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Heute informiert das Amt für Natur und Umwelt (ANU) an der Baufachtagung 2022 über notwendige Schritte in Richtung einer Kreislaufwirtschaft und die Biodiversitätsstrategie Graubünden. Das breite Publikum aus Gemeindevertretungen, institutionellen Bauverantwortlichen, Vertretungen der kantonalen Verwaltung, Planerinnen und Planern, Architektinnen und Architekten sowie weiteren Baufachleuten erhält darüber hinaus wichtige Informationen aus dem Umweltrecht, die bei Baubewilligungsverfahren beachtet werden müssen.

Am Bausektor lässt sich exemplarisch aufzeigen, dass die Linearwirtschaft weder nachhaltig noch zukunftsfähig ist. Jährlich verbaut die Schweiz rund 60 Millionen Tonnen Baumaterialien und es fallen etwa 17 Millionen Tonnen Rückbau- und rund 50 Millionen Tonnen Aushubmaterial an. Die in der Schweiz zwischengelagerte Materialmenge beträgt inzwischen mehr als 3,5 Milliarden Tonnen und zumindest in den nächsten Jahren ist kein Ende des Wachstums absehbar.

Der Abbau der benötigten Ressourcen wie Kies, Sand oder Kalk ist mit grossen Eingriffen in die Landschaft verbunden. Es wird immer schwieriger, neue Abbaugebiete zu erschliessen, weil viele der potenziellen Standorte bereits anderweitig genutzt werden oder geschützt sind und der Widerstand in der Bevölkerung zunimmt. Auch das Bereitstellen von Deponieraum scheitert oftmals an denselben Hindernissen, wobei die Herausforderungen hier noch grösser sind.

Stoffkreisläufe schliessen
Ein Lösungsansatz für diese Probleme bietet die Kreislaufwirtschaft. Durch das Schliessen von Materialkreisläufen werden Primärressourcen durch Sekundärbaustoffe ersetzt und es wird gleichzeitig wertvoller Deponieraum geschont. Weniger Materialausbeutung und Abfälle schonen die Umwelt, benötigen weniger graue Energie und verringern den grauen CO2-Ausstoss. Es sind also Massnahmen, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Frage lautet somit nicht: Deponieren oder Rezyklieren? Sondern: Welche Bauabfälle können zusätzlich verwertet werden?

Der grösste Hebel zur Verbesserung der Umweltbilanz des Bausektors liegt aber nicht beim Recycling, sondern bei der Abfallvermeidung. Bei den Prozessen Wiederaufbereiten, Reparieren, Wiederverwenden und Teilen (siehe Abbildung 1) liegt ein enormes Umweltpotential brach. Für den Bausektor bedeutet dies, dass gut erhaltene Gebäudestrukturen möglichst lange genutzt werden sollten. Oftmals werden Gebäude heute aus Renditegründen lange vor dem Ablauf ihrer Lebensdauer abgerissen und durch neue ersetzt, anstatt dass sie saniert und erweitert würden. Weiter können auch Bauteile wie Stahlträger, Fassadenelemente, Türen und Fenster oder Teile des Innenausbaus zerstörungsfrei rückgebaut und wiederverwendet werden.

Schadstoffe müssen raus!
Eine Grundvoraussetzung für die nachhaltige Produktion von Recyclingbaustoffen ist das Ausschleusen von Schadstoffen. Dazu müssen bereits vor Beginn der Bauarbeiten Bauschadstoffe erkannt werden. Basierend auf den gesetzlichen Anforderungen hat das ANU bereits im Juni 2021 mit der Einführung der elektronischen Entsorgungserklärung für Bauabfälle (eEBA) hierzu einen wichtigen Schritt in Richtung der flächendeckenden Erstellung eines Entsorgungskonzepts unternommen. Dieses schliesst die Ermittlung und Ausschleusung von Schadstoffen mit ein. Die eEBA informiert die Bauleute über alle notwendigen Schritte und entlastet die Bewilligungsbehörde bei ihrer Kontrolltätigkeit wesentlich.

Recycling geht nicht, gibt’s nicht!
Zur Förderung von Recyclingbaustoffen haben das ANU mit der Ressourcenbewirtschaftung, das kantonale Hochbauamt (HBA) und das kantonale Tiefbauamt (TBA) mittels Bauvergaben sowie der Fachverband der Beton- und Kiesindustrie (VBBK) als Baustoffproduzent ihre Anforderungen und Erfahrungen gebündelt. Aus dieser Zusammenarbeit entstand die Broschüre «Mineralische Recycling-Baustoffe». Die Broschüre kann unter technik@vbbk.ch bestellt oder direkt als Download unter www.vbbk.ch bezogen werden.

Biodiversität fördern und das Artensterben stoppen
Ein weiteres zentrales Thema der Baufachtagung 2022 ist die Biodiversität. Sie umfasst alle Arten von Lebewesen, deren genetische Vielfalt, die Vielfalt an Lebensräumen sowie die in und zwischen diesen Ebenen wirkenden Prozesse. In den letzten zwanzig Jahren konnte der Verlust von Biodiversität zwar gebremst, aber nicht gestoppt werden. Der Verlust an Naturkapital geht mit erheblichen Kosten und wirtschaftlichen Nachteilen einher. Stabile Ökosysteme bilden eine zentrale Voraussetzung für die landwirtschaftliche Produktion sowie für forstliche und fischereiliche Nutzungen. Eine intakte Natur bildet das «Stammkapital» für den Sommertourismus. Vielfalt erhöht zudem die Widerstandskraft der Ökosysteme gegen äussere Einflüsse wie den Klimawandel, invasive Arten und vieles mehr.

Biodiversitätsstrategie Graubünden
Auch in Graubünden ist die Biodiversität unter Druck, am stärksten bei den wassergebundenen Lebensräumen (siehe Abbildung 2) und den davon abhängigen Arten. Zudem besteht ein starkes Biodiversitätsgefälle entlang der Höhenzonen (siehe Abbildung 3). Das Naturkapital soll in Graubünden mit 20 bis 30 regional abgestimmten, konkreten und wirkungsorientierten Massnahmen erhalten werden, welche die relevanten Akteurinnen und Akteure mittragen. Für Zielkonflikte zwischen Nutzungs- und Schutzbedarf sollen sinnvolle Lösungen gefunden werden. Das Potenzial in der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Wald, Jagd und Fischerei sowie Landwirtschaft und Tourismus soll besser ausgeschöpft werden. Es ist ein erklärtes Ziel des Strategieprozesses, ein gemeinsames und gesamtheitliches Verständnis über die Biodiversität in Graubünden zu schaffen, Synergien durch engere Zusammenarbeit besser zu nutzen und möglicherweise auch neue Akteurinnen und Akteure «ins Boot zu holen».

Beilagen:

Auskunftspersonen:

Remo Fehr, Amtsleiter Amt für Natur und Umwelt, Tel. +41 81 257 29 41, E-Mail Remo.Fehr@anu.gr.ch


zuständig: Amt für Natur und Umwelt

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