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Session: 15.02.2023

Mobilität ist für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Mobil zu sein bedeutet einzukaufen, sich zu versorgen, Freizeitbeschäftigungen oder beruflichen Tätigkeiten nachzugehen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Viele Formen der Mobilität haben jedoch schädliche Auswirkungen für das Klima. Die Wichtigkeit eines gut ausgebauten öffentlichen Verkehrs und gut ausgebauter Strassen sind im Kanton Graubünden sehr bekannt. Nebst dem umweltfreundlichen Velo nutzen die Menschen den Zug, das Auto oder Flugzeuge, um sich fortzubewegen. Der Kanton Graubünden hat in den letzten Jahrzehnten grosse Investitionen getätigt und wird solche auch in der nächsten Zeit tätigen, um der Bevölkerung eine zweckmässige Mobilitätsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Der Fokus liegt dabei bei den Strassen, beim ÖV und bei den Velonetzen. Diese Investitionstätigkeiten sind wichtig und sollen unterstützt werden.

Weltweit wird jedoch auch an anderen Mobilitätsformen geforscht. So wird mittlerweile an vielen Orten der Welt an der Hyperlooptechnologie geforscht. Bei der Hyperlooptechnologie handelt es sich um ein Hochgeschwindigkeitsverkehrssystem, bei dem Kapseln durch eine Vakuumröhre geschleust werden und dabei beinahe Schallgeschwindigkeit erreichen.

An der Technologie wird nicht nur im Silicon Valley geforscht. Auch in Europa erkennen immer mehr Personen und Organisationen Chancen dieser Technologie. So hat beispielsweise die in Zürich ansässige Forschungsorganisation EuroTube den Bau einer Hyperloop-Teststrecke im Wallis angestossen. Obwohl eine Hyperloopstrecke für den Personenverkehr zum jetzigen Zeitpunkt utopisch erscheint, dürfen die Entwicklungen im Bereich der Mobilität im Randkanton Graubünden nicht aus den Augen gelassen werden. Eine aktivere Rolle in diesem Forschungsbereich könnte langfristig für die Bündner Wirtschaft förderlich sein. Mit einem Kompetenzzentrum für Mobilität könnte Forschung im Bereich der Mobilität von morgen betrieben werden, neue Arbeitsstellen geschaffen und eine Umwelt für Start-Ups der Mobilitätsbranche entstehen.

Vor diesem Hintergrund wollen die Unterzeichnenden von der Regierung folgendes wissen:

  1. Wie beurteilt die Regierung den Aufbau eines Kompetenzzentrums für Mobilität im Kanton Graubünden?
  2. Wie werden die internationalen Entwicklungen im Bereich der Mobilität seitens der Regierung verfolgt?
  3. Sollte der Kanton Graubünden die Forschung der Hyperlooptechnologie oder anderer innovativer Mobilitätstechnologien aktiv fördern?

Chur, 15. Februar 2023

Collenberg,Luzio, Haltiner, Bachmann, Berther, Bisculm Jörg, Brandenburger, Brunold, Bundi, Della Cà, Derungs, Epp, Feuerstein, Furger, Messmer-Blumer, Michael (Donat), Rettich, Righetti, Sax, Schneider, Spagnolatti, Tomaschett, Zanetti (Sent)

Antwort der Regierung

Die Regierung ist sich der Wichtigkeit der Mobilität für Graubünden bewusst. Sie ist ein bedeutender Standortfaktor. Die Erhöhung der Attraktivität des öffentlichen Verkehrs ist ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklungsschwerpunkte des Regierungsprogramms 2021–2024 (vgl. Botschaft Heft Nr. 8/2019–2020, S. 460 ff.), des revidierten kantonalen Richtplans wie auch des kantonalen Projekts "Aktionsplan Green Deal" (AGD). Seit 2016 finanziert primär der Bund im Rahmen der "Strategischen Entwicklungsprogramme Bahninfrastrukturen" (STEP 2025 ff.) die Eisenbahninfrastrukturen über den sog. Bahninfrastrukturfonds (BIF). Die Rad-Schiene-Technologie der Eisenbahn ist zwar nicht neu, aber aufgrund diverser Systemvorteile, wie geringer Energieverbrauch, hohe Kapazitäten (bis 1200 Sitzplätze pro Zug) und hohe Geschwindigkeiten (bis 350 km/h im Regelbetrieb) und grosse Sicherheit, nach wie vor zeitgemäss.

Zu Frage 1: Die Mobilität nimmt in der heutigen Gesellschaft einen wichtigen Stellenwert in Bezug auf das Wohnen, den Tourismus, die Arbeit sowie besonders hinsichtlich der Freizeitaktivitäten ein und unterliegt einem stetigen Wandel. Viele Menschen sind nicht mehr mit einem einzigen Mobilitätsmittel unterwegs, sondern kombinieren die Vorzüge der verschiedenen Mobilitätsformen. Es besteht zudem ein Trend, Mobilitätsmittel zu teilen (sharing economy). Die Mobilitätsformen sind heute so heterogen wie die Bedürfnisse der Mobilitätsnutzenden selbst. Die Mobilität von morgen steht dabei für die individuelle Fortbewegungsfreiheit in verschiedenen Lebensbereichen und ist gekennzeichnet von einer stetigen Zunahme der Nachfrage. Aufgrund der zu erwartenden Entwicklung hat der Kanton Graubünden beim Amt für Energie und Verkehr (AEV) den Bereich "Kompetenzzentrum für koordinierte Mobilität" bereits geschaffen. Das Kompetenzzentrum bietet Beratungen für Unternehmen, Gemeinden und Projektanten an. Die Beratung beinhaltet unter anderem die Kombination von verschiedenen Mobilitätsformen sowie dessen planerische Berücksichtigung.

Zu Frage 2: Sowohl die Regierung als auch die kantonale Verwaltung begleiten die Trends und internationalen Entwicklungen in der Mobilität und richten das Regierungsprogramm bedarfsgerecht darauf aus. Zu berücksichtigen ist bei der Beobachtung dieser Entwicklungen allerdings, dass urbane Strukturen nicht direkt mit den Strukturen im Kanton Graubünden verglichen werden können und die oft auf städtische Verhältnisse ausgerichtete Entwicklungen nicht so einfach auf den Kanton Graubünden übertragen werden können. Mit dem Projekt Venda hat der Kanton jedoch ein vollständig digitales und bargeldloses Ticketsystem im öffentlichen Verkehr lanciert, welches von der erfolgreichen Oyster-Card in London inspiriert worden ist. Damit wird die Nutzung des öffentlichen Verkehrs für die Fahrgäste vereinfacht.

Zu Frage 3: Die Hyperloop-Magnetschwebebahn in Vakuumröhren befindet sich noch in einer frühen Entwicklungsphase. Aktuell besteht erst eine sehr kurze Teststrecke in der Wüste im Bundesstaat Nevada (USA). Die Investitionskosten sind noch nicht abschätzbar und die "Hyperloop Pods" fassen nur 28 Fahrgäste, wofür doppelspurige Röhren kapazitätsmässig nicht ausreichen würden. Beim ähnlichen Projekt "Swissmetro 1999" (Kapseln mit 200 Plätzen) wurden bereits zahlreiche Abklärungen durchgeführt, die zeigen, dass ein System mit Vakuumröhren mit zahlreichen technischen Problemen und hohen Kosten behaftet ist. Eine Magnetschwebebahn wird auch deshalb nicht als Verkehrsmittel für die Anbindung Graubündens in Betracht gezogen, da ein Systembruch resultieren würde und auf umsteigefreie Verbindungen aus dem In- und Ausland verzichtet werden müsste. Insgesamt lassen sich Fahrtzeitgewinne gemäss der europäischen Marktstudie 2006 für das System Swissmetro der ETH Zürich erst ab einer Distanz von über 200 km realisieren. Aus den oben genannten Gründen erkennt die Regierung keinen Bedarf die Forschung zur Hyperlooptechnologie zu fördern. Falls aber andere Mobilitätstechnologien eine Chance für die Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs in Graubünden bieten, wird der Kanton die entsprechenden Chancen nutzen. Kurz- und mittelfristig sind primär die Umsetzung der nationalen Planungen STEP 2025 bzw. 2035 sowie Perspektive Bahn 2050/Verkehrskreuz Schweiz voranzutreiben.

28. April 2023