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Seit rund 100 Jahren ziert eine mächtige und eindrückliche Blutbuche den Garten des Regierungsgebäudes. Experten stellen jetzt fest, dass Sturmschäden und Pilzbefall die Stabilität des Baumes stark beeinträchtigt haben. Zum Schutz von Personen und Gebäude sind diverse Entlastungsschnitte dringend notwendig. Ein Video der Standeskanzlei offenbart den schlechten Zustand der Blutbuche.

Die Blutbuche neben dem Regierungsgebäude in Chur wird auf ein Alter von rund 100 Jahre geschätzt. Vermutlich wurde sie im Rahmen der Neugestaltung des Regierungsplatzes in den 1920er Jahren gepflanzt, genaue Aufzeichnungen darüber gibt es allerdings nicht. Alt ist der Baum auf jeden Fall, darum wird er seit 2012 durch Experten mittels jährlicher Kontrollen intensiv überwacht. Dabei stellten sie fest, dass Sturmschäden und Pilzbefall dem Baum stark zugesetzt haben. Die Stabilität der Blutbuche ist beeinträchtigt. Personen und Gebäude laufen Gefahr, von unerwartet abbrechenden Ästen getroffen zu werden. Aus diesem Grund sind jetzt diverse Entlastungsschnitte als Sicherheitsmassnahme unumgänglich.

Nächste Generation steht bereit

Dennoch wird sich der Baum nicht mehr vollständig erholen können und früher oder später absterben. Die Blutbuche soll aber so lange wie möglich erhalten bleiben, so dass sie ihre wertvolle ökologische Funktion noch einige weitere Jahre erfüllen kann. Insbesondere soll sie durch einen eigenen Abkömmling, welcher bereits im Forstgarten Rodels nachgezogen wurde, ersetzt werden. Dieser Abkömmling wird gleich neben den Mutterbaum gesetzt. Damit wird ermöglicht, dass die beiden Bäume über die Wurzeln und pflanzliche Botenstoffe ein symbiontisches Verhältnis eingehen und sich gegenseitig nähren und stärken können. So soll sichergestellt werden, dass sich in einigen Jahrzehnten auch die künftigen Generationen an einer einst ebenso mächtigen Blutbuche neben dem Regierungsgebäude erfreuen können.

Naturdenkmal von regionaler Bedeutung

Aus denkmalpflegerischer Sicht ist diese Blutbuche als markanter Einzelbaum und Baumdenkmal sowie als wichtiger Teil des gesamten Ensembles (Garten, Regierungsgebäude, Kantonsbibliothek/Staatsarchiv) schützenswert. Auch als Naturdenkmal ist der Baum von regionaler Bedeutung. Je älter und grösser ein Baum wird, desto interessanter wird er als Lebensraum für zahlreiche Tier- und auch Pflanzenarten. In alten Ast- oder Spechtlöchern finden beispielsweise viele weitere Vogelarten einen Brutplatz oder Siebenschläfer und Fledermäuse ein Schlafquartier. Zahlreiche Insektenarten, darunter die prächtigen Rosenkäfer oder die eindrücklichen Hirschkäfer, sind auf totes oder morsches Holz für die Entwicklung ihrer Larven angewiesen. Der Baum wird ebenfalls von verschiedenen Flechten- und Pilzarten besiedelt, welche im Laufe der Zeit auf natürliche Art und Weise zu dessen Zerfall und Zersetzung am Ende seines Lebens führen werden. Buchen können zwar in Ausnahmefällen ein Alter von über 500 Jahren erreichen, dafür müssen jedoch die Wuchsbedingungen optimal sein und Störungen weitgehend ausbleiben.


Auskunftsperson:
Luis Lietha, Experte Artenschutz, Amt für Natur und Umwelt, Tel. 081 257 29 63,
E-Mail Luis.Lietha@anu.gr.ch