Publikation «MIX Magazin für Vielfalt Graubünden» 2025
Integration ist ein vielschichtiges Thema, das nicht nur Migrantinnen und Migranten betrifft, sondern uns alle. Es geht darum, eine Balance zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Teilhabe zu finden. Auf der einen Seite besteht die Gefahr der sozialen Isolation, auf der anderen Seite droht eine «Überintegration», die wenig Raum für Individualität lässt.
Integration lässt sich nicht allein an Sprachkenntnissen oder beruflichem Erfolg messen. Sie ist vielmehr ein fortlaufender Prozess, der auf den Aufbau von sozialen Netzwerken und zwischenmenschlichen Kontakten abzielt – sowohl für Zugewanderte als auch für Einheimische. Dabei geht es auch darum, unsere sozialen Normen kritisch zu hinterfragen und neue Formen des Zusammenlebens zu entwickeln. Integration fordert Offenheit und Respekt auf beiden Seiten und ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgaben.
Die Publikation kann hier online gelesen oder als PDF heruntergeladen werden
Mix Magazin für Vielfalt 2025
Druckexemplare können bestellt werden unter Telefon 081 257 26 38 oder E-Mail info@integration.gr.ch.
Als thematische Ergänzung mit weiterführenden Aspekten erscheint jeweils im Frühling die Publikation Integration im Fokus.
Integration im Fokus 2025
Editorial Felix Birchler, Leiter Fachstelle Integration
Liebe Leserin, lieber Leser
Wohnen ist etwas höchst Privates. Vielleicht sogar die Definition von Privatsphäre: Ich entscheide selbst, wen ich in meine Wohnung lasse – und wen nicht. In der liberalen Schweiz gilt seit jeher der Grundsatz, dass das, was in den eigenen vier Wänden geschieht, niemanden etwas angeht. Natürlich hat dieses Prinzip Grenzen – doch das Bedürfnis nach einem geschützten, selbstbestimmten Lebensraum ist tief verankert.
Gleichzeitig ist Wohnen weit mehr als eine individuelle, private Angelegenheit. Es ist eine zutiefst politische Frage, die nicht nur Immobilienmärkte, sondern beispielsweise auch Gesetze oder planerische Entscheide berührt. Die aktuelle Diskussion um die Wohnungsnot – in Graubünden wie im ganzen Land – zeigt, wie schnell daraus ein Schwarzpeterspiel wird, bei dem jede Seite der anderen die Verantwortung zuzuschieben versucht. Besonders im Migrationsbereich treten heikle Fragestellungen auf: Sollen Geflüchtete ihren Wohnort frei wählen dürfen? Nach welchen Kriterien sollen sie über den Kanton verteilt werden? Sind abgelegene Täler als Wohnsitz für die Integration zumutbar? Und in welchem Zustand muss der Wohnraum mindestens sein, wenn Sozialhilfebeziehende darin leben müssen?
In dieser Ausgabe der MIX öffnen wir einen Türspalt in die private Wohnwelt von Menschen mit Migrationsgeschichte. Wir beleuchten, wie entscheidend Lage, Zustand und Umfeld einer Wohnung für Integration, Teilhabe und langfristiges Bleiben sind – und wie sehr diese Faktoren von politischen Weichenstellungen abhängen. Eine Wohnung ist eben nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern ein Ort der Sicherheit, der Begegnung und der Vertrautheit. Wer hier heimisch werden soll, braucht mehr als einen Schlüssel: Er oder sie braucht ein Umfeld, das Perspektiven eröffnet und Brücken baut.
Eine bereichernde Lektüre!
Felix Birchler
Leiter Fachstelle Integration