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Session: 21.04.2021

Schanfigg und Davos gehören zusammen

Bis 1851 gehörte Arosa politisch zu Davos. Schon damals stellte sich die Frage, wie man die beiden Gemeindeteile zweckmässig verbinden könnte. Die Entwicklung lief dann allerdings anders: Arosa wurde eine eigenständige Gemeinde und neu dem Kreis Schanfigg zugeschlagen.

Davos – Arosa in 15 Minuten?

Von Davos-Platz nach Langwies in 11 Minuten? Nur eine Vision? Nein. Mit einem rund 7,8 Kilometer langen Bahntunnel zwischen Litzirüti und Davos Frauenkirch wäre dies machbar.

Damit können die beiden bekannten Ferienregionen in nur rund 15 Minuten Reisezeit durch den «Bärg» miteinander verbunden werden. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, ist es notwendig, dass man heute mit der Projektierung beginnt. Die Bündner Fachstelle Öffentlicher Verkehr (heute Amt für Energie und Verkehr) konstatierte 2006: «Dieses Projekt ist durchaus finanzier- und realisierbar.»

Am 21. Oktober 2008 reichte Grossrat Christian Jenny im Grossen Rat den Auftrag betreffend einer Machbarkeits- und Zweckmässigkeitsstudie Bahntunnel Davos Schanfigg ein. Am 11. Februar 2009 wurde der Vorstoss vom Grossen Rat überwiesen. Daraus resultierte ein entsprechendes Vorprojekt des Ingenieurbüros Amberg, Sargans/Chur.

Umweltfreundliche, inneralpine Vernetzung: Vereinatunnel als Leuchtturmprojekt

Die Idee, das Unterengadin mit dem Prättigau durch einen 19 Kilometer langen Bahntunnel zu verbinden, wurde vor Jahrzehnten als «unrealistisch» abgetan. Seit dem 19. November 1999 sind alle begeistert von dieser umweltfreundlichen Verbindung.

Davos mit Kantonshauptort Chur rasch und direkt verbinden

Und dies nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Wer heute von Chur mit der Rhätischen Bahn und dem Postauto ins Landwassertal gelangen möchte, hat grosse Umwege via Prättigau, Thusis Tiefencastel oder Lenzerheide zu machen. Mit einem Bahntunnel vom Schanfigg nach Davos wäre die «Gemeindeverbindung» in kürzester Zeit zu schaffen.

Es geht aber nicht nur um die Verbindung zwischen Chur, dem Schanfigg und der Landschaft Davos, sondern vor allem auch um die Verbindungen aus dem Raum Zürich-Ostschweiz/Bündner Rheintal via Schanfigg nach Davos.

Stärkung der RhB-Arosalinie

Mit dem neuen Bahntunnel Schanfigg – Arosa wird die RhB-Arosabahn (Chur – Arosa) massiv gestärkt, weil mehr Verkehr darauf abgewickelt wird. Die hohen Unterhaltskosten können auf zwei Verkehrsströme verteilt werden.

Tunnel wichtig im Störungsfall auf dem RhB-Netz

Dem neuen Tunnel kommt im RhB-Netz eine ganz besondere Funktion zu: Im Störungsfall auf der Prättigauerlinie bleibt Davos via Schanfigg erreichbar oder, wenn auf der Aroserlinie Unterbrüche auftreten, bleibt Arosa via Davos und neuem Tunnel jederzeit erreichbar. Die Redundanz (von den Stromnetzen bekannt) kann nur mit dem neuen Tunnel hervorragend funktionieren.

Ich frage die Regierung an:

  1. Wie stellt sich die Regierung heute zu einem Bahntunnel zwischen dem Schanfigg und der Landschaft Davos?
  2. Welches sind die Vor- und welches die Nachteile eines Bahntunnels Schanfigg – Davos?
  3. Mit welchen Kosten ist heute für einen solchen Tunnel zu rechnen?
  4. Weshalb ist dieser Tunnel weder auf dem Radar der RhB, des Kantons noch des Bundes (er fehlt im Gegensatz zum Wolfgangtunnel im Sachplan Verkehr, Infrastruktur Schiene).
  5. Falls für die Region Prättigau/Davos/Arosa in den kommenden 20 – 30 Jahren nur ein Bahntunnelprojekt zur Diskussion steht, für welches würde sich die Regierung entscheiden? Für den Wolfgangtunnel oder für den Tunnel Schanfigg – Davos?

Davos, 21. April 2021

 

Favre Accola, Jenny, von Ballmoos, Bettinaglio, Brandenburger, Brunold, Buchli-Mannhart, Caviezel (Chur), Caviezel (Davos Clavadel), Della Cà, Derungs, Dürler, Felix, Gartmann-Albin, Gort, Hardegger, Hartmann-Conrad, Hefti, Hohl, Horrer, Hug, Jochum, Koch, Müller (Susch), Perl, Preisig, Rettich, Salis, Schutz, Tanner, Waidacher, Weber, Wellig, Costa, Flütsch (St. Antönien), Pajic, Renkel, Tomaschett (Chur), van Kleef

Antwort der Regierung

Im kantonalen Richtplan Verkehr (KRIP V) sowie im Sachplan des Bunds Infrastruktur Schiene (SIS) figurieren zahlreiche Projekte in unterschiedlichen Planungsstadien. Voraussetzung für eine Realisierung eines Bahntunnels der Rhätischen Bahn (RhB) ist die Aufnahme in einen Ausbauschritt des strategischen Entwicklungsprogramms Bahninfrastruktur des Bundes (AS STEP). Im Jahre 2013 bzw. 2019 wurden vom Parlament die Ausbauschritte AS 2025/30 bzw. AS 2035/40 bereits beschlossen. Mit dem bereits beschlossenen neuen Bahntunnel Fideris­ – Dalvazza sowie weiteren laufenden Ausbauten im Raum Landquart und Prättigau wird die Reisezeit nach Davos von Zürich sowie von Chur her verkürzt. Die in der Anfrage angesprochene Verbesserung der Reisezeiten aus dem Raum Zürich-Ostschweiz via Schanfigg ist unrealistisch, da der Weg über Landquart distanz- und fahrzeitmässig kürzer bleiben wird.

Zu den Fragen 1 und 2: Gemäss der vom Kanton in Auftrag gegebenen Studie des Ingenieurbüros Amberg 2010 gibt es zahlreiche Varianten von Tunnelverbindungen von Davos ins Schanfigg, wobei die Variante Litzirüti – Frauenkirch als Bestvariante hervorging. Allerdings stellen sich auch bei dieser Variante grundsätzliche Fragen nach dem Potential einer teuren neuen Strecke bzw. dem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis angesichts des sehr begrenzten Wirkungsgrades dieser neuen Verbindung. Zwar verkürzte sich distanzmässig die Strecke Chur – Davos erheblich. Da hingegen die Arosa­linie über weite Strecken nur mit maximal 33-38 km/h befahren werden kann, erforderte die Strecke Chur – Litzirüti weiterhin eine Fahrzeit von ca. 50 Minuten, sodass die Reisezeitersparnis gegenüber der Route über Landquart relativ bescheiden bliebe. Zudem wäre die Einbindung der neuen Linie in Litzirüti aus Gründen des Landschaftsschutzes heikel und mit hohen Einspracherisiken behaftet. Auch das Angebots- und Betriebskonzept gestaltete sich aufwendig, da auf die Direktverbindung Chur – Arosa nicht verzichtet werden könnte. Die Station Litzirüti und die anschliessende Strecke nach Arosa müssten zudem für die erhöhten Zugszahlen ausgebaut werden. Bereits mit dem Angebotskonzept Retica 30+ werden die Züge Scuol – Landquart zwischen Klosters Platz und Landquart mit den Davoser Zügen vereinigt und ab Landquart nonstop nach Chur weitergeführt, sodass auf der Linie Davos – Chur nur noch ein Wechsel des Zugteils erforderlich ist. Zudem wird die Reisezeit mit den Ausbauten im Prättigau weiter verkürzt. Auch das Argument der Redundanz kann zur Stützung eines Bahntunnels Davos – Schanfigg nicht herangezogen werden, da Davos bei Unterbrüchen der Prättigauerlinie bereits heute über die Strecke Filisur – Davos erreichbar bleibt wie auch über die Postautolinie Chur – Lenzerheide – Davos, deren Angebot in den letzten Jahren stetig ausgebaut wurde.

Zu Frage 3: Die Investitionskosten wurden seit 2010 nicht neu berechnet, dürften aber heute bei mindestens 500 Mio. Franken liegen. Neben diesen hohen Investitionskosten wäre auch mit hohen jährlichen ungedeckten Betriebskosten aufgrund des aufwendigen Angebots- und Betriebskonzeptes zu rechnen.

Zu Frage 4: Ein Bahntunnel Davos – Schanfigg der RhB ist aus den oben dargelegten Gründen weder im SIS noch im KRIP V aufgeführt.

Zu Frage 5: Wie eingangs erwähnt, erfolgt die Planung des Ausbaus der gesamten Bahninfrastruktur der Schweiz unter Federführung des Bundesamtes für Verkehr. Momentan laufen erste Arbeiten für den nächsten Ausbauschritt 2040/45. Bereits jetzt ist absehbar, dass im Kanton Graubünden höchstens ein einziges Tunnelprojekt Aufnahme in die Wunsch-Liste der Planungsregion Ost findet. Da in Graubünden noch diverse andere Vorschläge für Lückenschlüsse im (inter-)nationalen Bahnnetz vorliegen, dürften weder Wolfgang- noch Schanfiggertunnel zu den Projekten mit den grössten Chancen zählen.

10. Juni 2021