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Der bronzezeitliche Siedlungshügel Crestaulta bei Surin in der Val Lumnezia hat angehenden Wissenschaftlern als Untersuchungsobjekt gedient. Dabei wurden neue Erkenntnisse über den prähistorischen Siedlungsplatz gewonnen.

Vom 9. bis 22. Juni 2012 wurde eine zuletzt weniger beachtete archäologische Fundstelle Graubündens zum Schauplatz regen wissenschaftlichen Forschens. Im Rahmen eines universitären Kurses konnte in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Dienst Graubünden eine interdisziplinäre Gruppe der Universität Bern (Institute für Geologie und Archäologische Wissenschaften) zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Heidelberg, der Zürcher Hochschule der Künste, der Berner Fachhochschule sowie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft den bronzezeitlichen Siedlungshügel Crestaulta bei Surin untersuchen. Dieser für die Urgeschichte Graubündens bedeutende Fundplatz in der Val Lumnezia wurde durch Walo Burkart in den Dreissigerjahren teilweise ausgegraben. Die Ergebnisse der Arbeiten veröffentlichte Burkart 1946. Seither waren dort nur mehr kleinere Detailstudien durchgeführt worden.

Vor Ort wurde den angehenden Geologen, Geographen und vor allem Archäologen mit praktischen Übungen vermittelt, wie sie Landschaften und archäologische Fundstätten zeitgemäss kartieren und dabei bestehende Geodaten wie Luft- und Satellitenbilder, Karten, Katasterblätter, Laserscanning-Daten, aber auch alte Grabungsskizzen sinnvoll nutzen und kombinieren können. Zusätzlich wurde der Einsatz ferngesteuerter Drohnen zur Erstellung präziser Höhenmodelle geübt. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Anwendung moderner geophysikalischer Prospektionsmethoden, durch die noch unausgegrabene archäologische Strukturen wie Hausgrundrisse, Feuerstellen und Verteidigungsanlagen ohne jegliche Bodeneingriffe sichtbar werden. Dabei wurden die Berner Nachwuchswissenschaftler von Christian Hübner (ggh solutions in geoscience, Freiburg i. B.) unterstützt, einem ausgewiesenen Experten in diesen Disziplinen.

Lernen und gleichzeitig Neues entdecken
Die Arbeiten ermöglichten den Studierenden, wichtige Erfahrungen im Einsatz modernster Techniken für ihren späteren Beruf zu sammeln und sich im fachübergreifenden Austausch zu erproben. Gleichzeitig erbrachten die zerstörungsfreien Untersuchungen neue Erkenntnisse über den Siedlungsplatz Crestaulta. Neben einer präzisen Kartierung des Hügels und seines Umfeldes verdienen hier besonders die Ergebnisse der geoelektrischen Messungen Beachtung. Sie erlauben zum einen eine Beurteilung der Erhaltungsbedingungen im noch unausgegrabenen Bereich des Hügelplateaus. Zum anderen liefern sie Hinweise auf eine bisher unbekannte Verteidigungsmauer, welche die Siedlung auf allen Seiten umgab und wohl nur durch ein Haupttor und eine kleine Ausfallpforte unterbrochen wurde.
Für die kommenden Jahre ist eine Fortsetzung und Intensivierung der Arbeiten geplant. Man darf daher auf weitere Entdeckungen mittels Hightech an diesem einzigartigen Siedlungsplatz hoffen, die das Wissen über die bronzezeitlichen Alpenbewohner erweitern.


Auskunftsperson:
Thomas Reitmaier, Kantonsarchäologe, Amt für Kultur Graubünden, Tel. 081 257 48 60, E-Mail thomas.reitmaier@adg.gr.ch


Fotobeilagen:
TIF1
Abb. 1:
Aufnahme eines "Micro Air Vehicle" (Hexakopter). Auf dem Plateau des Siedlungshügels Crestaulta (linke Bildhälfte) sind die ausgelegten Messbänder für die geophysikalischen Prospektionen und mit Vermessungsarbeiten befasste Studierende zu erkennen.
(Bild Christian Hübner, ggh solutions in geoscience)


TIF2
Abb. 2:
Geophysikalische Prospektion mit Caesium-Magnetometer auf dem Hügelplateau von Crestaulta. Durch diese Technik können unterirdische archäologische Strukturen kartiert werden.
(Bild Ralph Rosenbauer)


TIF3
Abb. 3:
Ergänzend zur magnetischen Prospektion wurden auch geoelektrische Messungen durchgeführt, die Hinweise auf mächtige Verteidigungsmauern lieferten.
(Bild Ralph Rosenbauer)


TIF4
Abb. 4:
Der bedeutende mittelbronzezeitliche Hügel Crestaulta von Südwesten aus gesehen. Gut zu erkennen ist der originale Aufweg, der schräg auf den Hügel führte.
(Bild Henrike Backhaus)


Gremium: Archäologischer Dienst Graubünden
Quelle: dt Archäologischer Dienst Graubünden
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