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Nachfolgend finden Sie mögliche Schutzfaktoren in den Bereichen familiäres Umfeld, erweitertes Umfeld, Eltern, Eltern-Kind-Interaktion und Kind.

Familiäres Umfeld

Ausgeprägte soziale Unterstützung

Dieser Schutzfaktor ist in jedem Alter bedeutsam. Für Kinder im Alter von 0-4 Jahren umfasst dies materielle und praktische Unterstützung, gemeinsame Aktivitäten sowie emotionalen Beistand. Ab dem Alter von 5 Jahren schliesst dies zusätzlich das soziale Netz der Familie, enge Freundschaften der Kinder und erwachsene Vertrauenspersonen ausserhalb der Familie ein.

Soziale/kulturelle Eingebundenheit

Die Familie und ihre Mitglieder sind in ein System von geteilten Werten und Normen eingebunden, wodurch sie Zugehörigkeit, Orientierung und Stabilität erleben. Die Eingebundenheit kann sich auf eine ethnische Gruppe, eine religiöse Orientierung oder andere Wertesysteme wie Jugendkulturen beziehen.

Erweitertes Umfeld

Kinderfreundliche Familienpolitik

Eine gut ausgebaute, günstige familienergänzende Betreuung, niederschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie Angebote der Kinder- und Jugendförderung sind für alle Altersstufen wichtig. Eine solche Politik strebt Chancengleichheit an und ermöglicht armutsbetroffenen Familien den Zugang zu sozialer Sicherung.

Gesellschaftliche Normalisierung von herausfordernden Situationen, Erkrankungen und Krisen

Die Entstigmatisierung von Situationen wie dem Aufziehen eines Kindes durch einen alleinerziehenden Elternteil, kann die Belastung für Betroffene verringern. Studien belegen darüber hinaus, dass ein gesetzliches Gewaltverbot in der Erziehung zur Verringerung von Körperstrafen beitragen kann.

Eltern

Hinweise auf einen guten Allgemeinzustand

Über alle Altersstufen hinweg ist ein gutes Befinden der Eltern ein Schutzfaktor, das sich in ausgeglichenen Emotionen, einem guten körperlichen Gesundheitszustand und einem aktiven sozialen Austausch zeigt.

Hohe Problemlösefertigkeiten und ein konstruktiver Umgang mit Stress

Unter diesen Voraussetzungen schaffen es Eltern, praktische und angemessene Lösungen bei Problemen zu finden, ohne emotional zu überborden (z.B. heftiges Weinen, starke Aggressivität). Bei konstruktivem Umgang mit Stress erkennen die Personen auch selbst, wann fachliche Unterstützung angebracht ist, und holen sich diese.

Elterliche Feinfühligkeit und sichere Bindung

Bei Kindern von 0-4 Jahren ist Feinfühligkeit der Eltern ein entscheidender Pfeiler für die Entwicklung einer sicheren Bindung. Sie zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, die Signale und Bedürfnisse des Kindes rechtzeitig und angemessen wahrzunehmen. Verärgertes, feindesliges oder emotional flaches Verhalten wird vermieden. Feinfühligkeit kann durch Trainings gefördert werden.

Stabile und enge Paarbeziehung

Für alle Kinder ist eine stabile, harmonische und vertrauensvolle Paarbeziehung der Eltern ein Halt gebender Schutzfaktor. Sie kann sich in gegenseitiger, herzlicher Zuneigung und konstruktiver Konfliktbewältigung ausdrücken.

Eltern-Kind-Interaktion

Autoritatives Erziehungsklima

Dieser Erziehungsstil ist bei Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 18 Jahren ein Schutzfaktor. Er zeichnet sich durch Wärme, Wertschätzung und Akzeptanz bei gleichzeitig hoher Führung und Aufsicht aus. Es werden sowohl Grenzen vermittelt als auch die Eigenständigkeit unterstützt.

Konstanz in der Betreuung

Für Säuglinge und Kleinkinder (0-4 Jahre) ist eine hohe Konstanz in der Betreuung ein wichtiger Schutzfaktor, da sie noch nicht so offen für neue Eindrücke sind. Mit zunehmendem Alter, im Schulalter (5-12 Jahre), werden Kinder toleranter gegenüber Wechseln in der Betreuung. Dennoch bleibt Konstanz ein wichtiger Schutzfaktor, der sich durch eingeschränkte Wechsel zwischen Betreuungspersonen, Orten und Räumlichkeiten sowie wenige ungeplante, plötzliche Änderungen auszeichnet. Auch bei Jugendlichen (13-18 Jahre) bleibt eine gewisse Konstanz in der Betreuung ein Schutzfaktor, wenn elterliche Bezugspersonen bei Schwierigkeiten verlässlich und zeitnah zur Verfügung stehen.

Ermöglichen individueller und entwicklungsgerechter Erfahrungen

  • 0-4 Jahre: Eltern geben Säuglingen ausführlich Zuwendung und körperliche Nähe, während sie ihnen gleichzeitig das Erkunden der Umgebung ermöglichen. Bei Kleinkindern gewinnen wertschätzende Rückmeldungen, das Fördern der Persönlichkeit und soziale Kontakte an Bedeutung. Klare Regeln geben einen verlässlichen Rahmen.
  • 5-12 Jahre: In der Schulzeit bestärken Eltern die Selbstwirksamkeit der Kinder durch ermunterndes und lobendes Verhalten. Misserfolge werden als Lernmöglichkeiten eingeordnet. Das Fördern von Hobbys trägt zur Stärkung sozialer Kontakte, Selbstwirksamkeit und Kreativität bei. Klare Regeln und die Übertragung von Aufgaben fördern zudem das soziale Verantwortungsbewusstsein.
  • 13-18 Jahre: Eltern fördern die Persönlichkeit der Jugendlichen, indem sie ihre Talente, Interessen und ihre Berufswahl unterstützen. Wichtig ist es, eigenständige Erfahrungen und soziale Kontakte ausserhalb der Kernfamilie zu ermöglichen. Hobbys können ebenfalls zur Selbstwirksamkeit und Selbstorganisation beitragen. Klare Regeln und die Mitbestimmung bei Aufgaben vermitteln soziales Verantwortungsbewusstsein.

Gesundheitsfürsorge

Die Eltern ermöglichen eine gesunde Entwicklung durch ausreichend Schlaf, Bewegung und eine gesunde Ernährung. Hinweise auf eine gute Gesundheitsfürsorge sind oft lebendige und aufgeweckte Kinder. Ab 5 Jahren bietet sich zur Bewegungsförderung die Unterstützung sportlicher Hobbys oder Hobbys mit regelmässiger Tätigkeit im Freien an, die zusätzlich soziale Kontakte und Selbstwirksamkeitserfahrungen fördern können.

Kind

Hinweise auf einen guten Allgemeinzustand

In allen Altersstufen sind ein guter Allgemeinzustand, Aufgewecktheit und Interesse an Spiel und sozialem Austausch Schutzfaktoren. Ein Gedeihen innerhalb der Wachstumsnormen für Grösse und Gewicht ist ebenfalls ein wichtiger Hinweis. Bei Säuglingen sind regelmässiges Trinkverhalten und eine gesunde Gewichtszunahme zusätzliche Anhaltspunkte.

Robuste körperliche Gesundheit

Kinder und Jugendliche, die selten krank werden, bei Krankheit nur geringe Symptome zeigen und rasch wieder gesund sind, verfügen über einen wichtigen Schutzfaktor.

Sichere Bindung

Das Vertrauen auf das Vorhandensein mindestens einer verlässlichen Bezugsperson ist für Kinder und Jugendliche von 5-18 Jahren ein entscheidender Schutzfaktor, der primär in der frühen Kindheit durch feinfühliges elterliches Verhalten aufgebaut wird.

Intellektuelle Fähigkeiten

Studien belegen für Kinder und Jugendliche einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und verringerter Gefährdung, da sie besser positive Bewältigungsstrategien finden. Bei Kleinkindern (0-4 Jahre) kann sich dies in der Fähigkeit zeigen, sich selbst zu trösten. Bei Kindern und Jugendlichen ab 5 Jahren sind auch kognitiv-intellektuelle Fähigkeiten ein Schutzfaktor.

Positives Temperament

Einige Kinder zeigen bereits als Säuglinge ein ausgeglicheneres, anpassungsfähigeres Temperament. Sie lächeln häufiger, reagieren mit Interesse auf Neues und können rasch beruhigt werden. Dies löst bei ihren Bezugspersonen positive Gefühle aus. Im Schulalter (5-12 Jahre) gelingt es ihnen besser, Impulse und Gefühle anzupassen. Im Jugendalter (13-18 Jahre) tragen eine positive Selbstwahrnehmung und ausgeprägte Emotionskontrolle dazu bei, resilient zu bleiben. Diese Persönlichkeitseigenschaften sind mit dem positiven Temperament verknüpft und bleiben daher relevant.

Positive Erfahrungen in der Schule

Durch die Vermittlung positiver Erfahrungen kann die Schule für Kinder und Jugendliche (5-18 Jahre) zur Resilienz beitragen und manchmal als Zufluchtsort vor einer schwierigen Familiensituation dienen.