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In Schweizer Gemeindeexekutiven sind nur knapp ein Viertel der Sitze von Frauen besetzt. Diese deutliche Untervertretung der Frauen geht jedoch nicht auf eine systematische Diskriminierung, sondern auf ein zu kleines Angebot an Kandidatinnen zurück. Die Stabsstelle für Chancengleichheit von Frau und Mann ist diesem Phänomen zusammen mit dem Zentrum für Verwaltungsmanagement der Fachhochschule Graubünden (FHGR) und vier weiteren Kantonen im Rahmen des Projekts «PROMO Femina» auf den Grund gegangen.

 

Abbildung Promo Femina

Worum ging's?

Mit «PROMO Femina» wollten die Projektpartner das politische Engagement von Frauen auf Gemeindeebene steigern. Damit kann der weiblichen Untervertretung entgegengetreten und dem öffentlichen Anspruch nach Diversität und Gleichstellung vermehrt nachgekommen werden. Als weiteres Ziel sollte durch die Unterstützung die Ämterbesetzung sichergestellt werden, sodass Gemeinden langfristig funktionsfähig bleiben. Dadurch sollte das Schweizer Milizsystem gestärkt werden.

In der Schweizer Politik nehmen Gemeinden nach wie vor eine bedeutende Stellung ein. Die auf lokaler Ebene getroffenen Entscheidungen beeinflussen das tägliche Leben am stärksten. Die Besetzung von Gemeindeämtern bereitet aufgrund der tendenziell abnehmenden Bereitschaft der Bevölkerung, ein formelles und ehrenamtliches Engagement zu übernehmen, Sorge. Abhilfe kann hier ein erleichterter Einstieg von Frauen in ein politisches Amt schaffen. Potenzial hierfür ist vorhanden. Entsprechend ist das Forschungsprojekt der FH Graubünden auch auf die Stärkung des in der Schweiz verwurzelten Milizsystems ausgerichtet, wovon auch die Wirtschaft und Zivilgesellschaft profitierten.

Für das Projekt wurden auf wissenschaftlichen Untersuchungen basierende Massnahmen zur verbesserten Rekrutierung von Frauen erarbeitet. Dafür richtete es sich direkt an interessierte Frauen, die sich über das politische Engagement in Gemeindebehörden informieren und ihre Eignung sowie die nächsten Schritte abschätzen wollten.

Dauer: Dezember 2020 – März 2022

Wie lief's?

Die Studie von PROMO Femina umfasst die 482 Gemeinden der beteiligten Kantone mit ihren Gemeindeexekutiven, -legislativen, den Rechnungs- resp. Geschäftsprüfungskommissionen (RPK/GPK) sowie den Schulbehörden. Der Anteil an Frauen in den Gemeindebehörden per Ende 2021 variiert – je nach Kanton, politischem Amt und kommunalen Strukturen – sogar deutlich.

Für den Kanton Graubünden hat das Amt für Gemeinden (AFG) den Frauenanteil in den wichtigsten kommunalen Behörden erstmals systematisch per Stichtag 1. Januar 2022 erhoben. Die Erhebung berücksichtigt die Gemeindevorstände, die kommunalen Parlamente und die Geschäftsprüfungskommissionen der politischen Gemeinden. Um die Entwicklung über einen längeren Zeitraum aufzeigen zu können, wird die Erhebung fortan jährlich aktualisiert

Der durchschnittliche Frauenanteil der am Projekt beteiligten Kantone schwankt zwischen 18.7 Prozent in den RPK im Kanton Zürich und 61 Prozent in den Schulbehörden im Wallis. Insgesamt zeigt sich die weibliche Untervertretung am deutlichsten in den RPK/GPK (Anteil von 23 Prozent, Durchschnitt alle Gemeinden) sowie in den Gemeindeexekutiven (Anteil von 25 Prozent). Letztere hat sich seit 2016 kaum verändert. Die Frauen dominieren dagegen in den Schulbehörden – mit einem Anteil von 55 Prozent über alle Gemeinden betrachtet. Über alle Gemeindeämter hinweg betrachtet nehmen die Frauen in den Kantonen Wallis und Appenzell Ausserrhoden 42 Prozent resp. 40 Prozent der Sitze ein, gefolgt von den Kantonen Zürich (33 Prozent), Graubünden (32 Prozent) und St. Gallen (31 Prozent).

Kantone

Behörde

Appenzell Ausserrhoden

Graubünden

St. Gallen

Wallis

Zürich

Gemeindeexekutive

30 %

21 %

25 %

25 %

27 %

Geschäftsprüfungs-/ Rechnungsprüfungskommission

31 %

29 %

22 %

42 %

19 %

Schulrat/-kommission

54 %

57 %

44 %

61 %

57 %

Gemeindeparlament

45 %

22 %

33 %

39 %

30 %

Durchschnitt aller Gemeindebehörden

40 %

32 %

31 %

42 %

33 %


Die Kantonsvertreterinnen und die Forschenden der FHGR haben in zahlreichen Workshops mit Gemeindepolitikerinnen, politisch interessierten Frauen, Expertinnen und Experten die Gründe für die spärliche Vertretung von Frauen in den Gemeindebehörden diskutiert und mögliche Lösungsansätze entwickelt.

Mit gut 100 Teilnehmenden in Graubünden, Wallis, St. Gallen, Zürich und Appenzell Ausserhoden sind die Ergebnisse breit abgestützt. Allein in Graubünden nahmen im Herbst 2021 rund 60 Teilnehmende an drei regionale Vernetzungstreffen in Pontresina, Seewis und Ilanz teil.

Onlineplattform als Starthilfe

Entstanden ist eine Online-Plattform unter promoFemina.fhgr.ch, wo zum einen über 120 Massnahmen mit Beispielen aus der Praxis illustriert und beschrieben sind. Diese richten sich an Gemeinden, Lokalparteien und (Frauen-) Netzwerke. Die Massnahmen sollen u.a. Wissenslücken zur Gemeindepolitik schliessen, unschlüssigen Frauen die Angst vor einer Kandidatur nehmen und die zeitliche Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Gemeindeamt verbessern.

Zum anderen sind auf der Projekt-Webseite Tipps und Tricks, Informationen zur Gemeindepolitik und Videos für interessierte Frauen zu finden. Diese sollen den Eintritt in die Gemeindepolitik erleichtern und niederschwellig ermöglichen. Denn auf Gemeindeebene besteht Nachholbedarf. Dies untermauern die neuesten Zahlen der Studie für verschiedene Gemeindeämter.

Medienmitteilung, 19. Mai 2022

Medienmitteilung18. Mai 2021

 

Beteiligte

Zentrum für Verwaltungsmanagement der Fachhochschule Graubünden, Kanton Graubünden (Stabsstelle für Chancengleichheit von Frau und Mann), Kanton St.Gallen (Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung), Kanton Appenzell Ausserrhoden (Abteilung Chancengleichheit), Kanton Wallis (Amt für Gleichstellung und Familie), Kanton Zürich (Amt für Gleichstellung)

 

Medienberichte:

RSI: Pour la parité: "Je serai politicienne", une formation destinée aux femmes néophytes en politique, 21.05.2022

herisau24: Für mehr Frauen in der Gemeindepolitik: PROMO FEMINA!, 21.05.2022

Südostschweiz: Frauen und Politik, 20.05.2022

RSI: Grigioni sera, 19.05.2022

SRF: Regionaljournal Graubünden, 19.05.2022

RTR:Telesguard dals 19.05.2022

SwissInfo: GR: "PROMO Femina" promuove le donne in politica19.05.2022

Radio Südostschweiz: RSO Infomagazin, 19.05.2022

RTR: Finamira: Dapli dunnas en gremis communals. 19.05.2022

Bericht auf suedostschweiz.ch, 18. Mai 2021.

Bericht von Radio Svizzera Italiana,19. Mai 2021.

Bericht auf suedostschweiz.ch,erschienen am 19. Mai 2021

 

Weitere Informationen unter fhgr.ch/promofemina