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Session: 12.02.2020

Der Bernina-Express bedient heute die Strecke von Chur über Thusis ebenso wie die Strecke durch das Prättigau, über Davos und Filisur nach Tirano. Wie die historischen Fahrten der RhB durch die Zügenschlucht, gehört der Bernina-Express heute zu den Attraktivitäten im Tourismusort Davos. Das hilft insbesondere auch der vom Kanton angestrebten Förderung des Sommertourismus und trägt zum Erhalt attraktiver Arbeitsplätze bei. Dies ist nach der Schalterschliessung am Bahnhof Davos Dorf und der Streichung von Davos als Destination des Glacier-Express von einiger Bedeutung für die historische Zielstation der ersten Bahnlinie in Graubünden.

Unbestätigten Berichten zufolge soll nun der Bernina-Express diesen Sommer zum letzten Mal in Davos einfahren. Damit würde nicht nur die Destination Davos/Klosters, sondern die gesamte Region Prättigau/Davos von der Karte des Bernina-Express verschwinden.

Vor diesem Hintergrund stellen die Unterzeichnenden folgende Fragen:

1.     Hat die Regierung Kenntnis davon, ob und warum Davos als Destination des Bernina-Express entfernt oder die Frequenz nach Davos reduziert werden soll?

2.     Welche Auswirkungen hat eine allfällige Streichung auf die Anzahl Arbeitsplätze und deren Attraktivität am RhB-Standort Davos?

3.     Wie stellt sich die Regierung zur Frage der Streichung von Davos als Bernina-Express-Destination?

4.     Wurden Alternativen zu einer allfälligen Streichung geprüft? Hat sich die Regierung dafür eingesetzt?

5.     Welche weiteren Zukunftsperspektiven bestehen in Bezug auf den RhB-Standort Davos?

Chur, 12. Februar 2020

Wilhelm, von Ballmoos, Bettinaglio, Atanes, Baselgia-Brunner, Berther, Brandenburger, Cahenzli-Philipp, Caluori, Cantieni, Caviezel (Chur), Censi, Degiacomi, Della Cà, Deplazes (Chur), Derungs, Dürler, Ellemunter, Epp, Flütsch (Splügen), Gartmann-Albin, Gasser, Gort, Hartmann-Conrad, Hofmann, Horrer, Jenny, Müller (Susch), Müller (Felsberg), Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Perl, Preisig, Rettich, Rutishauser, Schutz, Tanner, Weber, Spadarotto, Stieger

Antwort der Regierung

Dank der erfreulichen und steigenden Nachfrage aus dem Markt Italien kommt der Bernina Express an seine Kapazitätsgrenzen. Um diese Nachfrage nachhaltig bewältigen zu können, wird eine der vier Zugkompositionen neu von Tirano nach Chur und zurück nach Tirano eingesetzt. Im Vergleich zu den anderen Bernina Express Linien weist der Bernina Express von Davos nach Tirano seit seiner Einführung mit Abstand die niedrigste Auslastung aus. Trotz zahlreicher Massnahmen konnte die Auslastung nicht verbessert werden. Deshalb entfällt ab der Sommersaison 2021 das heutige Angebot mit der direkten Anbindung über Davos. 

Zu Frage 1: Die Regierung hat Kenntnis davon, dass der schwach nachgefragte Ast des Bernina Express durch das Prättigau auf Fahrplan 2021 aufgehoben werden soll. Mit der Einführung des Angebotskonzeptes Retica 30 erhält Davos einen integralen Halbstundentakt nach Landquart, Zürich und St. Gallen. Das deutlich dichtere Angebot (Halbstundentakt) lässt die Trassierung eines zusätzlichen Bernina Express auf der fast durchgängig eingleisigen Infrastruktur nicht mehr zu. Im Gegensatz zu heute können die Bernina Express-Wagen nicht mehr an die Taktzüge angehängt werden, da mit Retica 30 neue Flügeltriebzüge Capricorn mit automatischer Kupplung eingeführt werden, um in Klosters ein Flügeln der Linien nach Davos, Scuol und St. Moritz zu ermöglichen. Diese Flügeltriebzüge können aus technischen Gründen nicht mit den bestehenden Bernina Express-Wagen gekuppelt werden.

Zu Frage 2: Durch die Streichung des Bernina Express kommt es zu keinen negativen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze und den RhB-Standort Davos. 

Zu Frage 3: Die Regierung kann die von der RhB angeführten Gründe nachvollziehen. Sie anerkennt die erwähnten Vorteile des neuen Angebotskonzeptes Retica 30. Gesamthaft wird die Erreichbarkeit von Davos dadurch deutlich verbessert. Mit den fahrplanmässigen Fahrten mit einer historischen Zugskomposition aus den 20er Jahren von Davos nach Filisur hat die RhB eine weitere Attraktivitätssteigerung für die Region erzielt.

Zu Frage 4: Der Bernina Express könnte auch zukünftig via Davos verkehren, wenn auf die Einführung des Angebotskonzeptes Retica 30 verzichtet würde. Dies würde aber zu grossen Nachteilen für Davos führen (kein Halbstundentakt nach Landquart und Zürich, kein neues Rollmaterial) und ist aus Sicht der Regierung nicht sinnvoll. 

Zu Frage 5: Aus Sicht der Regierung wäre zu prüfen, mittelfristig beide halbstündlichen RE-Linien von Landquart über Davos Platz nach Filisur zu verlängern. Aufgrund langer Standzeiten in Davos Platz wäre eine solche Verlängerung ohne zusätzlichen Rollmaterialbedarf möglich, und hätte drei grosse Vorteile:

(1)   Davos würde nicht nur einen Halbstundentakt nach Landquart erhalten, sondern auch nach Filisur und damit zur Albulalinie und zum zukünftigen Angebot der "Erlebniswelt Landwasserviadukt".

(2)   Mit diesem Konzept bekäme Davos eine durchgehende "S-Bahn Davos", die alle Stationen der Gemeinde halbstündlich direkt erschliessen würde.

(3)   Da im Zielkonzept der RhB die Bernina Express und Glacier Express in Filisur genau halbstündlich versetzt zu den IR Chur – St. Moritz verkehren, bekäme Davos mit dieser Verlängerung schlanke Anschlüsse in Filisur an alle Bernina Express Chur – Tirano und gleichzeitig auch an alle Glacier Express St. Moritz – Zermatt, was eine deutliche Verbesserung gegenüber der heutigen Situation darstellt.

23. April 2020