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Aus Anlass des Erscheinens des Buches

Zwischen den konfessionellen Fronten. Schriften des Buchhändlers
und Schwenckfelders Jörg Frell (um 1530 – um 1596) von Chur


bearb. von Christian Scheidegger, hg. vom Staatsarchiv Graubünden, freuen sich Staatsarchiv und Kantonsbibliothek Graubünden, Sie zur begleitenden Veranstaltungsreihe einzuladen.

Mittwoch, 6. Februar 2013, 17.30 Uhr,

Kantonsbibliothek Graubünden, 1. Stock

Buchvernissage

Christian Scheidegger, lic. phil., Zürich
Der Churer Buchhändler Jörg Frell (ca. 1530-ca. 1597) – ein Ketzer und Rebell?

Ute Evers, Dr. phil., München
Jörg Frell und die geistlichen Lieder der Schwenckfelder
mit Gesangseinlagen

Anschliessend Apéro

Mittwoch, 27. Februar 2013, 17.30 Uhr,

Staatsarchiv/Kantonsbibliothek 3. Stock

Urs Leu, Dr. phil., Zürich
Verfolgt, vertrieben und ausgewandert.
Die Schweizer Täufer 1525 bis 1800

Anschliessend Apéro

Donnerstag, 14. März 2013, 17.30 Uhr,

Staatsarchiv/Kantonsbibliothek 3. Stock

Finissage

Jan-Andrea Bernhard, PD Dr. theol., Castrisch
Italienische Nonkonformisten auf dem Weg durch Graubünden nach Zentraleuropa
 
Anschliessend Apéro

Ausstellung

Kantonsbibliothek Graubünden, 6. Februar bis 16. März 2013
 
Manuskripte und Drucke, insbesondere nonkonformistische Schriften von Jörg Frell und italienischen Humanisten

Wer war Jörg Frell?

Frell lebte als Buchbinder und Buchhändler mit seiner Familie in bescheidenen Verhältnissen in Chur, bis er sich 1570 mit dem Stadtpfarrer Tobias Egli (1534–1574) überwarf und vom Churer Stadtrat ausgewiesen wurde. Egli wollte dem Buchhändler unter anderem vorschreiben, was er glauben solle und welche Bücher er verkaufen dürfe. Dagegen wehrte sich Frell und bestand darauf, dass er in Glaubensfragen nicht Menschen, sondern allein dem dreieinigen Gott verpflichtet sei. Weder geschäftliche Einbussen noch seine definitive Verbannung aus Chur brachten ihn dazu, seinem Glauben abzuschwören und die Lehrmeinung der evangelischen Kirche anzuerkennen. Am Ende zahlte er einen hohen Preis für seine bewusst gewählte Christusnachfolge. Theologisch stand er unter dem Einfluss des Reformators Caspar Schwenckfeld (1489–1561), der sich für einen eigenständigen Mittelweg zwischen den sich bildenden konfessionellen Fronten eingesetzt und in Süddeutschland ein entsprechendes Netzwerk aufgebaut hatte.
Frell schrieb die Ereignisse rund um den Prozess gegen ihn und sein Bekenntnis im "Verfolgungsbericht" nieder. Dieser und seine anderen überlieferten Prosatexte sowie seine Reimpaargedichte werden im erschienenen Band erstmals ediert. Sie gewähren Einblick in die konfessionelle Situation Churs nach der Reformation, vor allem aber in die Frömmigkeit eines belesenen Handwerkers und Nonkonformisten des 16. Jahrhunderts. Frells Schriften wurden vorwiegend in schwenckfeldischen Kreisen gelesen. So fanden im 18. Jahrhundert einige Gedichte Eingang in die Gesangbücher der nach Pennsylvania ausgewanderten schlesischen Schwenckfelder.