Der Kanton Graubünden will dem Klima-Wandel und der damit
verbundenen globalen Erwärmung aktiv begegnen. Dazu hat das Amt für Natur und
Umwelt den Bericht „Klima-Wandel“ erstellt. Dieser gründet auf einer wissenschaftlichen
Aufbereitung verfügbarer Klimadaten. Er stellt dar, welche Auswirkungen durch den
Klimawandel künftig zu erwarten sind. Zudem zeigt der Bericht die bereits eingeleiteten
und geplanten Massnahmen und Aufgaben der kantonalen Verwaltung und der
Gemeinden auf.
Der Klima-Wandel als Folge zu hoher Emissionen von Treibhausgasen ist ein
globales Problem. Die Auswirkungen finden weltweit statt und betreffen verschiedene
Gebiete in Form von unterschiedlichen Bedrohungen. Neben Massnahmen zur
Ursachenbekämpfung sind deshalb auch auf die regionalen Auswirkungen ausgerichtete
Anpassungsstrategien zu entwickeln.
Um die mit dem Klima-Wandel verbundenen Problem- und Handlungsfelder der
nächsten Jahrzehnte aufzuzeigen, hat das Amt für Natur und Umwelt nun den Bericht
„Klima-Wandel“ vom Mai 2009 erstellt. Der Bericht ist ein gemeinsames Werk
verschiedener Dienststellen und Ämter, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des
Klima-Wandels beschäftigen. Er gibt eine Übersicht der aktuellen und künftigen
Aufgaben der kantonalen Verwaltung und enthält Beiträge von verschiedenen
Gemeinden und der Stadt Chur.
Der Bericht stellt in übersichtlicher Form dar, was im Kanton bisher untersucht
beziehungsweise was an Massnahmen eingeleitet wurden. Ausserdem zeigt er auf,
welche Auswirkungen wegen des Klima-Wandels künftig zu erwarten respektive welche
Massnahmen geplant sind, um den Herausforderungen rund um den Klima-Wandel zu
begegnen. Der Bericht soll der Anfang einer periodischen Berichterstattung sein mit
umfassender und transparenter Darstellung der kantonalen Anstrengungen beim
Klima-Wandel.
Wissenschaftliche Analyse bestehender Datenreihen als
Grundlage
Als Grundlage für den Bericht dient eine von MeteoSchweiz durchgeführte,
wissenschaftliche Analyse der bisherigen Messdatenreihen aus dem Kanton
Graubünden. Die Ergebnisse sind im „Klimabericht Kanton Graubünden - Arbeitsbericht
Nr. 228“ der MeteoSchweiz dargestellt.
Anhand der verfügbaren Datenreihen ist eine Klimaerwärmung in Graubünden eindeutig
nachweisbar. Der langfristige Trend zeigt eine Zunahme der Temperatur von 1 bis 2°C
pro 100 Jahre, wobei im Winter die Erwärmung über derjenigen des Sommers liegt. Dies
lässt sich auch anhand der Anzahl Frosttage dokumentieren, welche in den letzten 50
Jahren um 13 bis 42 Prozent abgenommen haben. Dagegen nahm die Anzahl der
Sommertage markant zu. Abgesehen von hohen Lagen, wo Sommertage noch immer
selten sind, kamen alle 10 Jahre 4 bis 11 Sommertage hinzu.
Die Nullgradgrenze stieg in allen Jahreszeiten deutlich an. Die Anstiege bewegen sich
je nach Jahreszeit zwischen 30 und 70 Meter pro 10 Jahre, wobei der Anstieg im Herbst
am niedrigsten und im Sommer am höchsten ist. Allgemein entsprechen diese Werte
einem Anstieg der Nullgradgrenze von 150 bis 200 Meter bei einer Erwärmung von
einem Grad Celsius.
Bei den Niederschlägen sind periodische Schwankungen der saisonalen
Niederschlagssummen typisch. Anhand der Datenreihen sind jedoch signifikante
Änderungen in den Niederschlagsmengen nicht beobachtbar. Nord- und Mittelbünden
sowie das Engadin zeigen Tendenzen einer Zunahme von Tagen mit starken
Niederschlägen. In den Süd-Tälern gibt es dagegen Anzeichen, dass Tage mit starken
Niederschlägen abnehmen. Alle Gebiete haben eine Tendenz zu längeren Perioden mit
Trockentagen, wobei diese im Engadin und den Süd-Tälern etwas grösser ist als im Rest
des Kantons.
Weiter zeigt die Analyse einen klaren Rückgang der jährlichen Anzahl Tage mit
Gesamtschneehöhen über 5 cm beziehungsweise über 30 cm im ganzen Kanton.
Ebenso nehmen die Neuschneemengen nicht nur in tiefen sondern auch in Lagen über
2000 Meter über Meer deutlich ab. Insbesondere fürs Engadin stellt die Analyse einen
Rückgang der maximalen Gesamtschneehöhen fest.
MeteoSchweiz wagt auf der Grundlage der analysierten Daten für den Kanton
Graubünden folgende Voraussagen: Bis Mitte des 21. Jahrhunderts werden sich die
mittleren Temperaturen im Winter um 2°C und im Sommer um gut 2.5°C erhöhen; die
Niederschläge nehmen im Winter um etwa 10% zu, während in den Sommermonaten mit
einer Abnahme der Niederschläge in der Grössenordnung von 20% zu rechnen ist;
extreme Wetterereignisse wie Sommerhitze, Trockenperioden oder Starkniederschläge
werden zunehmen.
Bereits frühzeitig Massnahmen in die Wege geleitet
Bereits in der Vergangenheit hat die Regierung des Kantons Graubünden rasch und
ämterübergreifend auf den Klima-Wandel reagiert. Das Amt für Natur und Umwelt
erstellte im Jahr 2003 einen ersten, unveröffentlichten Bericht zur Klima-Erwärmung in
Graubünden. Im Amt für Wald wurde eine Stelle für Gefahrenprävention geschaffen,
welche die Auswirkungen von Naturgefahren überwacht und beurteilt. Der Kanton fördert
ausserdem Abwärmenutzung, Wärmedämmmassnahmen, erneuerbare Energien und
Fahrzeuge mit geringem CO2-Ausstoss. Auch die Feuerungskontrolle in den Haushalten
und bei Industrie- und Gewerbeanlagen wird konsequent umgesetzt.
Die Anstrengungen zur Reduktion der Erderwärmung müssen jedoch intensiviert
werden. Deshalb räumt auch das Regierungsprogramm 2009 - 2012 dem Klima-Wandel
einen hohen Stellenwert ein. Auf regionaler und lokaler Ebene will der Kanton
Graubünden den Gefahren des Klima-Wandels begegnen, indem beispielsweise
bestehende Schutz- und Vorsorgemassnahmen nachhaltig gesichert und die Potenziale
energieeffizienter Maschinen und Apparate sowie erneuerbarer und alternativer
Energieformen verstärkt genutzt werden.
Die Erderwärmung aufgrund des exzessiven Ausstosses von Treibhausgasen ist eine
unbestrittene Tatsache. Die Komplexität des Problems verlangt rasche und nachhaltige
Lösungen. Eine unbürokratische und ämterübergreifende Zusammenarbeit ist dabei eine
Grundvoraussetzung. Mit dem Bericht über die aktuellen und künftigen Aufgaben der
kantonalen Verwaltung ist ein erster Schritt in die Richtung einer koordinierten
Zusammenarbeit gemacht.
Auskunftspersonen:
- Regierungsrat Claudio Lardi, Vorsteher Erziehungs-, Kultur- und
Umweltschutzdepartement, Tel. 081 257 27 01
- Remo Fehr, Leiter Amt für Natur und Umwelt, Tel. 081 257 29 41
Gremium: Amt für Natur und Umwelt
Quelle: dt Amt für Natur und Umwelt