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Session: 21.04.2021

Von der weltweiten Corona-Pandemie ist die ganze Bevölkerung, aber auch die Wirtschaft stark betroffen. Zu schaffen machen vorwiegend die notwendigen Einschränkungen sowie die Perspektivlosigkeit.

Weiterhin ist nicht klar, wie lange diese Einschränkungen noch aufrecht erhalten werden müssen, was wiederum zu grosser Unsicherheit führt, was speziell für junge Menschen ein hohes Risiko darstellen kann.

Für Schulabgängerinnen und Schulabgänger ist der Berufseinstieg ein wichtiger Zeitpunkt in ihrem Leben. Klappt dieser nicht wie erwartet, führt dies vielfach zu Frust und Stress sowohl für die Jugendlichen wie auch für deren Eltern.

Berufswünsche und Lehrbetriebe werden oftmals durch vorhergehende Schnuppertage oder auch Kurz-Praktika eruiert und angestrebt. Es ist davon auszugehen, dass infolge der Corona-Pandemie diese Schnuppertage/Kurz-Praktika nicht vollumfänglich angeboten und somit ausgeübt werden können, was sich schlussendlich auf die Lehrverträge auswirken kann.

Infolgedessen wird die Regierung um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:

  1. Wie haben sich die Schnuppertage/Kurz-Praktika bezüglich Besuch, Umsetzung und Inhalt in den Jahren 2020 und 2021 im Vergleich zu den Vorjahren verändert?
  2. Hat sich die Zahl der angebotenen Lehrstellen in diesen Jahren verändert und falls ja, in welchen Berufszweigen?
  3. Ist die Regierung der Meinung, dass der Berufseinstieg für Schulabgängerinnen und Schulabgänger durch die aktuelle Situation erschwert sein könnte und falls ja, welche konkreten Unterstützungsmassnahmen der Betroffenen sind geplant?
  4. Ist die Regierung bereit, die Frist der Abschlüsse von Lehrverträgen und somit den Lehrbeginn, wie bereits im letzten Jahr, bis Oktober 2021 zu verlängern?
  5. Welche zusätzlichen Massnahmen für lernschwache Schulabgängerinnen und Schulabgänger plant die Regierung, damit diese auf Grund der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation auf ihrem Weg ins Berufsleben optimal begleitet werden können?

Davos, 21. April 2021

Gartmann-Albin, Widmer-Spreiter (Chur), Waidacher, Atanes, Baselgia-Brunner, Bondolfi, Brandenburger, Cahenzli-Philipp, Caviezel (Chur), Danuser, Degiacomi, Della Vedova, Deplazes (Rabius), Ellemunter, Favre Accola, Felix, Föhn, Gugelmann, Hartmann-Conrad, Hofmann, Holzinger-Loretz, Horrer, Loepfe, Marti, Müller (Felsberg), Perl, Preisig, Rutishauser, Schutz, Schwärzel, Thomann-Frank, Ulber, von Ballmoos, Widmer (Felsberg), Wilhelm, Costa, Decurtins-Jermann, Pajic, Stieger, Tomaschett (Chur), van Kleef

Antwort der Regierung

Die berufliche Grundbildung ist eine verbundpartnerschaftliche Aufgabe, welche von Bund, Kanton und Organisationen der Arbeitswelt (OdA) gemeinsam erfüllt wird. Die drei Lernorte – Lehrbetriebe, Berufsfachschulen und überbetriebliche Kurse – vermitteln die Bildungsinhalte gemäss den Bildungsverordnungen.

Zu Frage 1: Die OdA sind dafür verantwortlich, dass die ihr angeschlossenen Betriebe Ausbildungsplätze anbieten. Unter anderem dienen Schnupperlehren den Betrieben auch dazu, den geeignetsten Berufsnachwuchs zu finden. Es bestehen im Kanton Graubünden keine Informationen darüber, wie viele Schnupperlehren und in welcher Form diese angeboten werden. Seit 1. März 2020 ist das Bündner Lehrfirmenverzeichnis jedoch online abrufbar. Dadurch wird den Jugendlichen die Suche nach Schnupperlehren vereinfacht.

Zu Frage 2: Die abgeschlossenen Lehrverträge wie auch die ausgeschriebenen Lehrstellen der Jahre 2020 und 2021 (Stand jeweils Ende April) weichen nicht merklich vom Durchschnitt der Vorjahre (2017–2019) ab. Informationen zu den Berufszweigen können keine gemacht werden, da nur die Gesamtanzahl erhoben wird, nicht aber die einzelnen Branchen.

Monat/Jahr

Abgeschlossene
Lehrverträge

Ausgeschriebene
Lehrstellen

Ende April 2021

1121

928

Ende April 2020

1226

982

Ende April 2019

1187

941

Ende April 2018

1242

775

Ende April 2017

1322

867

 

Zu Frage 3: Es ist der Regierung bewusst, dass die durch Covid-19 beeinflusste Situation den Berufseinstieg in einzelnen Branchen erschweren kann. Es bestehen jedoch intakte Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten und alle beruflichen Grundbildungen können erlernt werden. Die nationale Task Force "Perspektive Berufslehre" setzt sich dafür ein, dass möglichst viele Jugendliche eine Lehrstelle finden und Lehrbetriebe ihre offenen Lehrstellen besetzen, diese erhalten und dadurch ihren Bedarfan künftigen qualifizierten Fachkräften decken können. Die nationale Kampagne #PROLEHRSTELLEN sensibilisiert z. B. dafür, das Engagement für die Berufswahl fortzusetzen. Die kantonale Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (BSLB) berät die Jugendlichen zur Berufswahl und stellt Informationen und Dokumentationen bereit. Auf berufsberatung.ch (offizielles schweizerisches Informationsportal) werden die Berufe vorgestellt und die freien Lehrstellen publiziert. Das Case Management Berufsbildung (CMBB) als Teil der BSLB unterstützt Jugendliche, welche bei Austritt aus der Volksschule, einem Brückenangebot oder nach einem Lehrabbruch ohne Anschlusslösung dastehen. Per 1. März 2021 wurde das CMBB umstrukturiert und durch interne Stellenverschiebungen um 20 Prozente erhöht, damit die Sicherstellung der Beratung in den Regionen erhöht wird. Zusätzliche Massnahmen sind nicht geplant.

Zu Frage 4: Ja.

Zu Frage 5: Mit Einführung des Lehrplans 21 wurde der Modullehrplan "Berufliche Orientierung" eingeführt, welcher schwerpunktmässig auf der Sekundarstufe I unterrichtet wird. Hierbei erarbeiten die Jugendlichen die Voraussetzungen für die Wahl ihres zukünftigen Bildungs- und Berufsziels parallel zur schulischen Vorbereitung des Übergangs in eine nachobligatorische Ausbildung. Für die 3. Klasse der Sekundarstufe I wurde im Kanton Graubünden zusätzlich das Zeitgefäss "Individualisierung" mit dem Ziel geschaffen, den Übertritt der Schülerinnen und Schüler in die berufliche oder schulische Zukunft zu verbessern (z. B. individuelle Förderung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen, Optimierung der Berufswahl, Stärkung der Eigenverantwortung für den Übergangsprozess). Schulabgänger/-innen, welche nicht direkt eine berufliche oder schulische Grundbildung antreten, haben die Möglichkeit, ein Brückenangebot oder das Jugendprogramm Funtauna (arbeitsmarktliche Massnahme des kantonalen Amts für Industrie, Gewerbe und Arbeit) zu besuchen. Zudem besteht das CMBB (siehe Antwort 3). Zusätzliche Massnahmen sind nicht geplant.

4. Juni 2021