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Blick auf Chur in Richtung Surselva
Blick auf Chur in Richtung Surselva. Bild: Patrick Cavelti

Graubünden als «Natur-Metropole» zu bezeichnen, ist – als Gesamtfazit – nach wie vor gerechtfertigt. Die ökologische Qualität variiert zwischen den verschiedenen Lebensräumen und Höhenstufen.

Die grössten Defizite bestehen bei den wassergebundenen Lebensräumen (Flüsse, Bäche, Seen, Auen, Moore, Kleingewässer). Alle davon abhängigen Arten (Fische, Gewässerinsekten, Amphibien, Libellen) sind in einer kritischen Situation mit dezimierten Beständen.

Expertinnen und Experten sind sich darin einig, dass sich die Lebensbedingungen für viele Lebensraumspezialisten unter den Tieren, Pflanzen und Pilzen generell verschlechtert haben. Gleichzeitig dehnen häufige und mittelhäufige sowie gebietsfremde Arten, die relativ anspruchslos sind, ihr Verbreitungsgebiet aus.

Um unser Naturkapital für die nächsten Generationen zu erhalten und zu fördern, bedarf es grosser Anstrengungen seitens aller Akteurinnen und Akteure in den unterschiedlichen Sektoren und in den Gemeinden.

In der Schweiz bekannte Arten – und ihr Anteil in Graubünden

Diagramm Anteil Arten in Graubünden, die in der Schweiz bekannt sind

 

Diese Grafik zeigt, wie gross der Anteil der Arten in Graubünden ist, die man in der Schweiz kennt. So kommen in unserem Kanton beispielsweise rund 45 % der in der Schweiz bekannten Pilzarten vor. Quelle: Grundlagebericht Biodiversität in Graubünden 2022, S. 501.

Arten, für die wir dringend Massnahmen ergreifen sollten

Diagramm gefährdete Arten im Verhältnis zu allen Arten

Diese Grafik zeigt die Anzahl der Arten, für die wir dringend Massnahmen ergreifen sollten, im Verhältnis zur gesamten Artenvielfalt in Graubünden. Folgende Organismengruppen, für die keine Roten Listen existieren und für die eine Abschätzung der Artenvielfalt schwierig ist, sind in dieser Grafik nicht abgebildet:

  • Grossschmetterlinge / Glasflügler (2 Arten mit Handlungspriorität);
  • Käfer (13 Arten mit Handlungspriorität);
  • Singzikaden (3 Arten mit Handlungspriorität);
  • Krebse (1 Art mit Handlungspriorität).

Quelle: Grundlagebericht Biodiversität in Graubünden 2022

Zustand der Lebensräume in Graubünden

Gemäss dem Grundlagebericht Biodiversität in Graubünden 2022 beherbergt Graubünden eine grosse Vielfalt an Lebensräumen. So kommen in unserem Kanton fast 90 % der 225 Lebensraumtypen der Schweiz vor. Für 63 % der Bündner Lebensraumtypen hat unser Kanton gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) eine hohe bis sehr hohe Verantwortung (siehe untenstehende Abbildung).

Eine besondere Verantwortung hat Graubünden für die Lebensräume der oberen Höhenstufen (z. B. Gesteinsfluren, Gebirgs-Magerrasen), in denen hochspezialisierte Arten vorkommen, aber auch für Auen, Gewässer und wärmeliebende Trockenrasen. Im Grünland ist die hohe Verantwortung für die Bergfettwiese (Goldhaferwiese) und die Bergfettweide (Milchkrautweide) hervorzuheben.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie auf der Webseite Lebensräume.

Lebensraumtypen in Graubünden

Diese Grafik zeigt den Anteil der Lebensraumtypen für verschiedene Lebensraumbereiche und Lebensraumgruppen nach Verantwortungsgrad in Graubünden (in Klammer: Anzahl Lebensraumtypen). Die kantonale Verantwortung ergibt sich durch den Flächenanteil des Lebensraums in der Schweiz, der im Kanton Graubünden liegt. Quelle: Grundlagebericht Biodiversität in Graubünden 2022, S.259.

Der biologische Reichtum unseres Kantons

Der biologische Reichtum unseres Kantons ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:

  • Graubünden besteht aus rund 150 Tälern und wird auch als «Land der tausend Täler» bezeichnet. «Eine eigne Schweiz in der Schweiz» sei Graubünden, stellte der Schriftsteller und Politiker Heinrich Zschokke in der Mitte des 19. Jahrhunderts treffend fest. Graubünden ist nicht nur wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich äusserst vielfältig, sondern auch in Bezug auf die Landschaft und die Natur. Das Klima, die Geologie und das Relief sind in den einzelnen Tälern oft sehr unterschiedlich – und damit auch die Artenzusammensetzung der Lebensgemeinschaften.
  • Durch die Lage im Zentrum des Alpenbogens ist Graubünden mit den umliegenden Regionen vernetzt. Der Kanton gehört vier verschiedenen Gewässersystemen an, aus denen am Ende der Eiszeit ganz verschiedene Arten einwanderten. Nordbünden wird durch den Rhein in die Nordsee entwässert, das Engadin durch den Inn ins Schwarze Meer. Das Wasser aus den Bündner Südtälern fliesst in die Adria (das aus dem Misox, dem Calancatal, dem Bergell und dem Puschlav über den Po, jenes aus dem Münstertal über die Etsch.
  • Der Kanton hat Anteil an ganz verschiedenen Klimatypen. Diese reichen vom leicht abgeschwächten atlantischen Klima Nordbündens und der oberen Surselva über das kontinentale Klima Mittelbündens bis zum insubrischen Klima im Engadin und den Südtälern. Die Verbreitungsgebiete vieler Arten reichen so bis nach Graubünden.
  • Die Höhengliederung ist extrem: Der tiefste Punkt liegt auf der Talsohle bei Roveredo (260 m ü. M.), der höchste Punkt ist der Piz Bernina (4049 m ü. M.).

Trends bezüglich Biodiversität in Graubünden

Die verschiedenen nationalen und internationalen Monitorings (siehe untenstehende Links), die auch im Kanton Graubünden laufen, geben zum Zustand der Biodiversität und zu ihrem Trend in den letzten Jahren relevante Informationen.

  • Grundsätzlich lässt sich beobachten, dass sich gewisse häufige und mittelhäufige Arten (Lebensraum-Generalisten), die von der Klimaerwärmung profitieren oder mit der intensiven Landnutzung ausreichend zurechtkommen, tendenziell ausbreiten.
  • Gleichzeitig nehmen die Bestände von seltenen Arten und Lebensraumspezialisten weiterhin ab.
  • Die Vielfalt der Artengemeinschaften nimmt dabei insgesamt ab – was dazu führt, dass die Artenzusammensetzungen in den untersuchten Gebieten einander immer ähnlicher werden. 

Mehr Informationen finden Sie im Grundlagebericht Biodiversität in Graubünden 2022. (Fazits bezüglich Tendenzen der Arten auf S.498; Fazits bezüglich Tendenzen der Lebensräume auf S.258).