, Kappeler, Kasper, Kollegger (Malix), Komminoth-Elmer, Krättli-Lori, Kunz (Fläsch), Kunz (Chur), Locher Benguerel, Marti, Meyer-Grass, Michael (Donat), Michael (Castasegna), Montalta, Müller, Nick, Niggli (Samedan), Noi-Togni, Papa, Pedrini (Roveredo), Peyer, Pfäffli, Pfenninger, Pult, Rosa, Sax, Steck-Rauch, Tenchio, Thöny, Tomaschett-Berther (Trun), Trepp, Troncana-Sauer, Valär, Vetsch (Pragg-Jenaz), Waidacher, Wieland, Zweifel-Disch, Degonda, Deplazes, Michel (Igis), Monigatti, Pedrini (Soazza), Pfister

Antwort der Regierung

Mit dem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energieträger wird ein wichtiger Beitrag zur Lösung der globalen Probleme rund um den Klimawandel und der langfristigen Sicherstellung einer unabhängigen Energieversorgung geleistet. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, setzt der Bund im Rahmen der neuen Energiestrategie 2050 neben anderem auf den Ausbau der Wasserkraft und der neuen erneuerbaren Energien.

Die Herausforderung gilt insbesondere auch für die Tourismusindustrie, welche selbst stark von Ressourcen und Transport abhängig ist und so selbst einen hohen Energieverbrauch generiert. In den letzten Jahrzehnten konnten durch innovative Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien und durch die Eigeninitiative der Konsumenten bereits wichtige Schritte in Richtung klimaschonende und nachhaltige Lebensweise getan werden, woraus sich neue touristische Möglichkeiten ergeben haben. Um ein Beispiel zu nennen, hat der Naturpark Beverin mit den erneuerbaren Energien einen Themenbereich definiert, welcher einen Beitrag an die regionale Entwicklung leisten soll. Aus der Kombination von Umweltbildung und dem Erlebnis und Ausprobieren von neuen Produkten und Techniken ergibt sich ein neues touristisches Produkt, welches einerseits den technologieinteressierten Gast anspricht und sich anderseits an Familien und Jugendliche richtet.

Der Bündner Tourismus ist eher klein strukturiert. Dadurch können einzelne Initiativen und Angebote, welche eine konzeptionelle Verbindung von Tourismus und Stromwirtschaft aufweisen, nur schwer gesamtkantonal umgesetzt werden. Es kann aber trotzdem festgestellt werden, dass in verschiedenen Tourismusdestinationen Anlagen der Stromwirtschaft den Gästen zugänglich gemacht bzw. touristische Angebote kreiert werden.

Zur Frage 1: Die Zusammenarbeit zwischen der Bündner Tourismuswirtschaft und der Stromwirtschaft erfolgt zurzeit nicht gestützt auf ein gemeinsames, strategisches Konzept. Im Wesentlichen werden einzelne Initiativen vor Ort ausgelöst. Es ist auch Aufgabe der Tourismusdestination vor Ort, die Zusammenarbeit zwischen dem Tourismus und der Stromwirtschaft zu suchen, wenn entsprechende touristische Potenziale erkennbar werden. Das aktuelle Projekt «Wettbewerbsfähige Strukturen und Aufgabenteilung im Bündner Tourismus» weist auf die Bedeutung und Notwendigkeit attraktiver bzw. marktfähiger Produkte hin.

Zur Frage 2: Das Thema «Nachhaltigkeit» ist eine Chance für die künftige Positionierung einzelner Destinationen und von Graubünden als gesamte Ferienregion. Das grösste touristische Potenzial Graubündens weisen weiterhin seine intakte Naturlandschaft und seine kulturelle Vielfalt auf. Neben der touristischen Inwertsetzung der Natur müssen aber auch weiterhin grosse Anstrengungen zur Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen unternommen werden (ökonomische Nachhaltigkeit). Die touristische Entwicklung in Graubünden hängt massgeblich auch von der Erneuerung und Ergänzung der Infrastrukturen ab, da besonders attraktive Angebote die Aufmerksamkeit der Gäste auf den gesamten Kanton lenken. Werte, welche im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit wahrgenommen werden, sollen auch in Zukunft zur Steigerung der Attraktivität Graubündens beitragen.

Zur Frage 3: Die Regierung ist überzeugt, dass sich die Verantwortlichen in den Bündner Tourismusdestinationen der Bedeutung einer Verbindung zwischen Tourismus und Energiewirtschaft bewusst sind. Für die touristische Positionierung und die Gestaltung von attraktiven Angeboten ist eine enge Zusammenarbeit unerlässlich. Vorstellbar ist, dass im Rahmen der Neuen Regionalpolitik die Potenziale einer angebotsorientierten Verbindung von Tourismus und Stromwirtschaft in einem Projekt einer oder mehrerer Destinationen aufgezeigt werden können.

19. Oktober 2012