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Wie gut die gesamte Luftqualität ist und wie sie sich verändert hat, lässt sich anhand von Flechten an freistehenden Bäumen beurteilen. Im Bündner Rheintal wurden seit 1986 drei flächendeckende Kategorisierungen der Luftgüte mittels Flechten vorgenommen. Die Erhebungen zeigen: Wo früher schlechte oder sehr schlechte Luftqualität herrschte, ist eine markante Verbesserung eingetreten. Aber leider sind im Vergleich zu früher auch die Flächen ganz guter Luftqualität zurückgegangen. 

Flechten zeigen die Wirkungen der Luftverschmutzung auf Organismen
Schadstoffbelastete Luft beeinträchtigt die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen. Mit Hilfe von technischen Methoden können zwar einzelne Luftschadstoffe exakt gemessen werden. Da niemals alle Stoffe des Schadstoffcocktails in der Luft mit Messungen abgedeckt werden können, lassen sich mit technischen Methoden die Wirkungen auf Organismen nur indirekt beurteilen. Hier hilft die Bioindikationsmethode mit Flechten – einer Lebensgemeinschaft aus Algen und Pilzen. Diese ernähren sich ausschliesslich aus Schwebestoffen und Partikeln, die in der natürlichen Atemluft vorkommen. Sie reagieren damit sehr empfindlich auf Luftverschmutzungen.

Die Flechtenzahl und die Artenvielfalt wurden 2011 an Laubbäumen im Bündner Rheintal gezählt. Damit wird die Fläche in Belastungszonen eingeteilt, welche von "Sehr geringe Gesamtbelastung" bis zu "Sehr grosse Gesamtbelastung" reichen. Das Ergebnis ist eine Luftgütekarte. Durch den Vergleich mit Erhebungen aus den Jahren 1986 und 1996 kann man erkennen, wie sich die Luftqualität in ihrer Wirkung auf Organismen zeitlich entwickelt hat. 
 
Erfolge und Misserfolge zugleich
1986 und 1996 war die Luftqualität in den Zentren von Landquart und Chur nach der Flechtenbioindikationsmethode noch als "Sehr grosse Gesamtbelastung" eingestuft. 2011 wurden keine derartigen Gebiete mehr gefunden. Dieser Befund ist erfreulich und bestätigt die Wirkung der getroffenen Massnahmen, insbesondere der erfolgten Verringerung von Emissionen aus dem Verkehr und von Feuerungen. Aber auch die Umfahrung Landquart und die Sanierung der Ziegelei Landquart dürften zur dortigen Verbesserung der Luftqualität beigetragen haben.

Der Trend bei den Flechten zeigt leider auch eine tendenzielle Verschlechterung überall dort, wo früher die beste Luftgütekategorie verzeichnet wurde. Gebiete mit "Sehr geringe Gesamtbelastung" entlang der Verkehrswege und in den bewohnten Regionen des Rheintals sind in den letzten Jahren weniger geworden. Am augenfälligsten ist diese Entwicklung entlang der Kantonsstrassen, zwischen den Dörfern und in den Rebbergen der Herrschaft. Sehr geringe Luftbelastungen zeigen die Flechten heute noch im Bündner Rheintal in höheren Lagen bei Says und Zizers.
 
Die durch Flechten angezeigte Verschlechterung der Luftqualität lässt sich nicht restlos erklären. Aber ein gesteigertes Raumbedürfnis hat zur Folge, dass sich Siedlungen und Erschliessungsstrassen immer mehr ausdehnen. Dieser Siedlungsdruck lässt die mit technischen Massnahmen erreichten lufthygienischen Gewinne teilweise zusammenschmelzen, in gewissen Gebieten sogar ins Gegenteil kehren. Der Grund für die Verschlechterung der Luftqualität in den Rebbergen der Bündner Herrschaft ist noch nicht abschliessend geklärt. Möglich ist, dass bei Reben gegen die Pilzerkrankung Mehltau gespritzte Fungizide eine Rolle spielen. Da in den Flechten Pilze leben, werden diese ebenfalls angegriffen und sterben teilweise ab und zeigen dann (in der Flechtenbioindikationsmethode) eine Verschlechterung der Luftqualität an, die in Wirklichkeit gar nicht eingetreten ist. 

Die Gesamtbilanz zeigt ein Trend zu mittleren Belastungskategorien
Im Bündner Rheintal verbesserte sich seit 1986 die Luftqualität in 18 Prozent der untersuchten Flächen mit meist hoher Belastung. 46 Prozent des Gebietes, meist Flächen mit geringerer Belastung, haben heute eine schlechtere Luftqualität als noch 1986. Keine Veränderung weisen 36 Prozent der Flächen auf. Die Untersuchungen bestätigen, dass weitere Massnahmen nötig sind, um die Luftbelastung weiter zu senken. Damit wird die Gesamtbelastung abnehmen und die Flechtenvielfalt wieder steigen, zugunsten des Menschen und seiner natürlichen Umwelt. 


Hinweis:
Die Flechtenkarten können auf der Internetseite des Amtes für Natur und Umwelt (www.anu.gr.ch) heruntergeladen oder direkt beim Amt bezogen werden (info@anu.gr.ch). Der Schlussbericht zu den Flechtenuntersuchungen wird voraussichtlich Ende 2013 veröffentlicht.

Zu diesem Thema ist unter www.gr.ch ein Video aufgeschaltet. 


Auskunftspersonen:
- Georg Thomann, Amt für Natur und Umwelt, Tel. 081 257 29 52
- Hanspeter Lötscher, Amt für Natur und Umwelt, Tel. 081 257 29 96 


Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement
Quelle: dt Amt für Natur und Umwelt
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