Dendrochronologie
Methode
Die Methode der Dendrochronologie beruht auf folgenden Erkenntnissen: Die Abfolge von schmalen und breiten Jahrringen eines Baumes ist Ausdruck der von Jahr zu Jahr wechselnden klimatischen Einflüsse während dessen Wuchszeit. Innerhalb der gleichen geographischen Zone weisen gleichzeitig gewachsene Bäume der gleichen Art übereinstimmende Jahrringmuster auf. Anhand einer Vielzahl rezenter, historischer und prähistorischer Hölzer sind in Deutschland und der Schweiz in den letzten über fünfzig Jahren lückenlose Jahrringkalender aufgebaut worden.
Zur Altersbestimmung werden an den zu untersuchenden Hölzern Scheiben abgeschnitten oder Bohrkerne entnommen. Im Labor werden an den Querschnitten die Jahrringbreiten der Proben auf 1/100 mm genau ausgemessen. Die in eine Kurve umgesetzten Werte bilden die Grundlage für die jahrgenaue Bestimmung der beprobten Hölzer. Mittels statistischer Rechnungen und der optischen Synchronisation wird der auf dem Jahrringkalender deckungsgleiche Abschnitt gesucht. Lässt sich dieser einwandfrei feststellen, kann – unter der Voraussetzung, dass am Balken der jüngste gebildete Ring unter der Rinde vorhanden ist – das exakte Fälljahr und sogar die Jahreszeit ermittelt werden.
Untersuchungsmaterial
Neben verkohlten und unverkohlten Holzproben aus Grabungen werden hauptsächlich in Gebäuden verbaute Balken und Bretter datiert. Das Spektrum der dendrochronologisch untersuchten Bauwerke umfasst Kirchen, Wohnbauten, Burgen, Schlösser sowie Gewerbebauten und Bergwerke. Datiert werden können aber auch Möbel, Altäre, Skulpturen, Gemälde und Musikinstrumente. In Flüssen, Seen, Mooren, Murgängen und Gletschern werden Baumstämme gefunden und untersucht, die vor Jahrhunderten und Jahrtausenden eingelagert und konserviert worden sind.
Das Dendrolabor des Archäologischen Dienstes
Der Archäologische Dienst Graubünden verfügt seit 1997 über ein eigenes Dendrolabor, in dem Hölzer jahrgenau datiert werden können. Als Grundlagen für die Altersbestimmung dienen Jahrringkalender, die in den letzten Jahrzehnten für die verschiedenen Talschaften Graubündens erstellt worden sind sowie Chronologien aus den benachbarten Kantonen und Ländern. Für die Eiche liegt heute ein Jahrringkalender vor, der lückenlos bis ins 9. Jahrtausend v. Chr. zurückreicht. Für die in Graubünden am häufigsten als Bauholz benutzten Nadelhölzer Fichte, Lärche, Arve und Föhre sind absolute Datierungen bis im 5. vorchristlichen Jahrtausend möglich.
Auftraggeber
Das Dendrolabor ist in erster Linie für den Archäologischen Dienst Graubünden tätig. Im Rahmen von Gebäuderestaurierungen und Abklärungen zur Unterschutzstellung von Bauten nimmt das Labor auch Aufträge zur Altersbestimmung von der Denkmalpflege Graubünden entgegen. Die Dienstleistung kann auch von Privaten genutzt werden, die das Alter ihres Wohnhauses oder eines Holzobjektes gegen Übernahme der Kosten feststellen lassen wollen.
Zusammenarbeit
Das Dendrolabor des Archäologischen Dienstes Graubünden pflegt den Kontakt und Datenaustausch mit verschiedenen Labors in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich.
Kontakt: Mathias Seifert