Jährlich ermittelt der «Gender Intelligence Report» der Universität St. Gallen (HSG) und Advance einem Netzwerk von Schweizer Unternehmen zur Stärkung der Gleichstellung, Zahlen zur Entwicklung der Geschlechterdiversität in der Schweizer Wirtschaft. Der Report dieses Jahr zeigt: Es tut sich zu wenig – Positionen mit Macht und Einfluss bleiben grösstenteils in Männerhand. Die Ausgabe 2023 basiert auf der Analyse von 400'000 anonymisierten HR-Rohdaten aus über 100 Schweizer Unternehmen.
Männer und Frauen ohne Kaderpositionen sind in Schweizer Unternehmen nahezu gleich vertreten. Anders auf der Stufe von Kaderpositionen: Im oberen oder obersten Führungspositionen sind Frauen nur gerade mit 22 Prozent vertreten. «Männer werden anteilsmässig immer noch öfter befördert als Frauen», bilanziert Alkistis Petropaki, Generaldirektorin von Advance, anlässlich der Präsentation Mitte September 2023 in St. Gallen.
Teilzeit als Karrierekiller
Thematisiert werden im Report auch Arbeitsmodelle: Nur vier Prozent der Beförderungen gehen an Personen, die weniger als 80 Prozent arbeiten. «Wir arbeiten nach den Normen von vor 50 Jahren», so Ines Hartmann, Co-Leiterin des Kompetenzzentrums für Diversität und Inklusion der HSG. Es brauche eine dramatische Veränderung auf dem Arbeitsmarkt.
Der Fachkräftemangel ist so gross wie nie zuvor. Er droht sich durch die Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation noch zu verstärken. Gleichzeitig verlieren Unternehmen viele, gut ausgebildete Frauen, die in ihren 30er bis 40er Jahren aus dem Job treten und eine Familie gründen. Derzeit sind 137'000 Mütter in der Schweiz nicht erwerbstätig. Falls Frauen nach einer Familienpause zurückkehren, dann meist mit sehr tiefen Pensen von durchschnittlich 36 Prozent. Flexible Strukturen und nicht-lineare Karrierewege würden es Frauen und auch Männern erlauben, ihre Karriere nach der Familiengründung fortzusetzen und finanziell eigenständig zu bleiben, hiess es bei der Präsentation des Reports.
Fakt ist, dass Männer und Frauen zwar insgesamt etwa gleich viel arbeiten. Frauen werden jedoch für 28,7 Stunden pro Woche nicht bezahlt. Männer im Gegensatz leisten 19,1 Stunden pro Woche unbezahlte Arbeit (Bundesamt für Statistik, 2020). Der «Gender Intelligence Report» zeigt, dass ausreichend bezahlbare Kinderbetreuungsangebote und Tagesschulen sowie die paritätische Verteilung der unbezahlten Arbeit auf Frauen und Männer das gesamte Arbeitsvolumen in der Schweiz bereits massgeblich erhöhen würden.
Mehr Informationen sowie die Studie gibt es hier.