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Die Statistik-Fachstellen der Kantone Graubünden, St.Gallen und Thurgau arbeiten zusammen. Sie legen eine statistische Analyse der Eidgenössischen Betriebszählungen 1985, 1991, 1995 und 1998 vor. Das Hauptziel der Studie besteht darin, regionale Differenzen der Beschäftigungsentwicklung aufzuzeigen und zu analysieren. Im Zentrum steht der Raum Ostschweiz und seine Kantone im gesamtschweizerischen Kontext. Für die Regionen der drei Herausgeberkantone wurden zusätzliche Analysen vorgenommen.
Die Beschäftigungsentwicklung der letzten 15 Jahre wurde geprägt durch eine Phase des Wachstums in den Jahren 1985 bis 1990 und eine Periode des Rückgangs ab 1991. Der konjunkturbedingte Rückgang der Beschäftigung in den 90er-Jahren, der sich in Arbeitslosenzahlen niederschlug, wie sie die Schweiz bisher nicht gekannt hatte, bewegte die Öffentlichkeit. Die Ostschweizer Kantone wiesen im gesamtschweizerischen Vergleich unterdurchschnittliche Arbeitslosenquoten auf. Das Ausmass der Arbeitslosigkeit war aber auch hier historisch einmalig. Mittlerweile hat sich die Beschäftigungssituation wieder verbessert.
Die Beschäftigungsentwicklung ist - abgesehen von den konjunkturellen Einflüssen - wesentlich geprägt vom strukturellen Wandel der wirtschaftlichen Aktivitäten. Die Daten der Eidgenössischen Betriebszählungen bieten die Möglichkeit, die Entwicklung der Beschäftigung und der damit zusammenhängenden strukturellen Veränderungen statistisch nachzuzeichnen.

Ostschweiz schneidet vergleichsweise gut ab
Im Zeitraum 1985/1998 verzeichnet die Grossregion Ostschweiz mit einem Plus von drei Prozent das zweitbeste Ergebnis unter den sieben Schweizer Grossregionen. Unter den Ostschweizer Kantonen stehen die Kantone Thurgau und Appenzell A.Rh. mit einem Wachstum von rund sechs Prozent an der Spitze. Der Kanton St.Gallen liegt mit rund vier Prozent im Mittelfeld, gefolgt von Graubünden mit einem Wachstum von 2.6 Prozent. Auf der anderen Seite weisen Schaffhausen und Glarus einen Beschäftigungsrückgang von sechs bzw. sieben Prozent auf.

Arbeitsplatz-Region ohne ausgeprägte Spezialisierung
Bezogen auf die Zahl der Beschäftigten im Verhältnis zur Wohnbevölkerung liegen die Ostschweizer Kantone im gesamtschweizerischen Vergleich in der Regel auf den hinteren Rängen. Ausnahmen bilden die Kantone Graubünden (Rang 5) und St.Gallen (Rang 7). Im Zeitraum 1985/1998 war in allen Ostschweizer Kantonen - wie auch gesamtschweizerisch - die Beschäftigungsdichte rückläufig, weil die Bevölkerung durchgehend stärker zugenommen hat als die Beschäftigung.

Übervertretung von Branchen mit schwacher Beschäftigungsentwicklung
Deutlich überdurchschnittliche Beschäftigungsanteile weisen in den Ostschweizer Kantonen industriell-gewerbliche Branchen auf, während Dienstleistungs-Branchen häufig untervertreten sind. Die in den Ostschweizer Kantonen übervertretenen Branchen gehören aber gesamtschweizerisch nicht zu den wachstumsstarken Branchen. Darin widerspiegelt sich ein Strukturproblem der Ostschweizer Kantone.
Übervertreten ist in allen Kantonen die Branche der Holzverarbeitung. Mit Ausnahme des Kantons Graubünden trifft dies auch auf die beiden Branchengruppen Textilien/Bekleidung/Lederwaren/Schuhe und Metallindustrie/Maschinen/Fahrzeugbau/Elektrotechnik zu. Das Baugewerbe weist deutlich überdurchschnittliche Beschäftigungsanteile auf in den Kantonen GR, TG, AI, GL und SG, die Wirtschaftsabteilungen Nahrungsmittel/Getränke/Tabak in den Kantonen TG, SG, AI und SH. Das Gastgewerbe ragt in den beiden Tourismuskantonen GR und AI deutlich heraus. Im weiteren findet sich eine überdurchschnittliche Vertretung der Chemie im Kanton SH, des Gesundheits-/Sozialwesens in AR sowie der Wirtschaftszweige Papier/Karton/Verlag/Druck in SG.

Ostschweiz war relativ standortstark
In den Rezessionsjahren zeigten eine Reihe von Ostschweizer Kantonen insofern Standortstärke, als sich viele Branchen beschäftigungsmässig günstiger oder weniger schlecht entwickelten als in der Gesamtschweiz. Häufig handelt es sich dabei um Branchen, die bereits überdurchschnittlich vertreten sind. Im einzelnen ist es die Holzverarbeitung (SG, TG, AI, AR, SH), Textilien/Bekleidung/Lederwaren/Schuhe (AI, AR), Nahrungsmittel/Getränke/Tabak (SG, AI, AR), Papier/Karton/Verlag/Druck (SG, GR, AR), Chemie (alle ausser AI und GL), das Baugewerbe (alle ausser GR und SH), Handel/Reparaturen (alle ausser SH, AR) sowie Verkehr/Nachrichtenübermittlung (TG, GL, AI). - Eine überdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung in den gesamtschweizerischen Wachstumsbranchen, die dazu beiträgt das oben erwähnte Strukturproblem der Ostschweizer Kantone zu lindern, ist seltener zu beobachten. Sie ist anzutreffen bei den Wirtschaftszweigen Unterrichtswesen/Forschung in den Kantonen SG, TG und AR und bei Informatik/Dienstleistungen für Unternehmen in den Kantonen TG, AR und SH.

Weniger Beschäftigte in Grossbetrieben, mehr bei Dienstleistungen
Insgesamt ist der Anteil am Beschäftigungsvolumen im privatwirtschaftlichen Bereich der Ostschweiz, der Grossunternehmen mit über 250 Vollzeit-Beschäftigten umfasst, im Zeitraum 1985/1998 von 23 auf 21.8 Prozent gesunken. Die grösste Zunahme erfolgte bei den sogenannten Mikrounternehmen mit weniger als zehn Vollzeit- Stellen, die ihren Anteil von 27.3 auf 30.7 Prozent des Beschäftigungsvolumens ausbauen konnten. Branchenbezogen betrachtet haben die Grossunternehmen bei Banken/Versicherungen, Chemie und Metallindustrie/Maschinen- /Fahrzeugbau/Elektrotechnik die grössten Anteile. Der allgemeine Trend zur Verkleinerung der Unternehmungen kommt vorwiegend durch Reduktionen in diesen mehrheitlich grossbetrieblich strukturierten Branchen zustande. Hingegen zeigt sich bezüglich der Unternehmensgrösse ein Wachstumstrend bei den kleinbetrieblich strukturierten Dienstleistungs-Branchen.

Ostschweiz ist nicht Hochburg national tätiger Unternehmen
In der Ostschweiz arbeiteten 1998 rund acht Prozent der Beschäftigten in Filialen von Unternehmen, deren Hauptsitz ausserhalb der Ostschweiz lag. Nur etwa ein Drittel so gross ist die Anzahl Beschäftigter, die von Unternehmen mit Hauptsitz in der Ostschweiz in anderen Grossregionen beschäftigt wurden. Das sich hier zeigende Missverhältnis wiederspiegelt einen geringen Einflussgrad der Grossregion Ostschweiz im Vergleich mit den anderen Grossregionen. Die gleiche Analyse, durchgeführt auf kantonaler Ebene, zeigt AR und SG als die (relativ) einflussreichsten, SH und GR als die einflussärmsten Ostschweizer Kantone.

Teilzeit-Beschäftigung und Frauenanteil nehmen zu
Teilzeit-Beschäftigungen haben in den letzten 15 Jahren kontinuierlich zugenommen. In Graubünden arbeiteten 1998 satte 73 Prozent mehr Personen in Teilzeit-Stellen als 1985. Die Vollzeit-Stellen nahmen in der selben Periode um 2.6 Prozent ab. Dabei gibt es beträchtliche Unterschiede innerhalb der Branchen.
Die Frauen bauten ihren Beschäftigungsanteil in GR seit 1985 um 20 Prozent aus (Männer minus 0.4 Prozent), hauptsächlich im Teilzeit-Bereich um 92 Prozent (Männer 27 Prozent). Der Anteil der Frauen variiert in hohem Mass je nach Branche. Im Gesundheits-/Sozialwesen leisten die Frauen rund 70 Prozent des Beschäftigungsvolumens, im Baugewerbe sind es nur gerade sieben Prozent.
Wenig qualifizierte Personen aus dem Ausland spürten Rezession zuerst
Die Rezessionsphase 1991/1998 führte zu einem überproportionalen Rückgang bei der Beschäftigung von Personen aus dem Ausland, was auf deren nach wie vor bestehende grosse Konjunktursensibilität schliessen lässt. Gegenläufig zu diesem Trend ist in Branchen mit ungedecktem Bedarf an hochqualifiziertem Personal (z.B. Informatik) eine Zunahme von Personen aus dem Ausland festzustellen.

Gremium: Departement des Innern und der Volkswirtschaft Graubünden
Quelle: dt Amt für Wirtschaft und Tourismus, Statistik

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