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Bildung ist ein entscheidender Faktor auf dem Weg zu ökonomischer Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Frauen und Männern stehen heute grundsätzliche die selben Bildungswege offen, es bestehen jedoch weiterhin grosse Unterschiede bei der Berufs- und Studienwahl. So wählen junge Frauen und Männer mehrheitlich geschlechtstypische Lehrberufe, Berufsfelder also, in denen eines der beiden Geschlechter mit mehr als 70 Prozent vertreten ist. Ähnlich sieht es bei der Studienwahl aus. Im Unterschied zu sogenannten typischen Frauenberufen und -studiengänge sind männlich konnotierte Tätigkeitsfelder und Karrierewege in der Regel jedoch besser bezahlt und geniessen höheres gesellschaftliches Ansehen.

Die Entwicklung von Gleichstellungskompetenzen ist unter der Leitidee Nachhaltige Entwicklung (BNE) im Lehrplan 21 verankert.

Zahlen und Fakten

  •  Im Jahr 2022 haben 104 junge Frauen die Lehre zur Fachfrau Gesundheit EFZ gewählt. Hingegen schaffte es diese Lehre nicht unter die Top 20 der meistgewählten Berufe der jungen Männer.
  •  In Bündner Gymnasien liegt der Frauenanteil in den Schwerpunktfächern «Psychologie/Pädagogik/Philosophie» sowie «alte und neue Sprachen» bei gegen 80 Prozent, bei den Fächern «Wirtschaft und Recht» sowie «Mathematik und Naturwissenschaften» dominieren die jungen Männer mit einem Anteil von 60 bis 70 Prozent.
  •  Auf Tertiärstufe unterrichten zu circa 75% männliche Lehrpersonen, während auf Kindergartenstufe nahezu 100% der Lehrpersonen Frauen sind.

Ziel

Kinder und Jugendliche sollen möglichst frei von gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbildern ihre Persönlichkeit entfalten und ihren Bildungsweg gestalten können. Dabei werden sie von Betreuungs- und Lehrpersonen mit einem reflektierten Umgang mit Geschlechtsstereotypen unterstützt.

Wege zum Ziel

Die Stabsstelle für Chancengleichheit von Frau und Mann sensibilisiert und unterstützt Personen in Schlüsselpositionen in Fragen zu Schule, Bildung, Berufswahl und Geschlecht, beteiligt sich an Bildungsprojekten und organisiert Veranstaltungen zum Thema. Sie sammelt Daten zu Berufs- und Studienwahl im Kanton Graubünden und bereitet diese für Fachpersonen und die Öffentlichkeit auf.

Berufswahl in Graubünden

Bildungsentscheide werden durch Rollenprägungen mitbestimmt. Eine offenere Berufswahl, die nicht den Geschlechterstereotypen, sondern den eigenen Talenten und Neigungen entspricht, verbessert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, trägt zur Kompetenzentwicklung der zukünftigen Arbeitnehmenden bei und verschafft den jungen Erwachsenen dadurch mehr Erfolgserlebnisse.

Top 20 der Frauen 2022 (GR): KV, Gesundheit, Detailhandel

Der meistgewählte Lehrberuf für junge Frauen im Kanton Graubünden bleibt weiterhin eine KV-Lehre. Doch es zeichnet sich im Vergleich zu 2015 eine breitere Verteilung der Berufsfelder ab. Stark zugenommen hat der Anteil an Hotel-Kommunikationsfachfrauen und es kommt zu einer grösseren Vielfalt in Handwerksberufen. Im Vergleich zu 2015 wählten 2022 mehr Mädchen Berufe wie Schreinerin oder Landwirtin. Junge Frauen wagen sich grundsätzlich mehr in «untypische» Berufe vor als junge Männer, wählen aber weiterhin mit grosser Mehrheit geschlechtstypische Berufe.

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Quelle: Amt für Berufsbildung Graubünden

 

Top 20 der Männer 2022 (GR): KV, Technik, Handwerk

 Die meisten jungen Männer in Graubünden bilden sich zum Kaufmann aus. Der Vorsprung gegenüber anderen Berufen nahm im Vergleich zu 2015 zu. Generell bleiben die Top 20 der Berufswahl von jungen Männern im Zeitverlauf stabil. Es werden hauptsächlich technische Lehrstellen sowie Lehrstellen im Bauwesen gewählt – Berufe, die als «typisch» männlich gelten.

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Quelle: Amt für Berufsbildung Graubünden

 

Weitere Informationen und Angebote

  • Auf dem Facts! Flyer finden Sie weitere Informationen und Zahlen zur Berufswahl im Kanton Graubünden.
  • Am Zukunftstag wechseln Mädchen und Jungen die Seiten und erhalten praxisnah Einblicke in Berufe und Arbeitsbereiche, in denen ihr Geschlecht bisher untervertreten ist. Weitere Informationen gibt es hier.
  •  Das «IdeenSet Berufswahl» der PH Bern bietet viele Anregungen und Materialhinweise für die Gestaltung eines offenen Berufswahlprozesses für Mädchen und Jungen im Schulunterricht.
  •  Die kantonale Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung berät und informiert Jugendliche wie auch Erwachsene bei Fragen rund um Berufswahl, Studium und Laufbahn. Öffnungszeiten Berufsinformationszentrum (BIZ): Montag bis Freitag 8:00 bis 12:00 und 13:30 und 17:00. Weitere Informationen zum BIZ finden Sie hier.

Nachobligatorische Bildung in Graubünden

Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind auch bei der Wahl des Schwerpunktfachs an den Bündner Gymnasien zu erkennen. Der Frauenanteil beträgt bei «Psychologie/Pädagogik/Philosophie» sowie «alte und neue Sprachen» gegen 80 Prozent, bei den Fächern «Wirtschaft und Recht» sowie «Mathematik und Naturwissenschaften» dominieren die jungen Männer mit 60 bis 70 Prozent (Stand 2020). Diese Unterschiede wirken sich auf die Wahl des Studienfachs aus: In der Schweiz betrug der Männeranteil im Studienjahr 2019/20 in technischen Studiengängen 80 Prozent, im Gegensatz dazu waren 72 Prozent der Studierenden im Bereich Gesundheit und Sozialwesen Frauen.

Ein hoher Frauenanteil zeichnet sich auch in den Bündner Fachmittelschulen (FMS) ab: Im Schuljahr 2021/22 lag der Anteil junger Frauen bei 82 Prozent. Die FMS bereitet beispielsweise auf ein Fachhochschulstudium oder eine Berufsausbildung an einer Höheren Fachhochschule in den Berufsgruppen Gesundheit, Pädagogik, soziale Arbeit sowie weiteren sozialen Berufen vor.

Weitere Informationen

  •  Studierende und Abschlüsse auf Tertiärstufe in der Schweiz, BFS 2022

Geschlechterverhältnisse der Lehrpersonen

Werden Kinder während ihrer Schulkarriere nur von Lehrpersonen eines Geschlechts betreut und unterrichtet, können sie dies als «normale» Rollenzuschreibung wahrnehmen. In Kindergärten und in der Primarschule sind männliche Lehr- und Betreuungspersonen die Ausnahme. Ab der Sekundarstufe wendet sich das Blatt; auf Tertiärstufe unterrichten deutlich weniger Frauen als Männer.

Zahlen Stand 2021/2022

  • Kindergartenstufe: Fast 100% der Lehrpersonen sind Frauen.
  • Primarstufe: Nur 20% der Lehrkräfte sind Männer.
  • Sekundarstufe: Circa 50% der Lehrkräfte sind Männer, 50% Frauen.
  • Tertiärstufe: Circa 25% der Lehrpersonen sind Frauen, 75% Männer.

Weitere Informationen

Gleichstellungskompetenzen im Lehrplan 21

Unter der Leitidee Nachhaltige Entwicklung (BNE) wurde das fächerübergreifende Thema «Geschlechter und Gleichstellung» in den Lehrplan 21 aufgenommen. Schülerinnen und Schüler erlernen unter anderem die Kompetenzen, Rollenerwartungen und Geschlechterstereotypen zu erkennen und zu reflektieren und unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten sowie sexuellen Orientierungen diskriminierungsfrei zu begegnen.

Weiterführende Informationen und Angebote

  • Das Lehrmittel CHANCE enthält praxisnahe Unterrichtsideen für die Chancengleichheit in der Berufs- und Lebensplanung.
  • Bezüge zum Lehrplan 21 mit Links zu den dazugehörigen Kompetenzen sind auf éducation 21 unter dem jeweiligen Zyklus aufruf- und einsehbar.
  •  Im Themendossier Gender – Gleichstellung des nationalen Kompetenz- und Dienstleistungszentrums éducation21 finden sich zahlreiche Vorschläge für die Gestaltung von Unterrichtseinheiten (alle Zyklen).
  •  Das kantonale Netzwerk Graubünden des Schulnetz21 bietet Dienstleistungen an, um Bildung für Nachhaltige Entwicklung mit all ihren Facetten und Themenschwerpunkten in den Schulen zu stärken.

Kinder- und Jugendförderung

Die informelle Jugendarbeit leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, wenn es um die Integration und Förderung von Jugendlichen aus unterschiedlichen sozio-ökonomischen Schichten geht. Dazu zählen Vereine mit spezifischen Angeboten wie beispielsweise Sport oder Musik, insbesondere aber die Jugendarbeit: Eine genderreflektierende offene Jugendarbeit bietet Möglichkeitsräume für Jugendliche aller Geschlechter und entlastet sie von Gender-Stereotypen – unabhängig davon, wie sie sich selbst fühlen oder bezeichnen.

Der Dachverband jugend.gr bietet mit der Fachgruppe Gender ein regelmässiges, offenes Austauschformat für Fachpersonen der Jugend- und Gleichstellungsarbeit an. Drei bis vier Mal jährlich werden Fragestellungen aus der Arbeit mit Jugendlichen besprochen. Ein Fokus liegt auf der Wahrnehmung von Gleich- und Ungleichheiten bei und zwischen biologischem (Sex) und sozialem (Gender) Geschlecht. Diese Auseinandersetzung befähigt Jugendarbeitende, Jugendliche auf der persönlichen Ebene zu begleiten und ihre Reflexionskompetenzen bezogen auf Geschlechterstereotypen weiterzuentwickeln.

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