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Am heutigen Gedenkanlass beim Fürstenwald in Chur, entschuldigte sich Regierungsrat Jon Domenic Parolini im Namen der Regierung des Kantons Graubünden für das grosse Leid, das den Opfern von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen angetan wurde. Im Beisein zahlreicher Betroffener wurde ein Baum gepflanzt, der symbolisch an das geschehene Unrecht erinnern soll.

Die Regierung anerkennt, dass die zuständigen Behörden in Graubünden bis 1981 systematisch fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen verfügten oder duldeten und damit mehreren Tausend Personen in Graubünden Unrecht angetan haben. Die Regierung bittet die Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen um Entschuldigung für das Leid, das ihnen angetan wurde.

In der Schweiz und auch in Graubünden wurden bis in die 1980er Jahre im Rahmen der damaligen Gesetzeslage Zehntausende von Kindern und Jugendlichen von ihren Familien weggenommen, in Heimen fremdplatziert, auf landwirtschaftlichen Betrieben verdingt. Frauen wurden unter Druck gesetzt, einer Abtreibung oder Adoption ihres Kindes zuzustimmen. Personen, deren Verhalten nicht den damaligen gesellschaftlichen und moralischen Wertvorstellungen entsprach, wurden zum Teil ohne Gerichtsbeschluss in Strafanstalten administrativ versorgt.

Zeichen der Erinnerung
Für viele Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen, die teilweise bis heute unter den Folgen ihrer Erlebnisse leiden, ist es ein Anliegen, dass das Geschehene nicht in Vergessenheit gerät. Die Bündner Regierung hat deshalb beschlossen, dass im Kanton Graubünden ein Zeichen der Erinnerung an fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981 geschaffen werden soll. Dafür hat sie eine Betroffenen- und Fachgruppe beauftragt, Vorschläge zu erarbeiten.

Im Beisein vieler Betroffener pflanzte Regierungsrat Jon Domenic Parolini an der Gedenkveranstaltung einen Baum. Dieser soll symbolisch an das geschehene Unrecht erinnern. An der Stelle zwischen Fürstenwaldstrasse und Prasserieweg soll im kommenden Jahr ein Ort der Erinnerung mit Sitzbänken und einem Brunnen gestaltet werden.

Weiter hat die Regierung zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit beschlossen, im Rätischen Museum eine temporäre Ausstellung zu Armut und fürsorgerischen Zwangsmassnahmen zu erarbeiten. Damit das Thema mit Studierenden und Fachpersonen bearbeitet werden kann, werden im Rahmen der Ausstellung Schulungs- und Ausbildungsmaterialien erstellt.

Bisherige Schritte zur Anerkennung

Die Regierung hat die Bemühungen des Bundes und der nationalen Gremien zur Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen aufgenommen sowie die jeweiligen Empfehlungen an die Kantone vollumfänglich umgesetzt.

Sie hat mit der Beratungsstelle der Opferhilfe Graubünden die Anlaufstelle für Betroffene bezeichnet und das Staatsarchiv Graubünden mit der Aktensuche und -einsichtnahme für Betroffene beauftragt, der Schaffung des Soforthilfefonds für Betroffene zugestimmt und Mittel gesprochen, eine Forschungsarbeit zur Bündner Geschichte der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen in Auftrag gegeben und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Link: Forschungsarbeit
Link: Gedenkrede Regierungsrat Jon Domenic Parolini

Der Kanton Graubünden wird freiwillig einen Beitrag an den Solidaritätsfonds leisten. Er ist ein Zeichen der Anerkennung sowie ein Beitrag an die Wiedergutmachung für das erlittene Leid der Opfer.


Auskunftsperson:
Regierungsrat Dr. Jon Domenic Parolini, Vorsteher Departement für Volkswirtschaft und Soziales, Tel. 081 257 23 01, E-Mail Jondomenic.Parolini@dvs.gr.ch


Gremium: Regierung
Quelle: Departement für Volkswirtschaft und Soziales
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Gedenkanlass: Fürsorgerische Zwangsmassnahmen