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Im Staatsarchiv Graubünden befindet sich unter der Signatur StAGR XV "ältere Drucksachen" eine Sammlung von rund 2500 Druckschriften, die einen Zeitraum vom 16. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts abdeckt. Die Druckschriften sind bisher nur grob nach Themen erschlossen worden (s. dazu die bisherige Verzeichnung der Druckschriften in der Abteilung Kantonales Archiv). Die Kantonsbibliothek verfügt über eine ähnliche Sammlung von rund 1500 "Landesschriften"; etwa 700 davon sind auch im Staatsarchiv vorhanden.

 

Der Wert der Druckschriftensammlung ist hoch. Bei einem grossen Teil der Schriften handelt es sich um amtliche Verlautbarungen, Bekanntmachungen, Mandate oder Ausschreiben und Abschiede des Bundstags an die Gemeinden. Es sind aber auch zahlreiche private Eingaben, Aufrufe, Pamphlete, Schmäh- und Streitschriften in der Sammlung enthalten. Viele Druckschriften gehören in den Zusammenhang der Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen, betreffen das Verhältnis zu anderen Mächten oder die Verwaltung der Untertanenlande. Im alten Freistaat der Drei Bünde war die Staatlichkeit nur schwach ausgebildet. Dementsprechend wirkte auch die Zensur von Büchern und Druckschriften nur wenig, auch wenn immer wieder Erlasse ergingen, dass keine Schriften, die Uneinigkeit oder Unwillen erregen könnten, gedruckt werden sollten. Den Angehörigen der führenden Schichten war es mehr als anderswo möglich, ihre Anliegen und Interessen auch im Druck zu vertreten und die Volksmeinung auf diese Weise zu beeinflussen. Ausserhalb Churs, so resümiert Friedrich Pieth in seiner Bündnergeschichte, "bestand mangels einer Exekutive praktisch sozusagen unbeschränkte Pressfreiheit".

 

Das Sammlungsprofil der Druckschriften ist leider nie präzise definiert worden. Umso wichtiger für die Nutzung erscheint eine detaillierte Erschliessung auf der Ebene der einzelnen Druckschrift. Einen ersten Versuch hat Wilhelm Möller mit seinem monumentalen Werk Graubünden: Drucke zur Geschichte und Landeskunde der Drei Bünde bis 1803 (Peine 1993) unternommen. Eine Erschliessung nach den behandelten Themen fehlt darin aber, so dass es schwer fällt, beispielsweise alle Drucke zum Thema "Flösserei" zu finden.

 

In dieser Situation haben sich Kantonsbibliothek und Staatsarchiv entschlossen, die Druckschriften beider Institutionen zu digitalisieren und im Bibliothekssystem einzeln mit angehängtem Digitalisat zu katalogisieren. Das Staatsarchiv wird aus den Erschliessungsdaten zusätzlich ein Verzeichnis nach archivischen Kriterien – ein "Findbuch" also – erstellen. Damit ist eine maximale Zugänglichkeit gegeben. Es darf vorausgesetzt werden, dass der grösste Anteil der interessierten Benutzer-/innen ohne weiteres in der Lage ist, die meist in Frakturschrift gehaltenen Drucke zu lesen.

 

Das Projekt konnte 2018 abgeschlossen werden. Das Gesamtverzeichnis findet sich hier:

 

Abbildung einer Druckschrift:

"Kurzer aber Standhafter Entwurf, wormit klar gezeigt wird, wie vil Schaden dem Publico als auch meisten Particularen [den Säumern nämlich] durch das Reis und Weinflözen [Flössen] zugefüget wird", 1765.

 

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